Viele Menschen heizen weniger als in den vergangenen Jahren – reicht das eingesparte Gas, um eine Notlage zu verhindern?
Bild: Christin Klose, dpa (Symbolbild)
Viele Menschen heizen weniger als in den vergangenen Jahren – reicht das eingesparte Gas, um eine Notlage zu verhindern?
Bild: Christin Klose, dpa (Symbolbild)
Jeder zehnte Deutsche hat bis Ende November noch nicht geheizt, viele andere drehen ihre Heizung einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov deutlich weniger auf als in vorherigen Wintern. Das macht die Auswirkungen der Gaskrise spürbar: Eine warme Wohnung wird für alle teuer – für manche wird es sogar schwer, über die Runden zu kommen.
Gleichzeitig ist es eine gute Nachricht, dass die Menschen weniger heizen. Schließlich soll eine Notlage verhindert werden, in der das Gas rationiert werden müsste. In diesem Fall würde die Bundesnetzagenturübernehmen und einen Notfall ausrufen. Sie würde dann auch die Gasverteilung regeln – also entscheiden, wer noch wie viel Gas bekäme und wer leer ausginge. Die Behörde veröffentlicht deshalb fünf Kernmerkmale, anhand derer sie die aktuelle Lage einschätzt.
Je kälter es wird, desto mehr Gas wird verheizt. Für die aktuelle Kalenderwoche rechnet die Bundesnetzagentur mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 0,5 Grad. Diese Prognose vergleicht die Behörde mit der Durchschnittstemperatur im gleichen Zeitraum von 2018 bis 2021 – die liegt knapp unter drei Grad.
Wie relevant die Temperatur ist, zeigt eine Beispielrechnung: Wäre der Winter durchgehend zwei Grad kälter als in der Vergangenheit, wären diesen Winter etwa 44 Terawattstunden Gas zusätzlich zum Heizen nötig. Das entspräche fast einem Fünftel der Kapazität der deutschen Gasspeicher.
(Hier finden Sie den aktuellen Füllstand der Gasspeicher in Deutschland.)
Zwar soll es nun erst einmal kalt werden, doch insgesamt rechnet der Deutsche Wetterdienst eher mit einem milden Winter. Das solle aber nicht davon ablenken, dass Gas eingespart werden muss, warnt die Bundesnetzagentur. Das sei "momentan unabhängig von den erwarteten Wintertemperaturen notwendig".
Die Bundesnetzagentur beobachtet, wie gut das Gas-Sparen bisher funktioniert. Weil der Verbrauch so stark von der Temperatur abhängt, vergleicht sie ihn mit Zeiten, in denen die Temperaturen ähnlich waren.
Um den erhöhten Verbrauch im Winter bewältigen zu können, sind Gasspeicher entscheidend. In diese wurde im Sommer und Herbst immer mehr Gas eingespeist, Mitte November waren sie komplett voll. Nun sinkt der Füllstand. An sich ist das kein Problem, doch sollten sich die Speicher zu schnell leeren, könnte es kritisch werden.
Die Bundesnetzagentur beobachtet auch die Gas-Lage in den Nachbarländern. Denn sollte dort eine Gas-Notlage eintreten, hätte das auch Einfluss auf die Lage in Deutschland.
Das fünfte Merkmal, das die Bundesnetzagentur betrachtet, sind die Börsen: Lässt sich dort genug Regelenergie beschaffen? So werden Gasmengen bezeichnet, die akut benötigt werden, um den Druck im Gasnetz zu regeln, damit dieser auf einem gleichmäßigen Niveau bleibt. Diese werden normalerweise an der Börse gehandelt.
Anfang Dezember sieht es also so aus: Die kalten Temperaturen dürften dazu führen, dass mehr geheizt wird. Haushalte und Industrie müssten noch sparsamer mit Gas umgehen, um die Gefahr einer Mangellage zu senken. Da die Speicher aber gut gefüllt sind, die Nachbarländer die Situation im Griff haben und die kurzfristige Gasbeschaffung über die Börse funktioniert, ist die Versorgung aktuell gewährleistet. Für ein umfassendes Bild beobachtet die Bundesnetzagentur neben den angegebenen Merkmalen noch weitere Daten. Insgesamt bewertet die Behörde die Situation als angespannt und warnt, dass sie sich weiter verschlechtern könnte.
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