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Spahn warnt vor "Übermut" bei Corona-Lockerungen

Corona-Maßnahmen

Spahn warnt vor "Übermut" bei Corona-Lockerungen - Erste Lockerungen in Sicht

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    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnt trotz der Entspannung der Corona-Lage zu weiterer Vorsicht.
    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnt trotz der Entspannung der Corona-Lage zu weiterer Vorsicht. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Angesichts der bundesweit entspannteren Corona-Lage kommen in ersten Regionen Lockerungen bei Alltagsbeschränkungen in Sicht - die Bundesregierung mahnt aber zu weiter nötiger Vorsicht. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Mittwoch in Berlin, mit sinkenden Infektionszahlen und auf den Intensivstationen gehe "alles in die richtige Richtung". Es gelte nun aber, sehr aufzupassen, dass Zuversicht nicht zu Übermut werde und es kein Zuviel an Kontakten und Lockerungen gebe. Für Einreisen nach Deutschland gelten ab Donnerstag einheitliche Regeln, die auch Erleichterungen für Geimpfte, Genesene und Urlaubsrückkehrer aus bestimmten Zielen in Europa bringen sollen.

    Das Robert Koch-Instituts (RKI) warb um Geduld. "Bei aller Zuversicht dürfen wir bitte eines nicht vergessen: Diese Pandemie ist ja nicht vorbei", sagte Präsident Lothar Wieler. Es erkrankten nun vor allem die Jüngeren, darunter viele Schülerinnen und Schüler sowie junge Erwachsene. Und es gebe noch immer rund 1000 Todesfälle pro Woche. "Die Situation ist weiter ernst." Zugleich gebe es erfreuliche Fortschritte, auch beim Impfen. Um die Pandemie zu beenden, müssten aber 80 Prozent der Bevölkerung entweder die Infektion durchgemacht haben oder geimpft sein. "Wenn wir zu früh öffnen, würde sich das Virus wieder verbreiten". Es dürfe nicht auf den letzten Metern zu neuen Erkrankungen, Langzeitfolgen und Todesfällen kommen.

    Bundesweite Inzidenz nähert sich 100er Marke

    Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz nähert sich bei sinkenden Fallzahlen nun der Schwelle von 100. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI am Mittwoch bei 107,8 (Vortag: 115,4; Vorwoche: 132,8). Die Schwelle von 100 ist in der sogenannten Bundesnotbremse für besonders hohes Infektionsgeschehen genannt - wird sie in einer Region für mehrere Tage über- oder unterschritten, müssen schärfere Maßnahmen greifen oder können wieder ausgesetzt werden.

    Spahn sagte, es werde sich erst in den nächsten Wochen entscheiden, ob die Lage im Sommer insgesamt besser sei. Nötig sei dafür auf allen politischen Ebenen auch die Bereitschaft, im Fall steigender Infektionen schnell wieder Beschränkungen einzuführen und nicht lange zu warten. Bundesweit gibt es beim Infektionsgeschehen weiter große regionale Unterschiede. Bei den Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen reicht die Spanne von nun 49 in Schleswig-Holstein bis 168 in Thüringen. Derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI in mehr als 190 von 412 Kreisen und kreisfreien Städten unter 100.

    Lesen Sie auch: Über ein Drittel der Deutschen mindestens einmal gegen Corona geimpft

    Hamburg hebt Ausgangsbeschränkungen auf

    In Hamburg wurden die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen aufgehoben. In Schleswig-Holstein sollen ab Montag Corona-Regeln gelockert werden, vor allem im Tourismus und der Gastronomie, bei Kontakten im Freien und in der Freizeit. In Mecklenburg-Vorpommern darf die Gastronomie von Pfingstsonntag (23. Mai) an wieder öffnen - außen und innen. Der Tourismus wird am 7. Juni für Einwohner des Landes und am 14. Juni für Gäste aus anderen Bundesländern geöffnet, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstagabend sagte.

    Für Einreisen aus dem Ausland greifen von Donnerstag an bundesweit einheitliche Corona-Regeln. Für vollständig Geimpfte und Genesene fallen damit Vorgaben zu Quarantäne und Test-Erfordernissen weg - außer, man kommt aus einem Gebiet mit ansteckenderen Virusvarianten, wie Spahn sagte. Laut einer vom Kabinett beschlossenen Verordnung können auch Nicht-Geimpfte die bisher übliche Quarantäne von zehn Tagen nach Einreise vermeiden - wenn sie aus einem "Risikogebiet" mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 50 kommen. Dafür muss man belegen, dass man frisch negativ getestet ist. Gehen soll das auch durch Hochladen des Nachweises in der digitalen Einreiseanmeldung.

    Reisen im Sommer in Europa erleichtern

    Die Regelung soll auch Reisen im Sommer in Europa erleichtern, wie das Ministerium erläuterte - etwa, wenn geimpfte Eltern zusammen mit nicht-geimpften Kindern reisen. Der Deutsche Reiseverband sprach von einem "Signal der Zuversicht", das Urlaubern und Anbietern wieder eine positive Perspektive eröffne. "So haben auch diejenigen, die noch keine Möglichkeit hatten geimpft zu werden, die Möglichkeit, ohne Quarantäne zu verreisen", sagte Präsident Norbert Fiebig. Jedoch verlängere die Bundesregierung auch die Ende März eingeführte generelle Testpflicht für Einreisen per Flugzeug.

    Wie Reiseländer für deutsche Urlauber eingestuft werden, ist auf der Internetseite des RKI zu sehen. Neben den "Risikogebieten" gibt es "Hochinzidenzgebiete" mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 sowie "Virusvariantengebiete" mit neuen Mutationen. Bei der Rückkehr aus Hochinzidenzgebieten soll es dabei bleiben, dass man die Quarantäne frühestens nach fünf Tagen durch einen negativen Test verkürzen kann. Rückkehrer aus Virusvariantengebieten müssen weiterhin für 14 Tage in häusliche Quarantäne gehen.

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