Die Zahl ist überaus beeindruckend: 600 Millionen Bäumchen müssten bundesweit gepflanzt werden, um alle Waldschäden zu beseitigen. Trockenheit und heiße Sommer haben in weiten Teilen der Republik zu einem katastrophalen Absterben der Fichtenbestände geführt. Im Allgäu ist die Lage zwar noch besser, doch der Klimawandel mit mehr Wetterextremen wie beispielsweise einer Häufung von Stürmen hinterlässt auch dort seine Spuren. Außerdem hat der Wald in Bergregionen vielfach noch eine besonders wichtige Funktion als Lawinenschutz.
Entsprechend komme der Waldpflege eine „existenzielle Bedeutung“ auch für kommende Generationen zu, sagt der frühere Oberallgäuer Landrat Anton Klotz, der als Beiratsvorsitzender der Bergwald-Offensive (BWO) weiterhin im Amt bleibt. Er fordert den Freistaat Bayern auf, für die Bergwald-Offensive mehr Geld und mehr Personal bereitzustellen. Ziel des 2008 gestarteten Projekts war und ist es, den Bergwald zukunftsfähig für den zu erwartenden weiteren Temperaturanstieg in den nächsten Jahrzehnten zu machen. Das heißt: Statt reinen Fichtenkulturen wird ein stabiler Mischwald angestrebt, der beispielsweise zu je einem Drittel aus Buche, Tanne und Fichte bestehen sollte.
Positives Beispiel: Wald zwischen Blaichach und Gunzesried
Inzwischen arbeitet die BWO im Oberallgäu mit drei Hauptamtlichen. Umgesetzt werden die Ziele in 15 Projektgebieten. „Die Runden Tische sind unsere Arbeitsgremien“, sagt Forstdirektor Peter Titzler. Nur wenn es gelingt, Waldbesitzer, Jäger und andere Akteure an einen Tisch zu bringen und gemeinsame Ziele zu definieren, gibt es Unterstützung durch die Bergwald-Offensive. „Jedes dieser Projektgebiete hat ein eigenes Drehbuch“, sagt Titzler. 8,5 Millionen Euro sind seit der Gründung im Raum Oberallgäu/Lindau in die Bergwald-Offensive gesteckt worden. Als eines von mehreren positiven Beispielen gilt der Wald zwischen Blaichach und Gunzesried (Oberallgäu). Dort ist ein stabiler Mischwald entstanden, die Naturverjüngung klappt bestens. Selbst an den Weißtannen gibt es so gut wie keine Verbissschäden. Hier sei „das Ziel erreicht“, sagt Titzler.
Kein Schutz für Balderschwang
Anders sieht es in Balderschwang aus, wo im Januar 2019 eine Lawine in ein Hotel gekracht war. „Balderschwang steht leider nach wie vor auf der Warteliste“, sagt Anton Klotz. Notwendig sei dort eine Lawinenschutz-Verbauung, die aber frühestens nächstes Jahr komme. Das Projekt sei bisher an „abnormalen Vorstellungen der Grundbesitzer“ gescheitert, kritisiert der Ex-Landrat. Die Bergwaldoffensive habe sich „Kommunikation und Partizipation“ auf ihre Fahne geschrieben, sagt der Allgäuer Schutzwaldmanager Klaus Dinser. Dazu gehöre auch, auf Facebook und Instagram präsent zu sein. Dafür wurde jetzt eigens eine Influencerin eingestellt.
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