Seit Wochen sorgt der selbsternannte "Anzeigenhauptmeister" bundesweit für Schlagzeilen. Niclas Matthei, wie der 18-Jährige heißt, hat es sich zum Ziel gemacht, Falschparker in ganz Deutschland ausfindig zu machen und anzuzeigen. Erst in der vergangenen Woche war er erstmals im Allgäu. In Kaufbeuren radelte er umher und dokumentierte widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge, um sie dem Ordnungsamt mitzuteilen.
Ob der 18-Jährige nach dem Vorfall in Kaufbeuren, bei dem er mit einer Frau aneinander geraten war, nun genug vom Allgäu hat? Dabei gäbe es noch eine Menge Orte, bei denen sich ein genauerer Blick lohnen dürfte. Besonders in den Sommermonaten - zur Wandersaison - sind einige Stellplätze in der Region heillos überfüllt. Dann wird kreuz und quer auf Grünstreifen, Wiesen und in Einfahrten geparkt. Wir haben die Falschpark-Hotspots im Allgäu zusammengetragen.
Parkplätze in Reichenbach / Rubi bei Oberstdorf
Im Allgäu zählt die Wanderung zum Gaisalpsee und auf das Rubihorn zu den beliebtesten Touren. Das zeigt sich an Sommer-Wochenenden bei gutem Wetter schon im Tal auf den Parkplätzen und in den kleinen Orten Reichenbach und Rubi. In Ersterem gibt es einige Parkplätze, auf denen Wanderer ihr Fahrzeug für eine Gebühr abstellen können. Doch in Hochphasen reichen die Stellplätze offenbar nicht aus. Dann parken die Ausflügler auch gerne mal verkehrswidrig am Straßenrand, an und auf den Wiesen der Landwirte oder in den Orten im Halteverbot.
Wildparker an den Seen im Königswinkel
Falschparker um Falschparker dürfte der "Anzeigenhauptmeister" an heißen Sommertagen auch im gesamten Königswinkel finden. Rund um die Seen im Füssener Land parken Badegäste - oft im Halteverbot. Häufig handelt es sich auch um Landschaftsschutzgebiete, in denen Wildparker ihr Fahrzeug abstellen. Die Füssener Polizei hat im Sommer oftmals alle Hände voll zu tun, alle widerrechtlich abgestellten Autos zu registrieren. Vor vier Jahren bekamen die Ordnungshüter beispielsweise auch Unterstützung der Bereitschaftspolizei aus München. An einem Sonntag nahmen die Beamten 160 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Bayerische Natuschutzgesetz auf. Das sind laut Polizei die Problem-Hotspots:
- Landschaftsschutzgebiet Hergatsrieder See (Gemeinde Halblech)
- Oberer Parkplatz am Alatsee (Füssen)
- Forggensee (Gemeinde Rieden, Ortsteile Osterreinen und Dietringen)
- Illasbergsee (Gemeinde Halblech)
- Forggensee (Gemeinde Schwangau im Bereich Deutenhauser Weg)
- Hopfensee
- Alatsee
- Weißensee
- Schwangau, Ortsteil Hohenschwangau
Wildes Parken in ganz Hinterstein
Einen Besuch abstatten könnte der "Anzeigenhauptmeister" auch dem Örtchen Hinterstein bei Bad Hindelang. Dort steht an Tagen mit gutem Wetter kreuz und quer Auto um Auto. "Egal, ob im absoluten Halteverbot oder auf Einfahrten. Auf privaten Grünflächen genauso wie auf Rettungswegen." So schilderte ein Urlauber seine Erlebnisse im Oberallgäuer Ort.
Stillachtal bei Oberstdorf in der Wandersaison oft überfüllt
Bei gutem Wetter wird die Parkplatzsuche auch im Stillachtal bei Oberstdorf eine Herausforderung. Die ausgewiesenen Wanderparkplätze sind häufig überfüllt. Manche Autofahrer stellen ihr Fahrzeug dann am Straßenrand und in den Landschaftsschutzgebieten ab - teils auch in angrenzenden Feldern. Auch hier hätte Niclas Matthei, alias der "Anzeigenhauptmeister", sicherlich alle Hände voll zu tun. Aber auch die Bereiche Birgsau, Spielmannsau und Rappenalptal sind laut Polizei besonders von Wildparkern betroffen.
Falschparker am Flughafen Memmingen
Falschparker zuhauf gibt es regelmäßig in Memmingerberg. Die Parkplätze des Allgäu Airports sind oft voll, sodass Fluggäste ihr Fahrzeug auch im Ortsbereich von Memmingerberg abstellen. Teilweise wurden dabei in der Vergangenheit bereits Kreuzungsbereiche, Hauseinfahrten und ganze Straßenbereiche komplett zugeparkt.
Die Gemeinde hat deshalb selbst Maßnahmen ergriffen, um das Problem einzudämmen. Denn das Bußgeld war offenbar zu niedrig, um die Falschparker abzuschrecken. Nun werden die falsch abgestellten Autos abgeschleppt. Dadurch habe sich die Situation schon deutlich gebessert, sagte Bürgermeister Alwin Lichtensteiger auf einer Gemeinderatssitzung. Dennoch sei die Problematik des Falschparkens wegen des Flughafens nicht gänzlich in den Griff zu bekommen. Der "Anzeigenhauptmeister" würde demnach sicherlich auch in Memmingerberg noch fündig.
Was ist das Ziel des "Anzeigenhauptmeisters"?
Dass das Hobby von Niclas Matthei nicht bei allen auf Zustimmung stößt, dürfte klar sein. In Kaufbeuren eskalierte die Situation erst kürzlich. Der 18-Jährige geriet mit einer Frau aneinander. Sie hatte ihn aufgefordert, das Fotografieren zu unterlassen. Im Streit ging der "Anzeigenhauptmeister" zu Boden. Die Frau sagte, er habe sich fallen lassen.
Bekannt wurde Niclas Matthei durch eine Reportage von Spiegel TV, die vor wenigen Wochen ausgestrahlt wurde. Auch im Internet gingen Videos von ihm viral. Der "Anzeigenhauptmeister" sagte in dem Spiegel-TV-Beitrag, sein Ziel sei es, in jeder Stadt der Bundesrepublik jemanden anzuzeigen. 2023 habe er nach eigenen Angaben den Kommunen insgesamt 140.000 Euro eingebracht.