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Allgäuer Bäume werden jetzt aus dem All überwacht

Moderne Technologie im Forst

Allgäuer Bäume werden jetzt aus dem All überwacht

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    Waldbesitzervertreterin Ulrike Hagenauer, Roman Prestele von der Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu sowie Tobias Jäger und Fabian Popp von der Firma „Waldstolz“ (von links) kooperieren, um Borkenkäferbefall in Oberallgäuer Wäldern rechtzeitig zu entdecken.
    Waldbesitzervertreterin Ulrike Hagenauer, Roman Prestele von der Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu sowie Tobias Jäger und Fabian Popp von der Firma „Waldstolz“ (von links) kooperieren, um Borkenkäferbefall in Oberallgäuer Wäldern rechtzeitig zu entdecken. Foto: Matthias Becker

    Mit dem heißen Sommerwetter hält ein altbekannter Feind deutscher Forstbesitzer wieder Einzug in den Wald: der Borkenkäfer. Wer seine Bäume nicht regelmäßig kontrollieren kann oder mag, riskiert hohe Schäden durch das Insekt. Es befällt, wenn es nicht gestoppt wird, gerne ganze Waldstücke. Zwei junge Männer wollen privaten Forstbesitzern nun bei der Überwachung ihrer Bäume helfen – mithilfe von Satellitentechnik. Das Oberallgäu ist eine Modellregion für die einjährige Pilotphase.

    Etwa 200 Hektar Wald überwachen die Gründer der Firma „Waldstolz“, Tobias Jäger und Fabian Popp, im Oberallgäu seit dem 1. Mai in Kooperation mit der dortigen Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). Wöchentlich werten Algorithmen die Satellitenbilder der europäischen Weltraumorganisation ESA aus, um Kronenverfärbungen frühzeitig zu erkennen. Sobald Bäume starke Stress-Symptome beispielsweise durch Borkenkäferbefall zeigen oder es zu anderen, kritischen Veränderungen kommt, gibt es eine Meldung per E-Mail oder SMS mit genauer Lokalisation und vermutetem Ausmaß.

    Kaum Satelliten-Warnungen vor Borkenkäferbefall in Oberallgäuer Wäldern bisher

    Noch hat das System allerdings kaum Warnungen verschickt: „Wir hatten einen kühlen und feuchten Mai, und die Borkenkäfer kommen jetzt erst so langsam“, erläutert Jäger. Die vielen Wolken hätten außerdem einige Satellitenbilder unbrauchbar gemacht. Trotzdem sind am Mittwoch die ersten drei Warnungen eingetroffen, das FBG will die Bereiche bald kontrollieren.

    „Wir hoffen, dass wir den Borkenkäfer mithilfe der Satellitentechnik in den Griff kriegen können“, sagt Roman Prestele, Geschäftsführer der FBG Oberallgäu. „Waldbesitzer bekommen den Befall oft erst zu spät mit“, sagt Popp. Die Gründe dafür seien vielfältig: Die Forsteigentümer wohnen beispielsweise weit weg oder das Gelände ist schwer zu kontrollieren, weil es an einem Hang liegt.

    Satellitenbilder machen gezielte Suche nach Schäden im Forst möglich

    „Der Satellit sieht Dinge, die Menschen nicht sehen können“, sagt Jäger. Allerdings könne man einzelne befallene Bäume noch kaum erkennen. „Ab fünf Bäumen aufwärts sieht man es aber“, sagt Jäger. Auch das Anfangsstadium des Befalls, wenn nur das Bohrmehl sichtbar ist, kann mithilfe der Satellitenbilder nicht entdeckt werden. Erst wenn mehrere Bäume eine bräunliche Farbe annehmen, schlage das System Alarm.

    Zudem könne der Satellit nicht zwischen Verfärbungen wegen Dürre oder wegen Käferbefalls unterscheiden. Die neue Technik ist noch also noch nicht perfekt – nichtsdestotrotz sieht Roman Prestele klare Vorteile darin: „Sie hilft uns, gezielter nach Befall zu suchen und einzugreifen.“ Bisher war das Interesse an dem Projekt im Oberallgäu trotzdem begrenzt. „Wir erwarten aber, dass die Nachfrage im Sommer noch steigen wird.“

    Jäger und Popp fangen ja auch gerade erst an. Wenn es nach den jungen Männern geht, soll ihre Satellitenüberwachung künftig noch viel mehr können, als Borkenkäferbefall zu entdecken.

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