Radar- und Tempokontrollen im Allgäu: Mehr Raser sind derzeit nach Beobachtung der Verkehrspolizeiinspektion (VPI) Kempten auf den Allgäuer Straßen unterwegs. Offensichtlich seien manche Fahrer der Meinung, dass die Verkehrsregeln aufgehoben seien, sagte Polizei-Pressesprecher Holger Stabik. Die Zahl der Beanstandungen bei Radarkontrollen habe sich in der Zeit der Corona-Beschränkungen fast verdoppelt, berichtete Herbert Spengler, stellvertretender Leiter der VPI Kempten.
Polizei stellt klar: Wir kontrollen auch in der Corona-Krise
Normalerweise sind nach Spenglers Worten bei Kontrollen etwa sechs bis sieben Prozent der Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs, derzeit aber seien es zehn bis zwölf Prozent. Und: Die Zahl der extrem schnellen Fahrer habe ebenso zugenommen, während es ja auf den Straßen insgesamt weniger Verkehr gebe. „Vielleicht wollen manche nur Druck ablassen“, vermutet Spengler und stellt klar: Auch in Corona-Zeiten werde das Einhalten von Sicherheitsabständen und Geschwindigkeitsbegrenzungen konsequent überwacht.
Einen besonders drastischen Fall, der sich in den vergangenen Tagen zugetragen hat, schilderte Spengler im Gespräch mit unserer Zeitung. Da fiel den Beamten auf der B 12 ein mit Benzin beladener Tanklastwagen auf, der bei erlaubten 60 km/h mit teilweise über 100 km/h unterwegs war und zwei Mal trotz Verbots überholte. Schließlich stellte sich heraus, dass der 59-jährige Fahrer einen Tag zuvor gleich viermal gegen das Überholverbot verstoßen hatte. Jetzt muss der Mann laut Polizei mit 1.000 Euro Bußgeld und mit bis zu zehn Punkten in der Flensburger Verkehrssünderkartei rechnen. Damit wäre er vermutlich den Führerschein los, sagte Spengler.
Zu hohe Geschwindigkeit: 161 statt 70 Stundenkilometer
Zwischen Ruderatshofen und Marktoberdorf zogen Beamte der Verkehrspolizei einen Autofahrer aus dem Verkehr, der mit Tempo 161 unterwegs war, obwohl dort nur 70 km/h erlaubt sind. Und auf der Autobahn hielt ein Pkw-Fahrer bei Tempo 200 nur 15 Meter Sicherheitsabstand ein, obwohl eigentlich 100 Meter erforderlich wären. Das entspricht dem vorgeschriebenen halben „Tachoabstand“ (200 Meter geteilt durch zwei).
Polizisten berichten zudem über eine deutliche Zunahme der Beleidigungen. Zum Beispiel würden Beamte bei Radarkontrollen in diesen Tagen von unbeteiligten Fußgängern oder Radfahrern angepöbelt und beschimpft, sagte Spengler.