Eine Bergtour sollte gut vorbereitet sein. Ansonsten drohen Unfälle.
Bild: Ralf Lienert
Eine Bergtour sollte gut vorbereitet sein. Ansonsten drohen Unfälle.
Bild: Ralf Lienert
ein Gedanke vorweg: Die Alpen sind ein besonderer Ort. Jedem sei es vergönnt, ihn zu genießen. Ganz egal ob er Einheimischer oder Tourist ist.
Genauso sollte sich jeder Gedanken machen, bevor er zu einer Wanderung aufbricht.
Wir Bergwachtler - übrigens alle ehrenamtlich aktiv - erleben leider immer wieder, dass sich Menschen leichtsinnig in Gefahr bringen. Grob gesagt, lassen sie sich in zwei Kategorien unterteilen:
Er stolpert völlig unbedarft in eine gefährliche Situation. Er fährt beispielsweise mit der Bergbahn auf den Gipfel - und beschließt spontan nach unten zu laufen. In Turnschuhen oder Sandalen. Untrainiert, ohne Proviant. Er wirft kurz einen Blick aufs Handy, das ihm den kürzesten Weg nach unten vorschlägt. Der führt dann beispielsweise vom Tegelberg-Gipfel schnurstracks in einen Klettersteig: die Gelbe Wand. Und schon wird's brenzlig.
Er ist bestens ausgerüstet, was an sich natürlich sehr gut ist. Doch das Top-Equipment führt in seinem Fall dazu, sich und das eigene Leistungsvermögen zu überschätzen. Motto: Ich bin ja super ausgerüstet und hab ein Smartphone dabei... Dann werden große oder spektakuläre Touren gewählt, für die weder körperliche Vorbereitung noch alpine Kenntnisse ausreichen. Oder man steigt zum Beispiel nachts in einen Klettersteig, den man schon tagsüber kaum schaffen würde.
Natürlich lassen sich Unfälle in den Bergen nie gänzlich verhindern. Genau deshalb sind wir Bergwachtler da. Wir sind ehrenamtliche Helfer mit Leib und Seele.
Aber wir denken auch, dass manche Einsätze vermeidbar wären. Ein Beispiel. Wir wurden schon einmal von wandernden Urlaubern gerufen, die kurz vor der Rohrkopfhütte einen Notruf abließen und über Erschöpfung klagten. Als wir dann die Hütte erreichten, saßen sie gemütlich bei Kaiserschmarrn und Radler zusammen und forderten uns auf, doch zu warten, bis sie aufgegessen und -getrunken hatten.
Das muss doch nicht sein, oder?
Die Zahl der Einsätze hat sich bei der Füssener Bergwacht - und sicher nicht nur bei uns! - im Laufe der vergangenen Jahre erhöht. Mittlerweile sind es bei uns 120 bis 140 pro Jahr. 80 Prozent davon im Sommer und Herbst. Manche halten dies für eine Selbstverständlichkeit.
Denn die wenigstens wissen, dass wir allesamt Ehrenamtlich aktiv sind. Jeden Tag haben fünf von 38 aktiven Kollegen der Füssener Bergwacht Bereitschaft - neben Job und Familie. Pro Halbjahr kommen pro Mann oder Frau sechs bis sieben Wochen Bereitschaftsdienst zusammen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir jammern deshalb nicht. Aber wir freuen uns, wenn jemand nach einer geglückten Rettung auch mal "Danke" sagt.
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, warum ich mich seit über 25 Jahren bei der Bergwacht engagiere?
Meine Antwort: Ich möchte, dass das Leben funktioniert. In unserer Gesellschaft. In unserer Gegend. In unserem Gebirge.
Wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, gelingt das umso besser.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine verletzungsfreie und schöne Bergsaison!
Ihr Hannes Bruckdorfer