"Bei uns wird alles im Kleinformat gemacht und nicht für die Masse", betont Martina Möslang. Sie und ihr Mann Frank ("Lino") betreiben seit 2013 die Sennalpe Derb am Fuß des Mittags auf 910 Metern Höhe. Hier wird sogar noch selber gekäst.
Bild: privat
"Bei uns wird alles im Kleinformat gemacht und nicht für die Masse", betont Martina Möslang. Sie und ihr Mann Frank ("Lino") betreiben seit 2013 die Sennalpe Derb am Fuß des Mittags auf 910 Metern Höhe. Hier wird sogar noch selber gekäst.
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Für Martina und Frank ("Lino") Möslang beginnt der Tag sehr früh. Um vier Uhr morgens holt der 49-Jährige die 14 Kühe von der Weide, melkt sie und beginnt mit dem Käsen. Eine Stunde später beginnt seine Frau Martina mit dem Kuchenbacken und dem Herrichten der Terrasse. Auch die beiden Söhne Luis (10) und Hannes (12) fährt die 41-jährige Mutter in die Schule. Bis zehn Uhr muss alles fertig sein, denn dann kommen schon die ersten Gäste zur Sennalpe Derb (910 Meter).
Seit 2013 bewirtschaftet das Ehepaar Möslang die Alpe am Fuß des Mittags zwischen Ettensberg und Gunzesried im Oberallgäu, die seit 1948 in Familienbesitz ist. Damals übernahm Ludwig Möslang den Bauernhof der Familie Fuchs in Ettensberg zusammen mit der Alpe. Bis 1970 bewirtschaftete er die Alpe Derb mit seinen Milchkühen. 1980 übernahmen dann Helga und Herbert Möslang, die Eltern des heutigen Betreibers, und bauten die Alpe Derb 1993 zur Sennalpe um.
Obwohl Martina und Lino Möslang schon vorher mitgeholfen haben, war die Übernahme vor allem für die 41-Jährige eine kleine Herausforderung. "Es ist einfach anders, wenn man eine Alpe selber führt. Wir wussten zwar, was an Arbeit auf uns zukommt. Aber vor allem mit zwei kleinen Kindern mit knapp zwei und vier Jahren war alles ein bisschen ungewiss", erzählt Martina Möslang. "Aber wir haben es geschafft", fügt sie hinzu und lacht.
Mittlerweile ist der Tagesablauf gut eingespielt. Von Mai bis September bewirten Martina und Lino Möslang sieben Tage die Woche von 10 bis 19 Uhr Ausflügler und Wanderer auf der Sennalpe Derb. "Ganz alleine schaffen wir die langen Tage nicht mehr", sagt Martina Möslang. Deshalb helfen ihr ein paar Mädels: Studentinnen und Schülerinnen. "Und auch der Opa wurschtelt im Hintergrund noch mit", fügt sie hinzu. "Man muss einfach zusammenhelfen."
Sogar die beiden Buben Luis und Hannes helfen schon mit: Den Stall sauber machen und die Kühe ein- und austreiben zum Beispiel. Denn Gemolken wird nicht nur einmal am Tag in der Früh, sondern auch am späten Nachmittag. Täglich um 16 Uhr holt Lino Möslang deshalb ein zweites Mal die Kühe von der Weide. "Die Kühe haben wir von drei Bauern aus dem Umkreis über den Sommer quasi geleast", erklärt Martina Möslang lachend. Neben den 14 Kühen leben noch Schweine, Hühner und Hasen auf der Sennalpe Derb. (Lesen Sie auch: Arbeiten auf einer Hütte im Allgäu: "Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen")
Aus der Milch macht Lino Möslang Berg-, Bärlauch- und Bochshornkleekäse. Ab und zu gibt es auch Chilikäse. "Den Käse verwenden wir für unsere Brotzeiten und verkaufen ihn zusätzlich vor Ort. Bei uns kann man auch bestellen. Den Käse verschicken wir dann, wenn die Temperaturen passen", erklärt die Betreiberin der Sennalpe Derb. Neben dem Käse macht Lino Möslang auch die Butter für die diversen Brotzeiten, die auf der Alpe angeboten werden, selber.
Die defitgen Brotzeiten gibt es in verschiedenen Variationen: Von reinen Käsebrotzeiten über gemischte Brotzeiten mit Hirschwurst, Geselchtem oder Schinken ist alles dabei. Der Renner unter den Gästen ist aber ein speziell sauer angemachter Käsesalat. Daneben locken saisonale Kuchen, etwa Käse- und Rhabarberkuchen oder Zwetschgendatschi. Warme Gerichte gibt es dagegen keine. Produkte, die sie nicht selber herstellen, bezieht das Ehepaar aus der Region. Dazu haben sie sich als Mitglied des Allgäuer Alpgenusses verpflichtet. (Lesen Sie auch: "Alles hängt am Berg zusammen" - Ausgezeichneter Allgäuer Älpler über das Geheimnis des perfekten Bergkäs)
Von Mai bis September wohnt die Familie auf der Sennalpe Derb, danach geht es ins Winterquartier nach Ettensberg. "Die Hasen nehmen wir mit", sagt Martina Möslang und lacht. Da die Alpe bis Mitte Oktober von 10 bis 18 Uhr noch geöffnet ist, fahren sie in der Zeit täglich von Ettensberg hoch. Das ist kein Problem, da die Alpe auf 910 Metern liegt. "Es ist keine hochgelegene Alpe." Aber dadurch sei sie gut erreichbar und ein "Alpgenuss für jedermann", sagt die 41-Jährige.
Hinzu kommt, dass man fast bis zur Hütte mit dem Auto fahren kann. Etwa 80 Meter unterhalb der Sennalpe Derb gibt es Parkplätze. "Trotzdem wird bei uns alles im Kleinformat gemacht und nicht für die Masse", betont Martina Möslang. Auch für Familien mit kleinen Kindern ist die Alpe gut erreichbar. Von Blaichach aus geht es sogar mit dem Kinderwagen. Und oben gibt es für Kinder auch einen kleinen Spielplatz.
In der Winterpause genießt Martina Möslang vor allem das Familienleben, das während des Sommers doch etwas zu kurz kommt. Allerdings fallen auch in dieser Zeit Arbeiten an. Bis Ende November ist Lino Möslang mit Reparaturen und Vorbereitungen für den nächsten Sommer auf der Alpe beschäftigt.
Und ab Mitte Februar macht sich Martina Möslang schon wieder Gedanken zur neuen Sommersaison: "Gibt es Änderungen auf der Speisekarte, müssen sie neu gedruckt werden und und und." Im April geht es dann ans Vorbereiten, bevor im Mai die Alpe wieder für Gäste öffnet. Zwar sei es das ganze Jahr über viel Arbeit als Betreiber einer Alpe. "Aber zufriedene Gäste am Ende des Tages sind das Allerschönste. Dann macht die viele Arbeit auch Spaß." (Lesen Sie auch: Harte Arbeit statt romantischer Auszeit: Zwei Allgäuer Hüttenwirtinnen erzählen)
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