Beim ersten TV-Triell vor der BUndestagswahl 2021 haben sich die Kanzlerkandidaten Scholz, Laschet und Baerbock am Sonntagabend einen insgesamt recht sachlichen Schlagabtausch um die aktuellen Themen und Herausforderungen geliefert. Einen klaren Sieger gab es nicht, heißt es in den ersten Pressestimmen und Kommentaren - auch wenn die Zuschauer das anders sahen. Hier ein Überblick.
"Es war ein Dreikampf ohne klaren Sieger, ohne klare Siegerin. Und doch geht Armin Laschet noch am ehesten gestärkt aus dem Unentschieden hervor, weil er am meisten zu verlieren hatte und von dem am wenigsten erwartet wurde. (...) Die Frage ist nur, ob das reicht für die letzten vier Wochen des Wahlkampfs. Reicht es, um die eigene Leute wieder zu mobilisieren? Vielleicht. Reicht es, um Unentschlossene zu gewinnen? Sicher noch nicht." Tagesspiegel

"Natürlich war es kein anderer Laschet, der da nun am Sonntagabend auf Baerbock und Scholz traf. Aber eine neue Angriffslust war ihm deutlich anzumerken. Immer wieder knöpfte er sich die Kontrahenten vor, er sprach deutlich emotionaler als sonst. Wie einer, der sich schon aufgegeben hat, trat Laschet nicht auf. Dies hatte jedoch auch eine Kehrseite: Vor allem gegenüber Baerbock gab sich Laschet oft unangenehm onkelhaft." Der Standard (Österreich)
Presseschau zum Triell: Baerbock verspricht Aufbruch, Scholz Respekt, Laschet Standfestigkeit
"Und dann zählt in so einer Talkrunde am Ende eben auch Schlagfertigkeit. Und hier gehen die meisten Punkte an Annalena Baerbock. Sie nutzt jede Gelegenheit, grüne Vorschläge zur Klimapolitik zu platzieren und Armin Laschet liefert ihr dafür auch Vorlagen. " Berliner Zeitung
"Spannend wirds nun, wie der Auftritt der drei Kandidierenden beim Volk ankommt. In der jüngste Umfragestand zeigt, dass die SPD knapp vor der CDU/CSU ist – was nach Laschets Häme und Scholz' staatsmännischer Ruhe wohl auch so bleiben wird. Der dritte Platz der Grünen dürfte sicher sein." Watson (Schweiz)
"Der Unionskanzlerkandidat wirkte oft wie ein grimmiger Underdog – die Grüne Baerbock und SPD-Mann Scholz waren ihm voraus. Doch Armin Laschet darf sich trotzdem Hoffnungen auf einen Wahlsieg machen. (...) Warum ist das so? Weil sich Armin Laschet zurückgezogen hat in traditionelle schwarze Bastionen und nun ganz offensichtlich und vorrangig auf die Mobilisierung der Stammwählerinnen und -wähler setzt. Das wirkte auf manche Zuschauerinnen und Zuschauer möglicherweise ein bisschen putzig – aber es kommt ja immer darauf an, auf welches Publikum es so wirkt und auf welches eben nicht." Spiegel

"Baerbock verspricht Aufbruch, Scholz Respekt, Laschet Standfestigkeit. Bei den Themen Afghanistan und Klimaschutz wurde es lebendig, aber etwas Unfreundliches wollte niemand über den anderen sagen." FAZ
"Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hätte nach den jüngsten desaströsen Umfrageergebnissen auf Angriff spielen müssen. Stattdessen verliert er sich beim direkten Aufeinandertreffen gleich auf mehreren Ebenen zwischen seinen Konkurrenten. Es profitiert vor allem die SPD." Welt
"Laschet im Angriffsmodus, aber TV-Sieg für Scholz!" Bild
Pressestimmen zum Triell: "Endlich kommt etwas mehr Feuer in den Wahlkampf"
"Im ersten TV-Triell vor der Bundestagswahl versuchten die Kanzlerkandidaten im Wahlkampf zu punkten. Während sich Annalena Baerbock kämpferisch zeigt, wirkte Olaf Scholz phasenweise überraschend zurückhaltend. Am meisten Druck lastete am Abend auf Unions-Kandidat Armin Laschet." RND
"Endlich kommt etwas mehr Feuer in den Wahlkampf. Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz haben sich im ersten TV-Triell den erwarteten Schlagabtausch geliefert, nicht allzu hart, aber immerhin." NOZ

"Wer hat überrascht? Die Antwort ist eindeutig: Laschet. Denn seit seinem Lacher im Flutgebiet gilt der CDU-Chef vielen eher als Mann der unglücklicher Bilder. In dem Triell jedoch agiert Laschet auf Augenhöhe mit den beiden anderen Kandidaten. Deshalb kann er es wahrscheinlich für eine Imagekorrektur nutzen, selbst wenn er das Ruder nicht mit einem Mal rumreißen kann, wie die Forsa-Umfrage nahelegt." t-online
"Und es braucht Action, Angriff, Autorität von Armin – denn all das ließ Laschet bisher vermissen. Man merkt: Er versucht was zu reißen jetzt. Dass er Baerbocks Kompetenz mehrfach in Frage stellt, wirkt eher onkelhaft. Olaf Scholz gibt sich staatstragend ruhig und kompetent. Die Ruhe selbst. Und die Grüne Annalena Baerbock? Die punktet mit aufgeräumter Argumentation und praktischer Lebensnähe, vor allem bei Kinderarmut und Klima." Mopo