Noch liegt in den höheren Lagen der Allgäuer Alpen überdurchschnittlich viel Schnee. Und doch beginnt weiter unten der Alpsommer – wegen des kühlen Frühjahrs etwa zehn Tage später als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Beim Alpwirtschaftlichen Verein Allgäu (AVA) sind insgesamt 701 Alpen gelistet, davon die meisten im Oberallgäu. 170 Betriebe verfügen über eine Konzession, um Wanderer und Mountainbiker bewirtschaften zu dürfen. Die Auftriebszahlen sind seit Jahren in etwa stabil.
Nach Angaben von Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins, kommen diesen Sommer etwa 30 000 Stück Jungvieh – Schumpen genannt – auf die Alpen, zudem 2500 Kühe, deren Milch auf den Sennalpen zu Käse verarbeitet wird. Außerdem verbringen 250 Pferde, 300 Schafe, 200 Ziegen und 500 Schweine den Sommer am Berg. Warum Sauen auf Alpen gehalten werden? In erster Linie, weil sie ein guter Verwerter der frischen Molke sind. Molke fällt beim Käsen auf den gut 40 Sennalpen an.
Alpsommer 2021: Schnee ist ein guter Wasserspeicher für Schumpen im Allgäu
Der viele Schnee in den Allgäuer Alpen, der sich nordseitig bis in den Sommer hinein halten wird, sei erfahrungsgemäß ein guter Wasserspeicher für die höher gelegenen Alpen, sagt Honisch. Die Alpwirtschaft unterscheidet verschiedene Alptypen nach Höhenlagen: Die talnahen Landalpen liegen zwischen 800 und 1000 Metern und werden bis Ende Mai bezogen. Ab Juni geht es auf die zwischen 1000 und 1400 Meter hoch gelegenen Mittelalpen. Erst Ende Juni/Anfang Juli gehen die Hirten mit ihren Tieren auf die Hochalpen.
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Bereich der Allgäuer Alpen hat eine Größe von insgesamt 18 800 Hektar. Dieser Wert sei seit Jahren relativ konstant, sagt Honisch im Gespräch mit unserer Zeitung. Wenn die offenen Weideflächen nicht mehr bewirtschaftet und von Älplern gepflegt werden, kommt es zur Verbuschung und Bewaldung. Dann wäre auch die für den Tourismus und die Artenvielfalt so wertvolle Allgäuer Alplandschaft in Gefahr. Wegen des zu erwartenden Besucheransturms im Sommer appelliert der Alpwirtschaftliche Verein an die Vernunft von Wanderern und Radlern. „Querfeldeinfahren über Wiesen und Weiden geht gar nicht“, sagt Honisch. Besucher sollten sich von Tieren fernhalten und sie nicht füttern.
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