Die Zahlen sprechen für sich: Etwa 30 Prozent der jährlich bis zu 9.000 Bergwacht-Einsätze in Bayern spielen sich in den Allgäuer Alpen ab, werden also von über 500 ehrenamtlichen Bergwachtfrauen und -männern aus 17 Bereitschaften zwischen Augsburg und Oberstdorf gestemmt. Dass das Allgäu bei den Bergrettungs-Einsatzzahlen bayern- und bundesweit an der Spitze liegt, hängt mit den vielen Skigebieten in der Region zusammen. Generell gilt: Wintereinsätze auf Skipisten sind häufiger als Bergunfälle im Sommer, die aber oft langwieriger und damit arbeitsintensiver verlaufen.
1923 wurde "Natur- und Sittenwacht" in Immenstadt gegründet
Etwa 400 Gäste feierten am Dienstagabend im Oberallgäuer Fischen das 100-jährige Bestehen der Hilfsorganisation unter dem Dach des Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Am 8. Juni 1923 wurde die Allgäuer „Natur- und Sittenwacht“ in Immenstadt gegründet. Vorrangiges Ziel war zunächst der Naturschutz und der „Ordnungsdienst“; die Rettung Verunglückter gewann aber schon bald an Bedeutung.

An die vielen spektakulären Einsätze erinnerte Ernst Vogt, der als früherer Chef des Rucksackradios im Bayerischen Rundfunk den Festabend moderierte. Beispielsweise an die große Rettungsaktion aus der Eiger Nordwand 1957, als mit Allgäuer Beteiligung der italienische Bergsteiger Claudio Corti lebend aus der Wand geborgen werden konnte. Vogt: „Da wurde schier Unmenschliches geleistet.“
Bergwacht-Chef: "Es gibt ständig Übungsbedarf"
Es gebe immer neue Rettungstechniken und damit ständig Übungsbedarf, skizzierte der Allgäuer Bergwacht-Chef Daniel Heim den technischen Wandel. Wie bei einer Zeitreise demonstrierten Bergwachtmänner und -frauen in historischer Kleidung und der entsprechenden Ausrüstung die Rettungstechniken von vorgestern, gestern und heute.
Viel Lob gab es von politischer Seite: Es sei „beeindruckend, wie selbstlos jeder Einzelne von Ihnen ist“, sagte der bayerische Innen-Staatssekretär Sandro Kirchner zu den Rettungskräften. Er attestierte den Bergwachtlern „Idealismus, Leidenschaft und Menschlichkeit“. Kirchner sagte der Organisation auch weiter die finanzielle Hilfe des Freistaats zu, „damit die Bergwacht auch zukünftig ein starker und verlässlicher Partner bleibt“.

DAV-Präsident: "Verneigen uns vor Hilfsbereitschaft"
„Wir verneigen uns vor dieser Hilfsbereitschaft und diesem Engagement“, erklärte der Präsident des Deutschen Alpenvereins (DAV), Roland Stierle. Er sei „stolz auf die enge Partnerschaft“ zwischen der Hilfsorganisation und dem weltweit größten Bergsportverband. Die Bergwacht sei heute „ganz tief in der Bevölkerung verankert“, versicherte der Geschäftsführer der Organisation in Bayern, Klaus Schädler. Den funktionierenden und gut organisierten Rettungsdienst auch in anderen Bereichen bezeichnete er als „eine unwahrscheinliche Errungenschaft für unsere Gesellschaft“.