Junge Menschen haben es in der Pandemie schwerer als früher, sich für einen Ausbildungsplatz zu entscheiden. Während der Lockdowns war und ist es meist nicht möglich, Betriebspraktika in heimischen Betrieben zu absolvieren, Lehrstellen-Messen zu besuchen oder die Sprechstunden der Berufsberater wahrzunehmen.
Corona-Pandemie: Firmen haben Probleme Azubis zu finden
Deshalb tun sich auch viele Unternehmen schwer, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren. Kommt hinzu, dass mancher Firmenchef wegen der ungewissen Zukunft ohnehin zögert, momentan neue Leute einzustellen. Damit aber auch in der Krise das Ausbildungsniveau erhalten bleibt, hat die Bundesregierung im August vergangenen Jahres die Ausbildungsprämie geschaffen.
Firmen bekommen einen Zuschuss für jede neu begonnene Ausbildung
In den Genuss dieser Ausbildungsprämie kommen kleinere und mittlere Unternehmen unter 250 Beschäftigten, die in besonderem Umfang von der Corona-Pandemie betroffen sind, aber dennoch ihr durchschnittliches Ausbildungsniveau der letzten drei Jahre weiter halten. In diesem Fall gewährt der Gesetzgeber einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro für jede neu begonnene Berufsausbildung. Sollte darüber hinaus eine Lehrstelle mehr als früher angeboten werden, zahlt der Staat mit der „Ausbildungsprämie plus“ sogar 3000 Euro.
Bis Februar haben Betriebe im Allgäu in 204 Fällen einen positiven Bescheid für die Ausbildungsprämie erhalten, die Plus-Variante wurde in 268 Fällen bewilligt. Damit ist das Allgäu deutschlandweit unter den Regionen mit den meisten gewährten Lehrstellen-Prämien. Eine Firma, die alle Voraussetzungen für die Ausbildungsprämie plus erfüllt, ist zum Beispiel die MAN-Service Toni Maurer Vertragswerkstatt in Mauerstetten (Ostallgäu). Laut Birgit Kienast von der Firmenverwaltung nimmt der Betrieb pro Jahr zu den üblichen zwei Auszubildenden zum Nutzfahrzeugmechatroniker heuer auch noch einen Lehrling für Lagerlogistik hinzu.
„Wir haben immer noch tolle Ausbildungsstellen, trotz der Pandemie“, sagt Sabine Blum, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. Weil persönliche Begegnungen derzeit nicht möglich sind, sollten die Jugendlichen die Beratungsangebote der Agentur per Video oder Telefon nutzen.
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Corona-Krise: Arbeitsmarkt derzeit trotzdem stabil
Die Pandemie prägt nicht nur die Ausbildungssituation, sondern allgemein den Arbeitsmarkt. Während im Vorjahr bereits im Februar weniger Menschen arbeitslos gemeldet waren als zum Jahresauftakt, blieb die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung dieses Mal im Ergebnis nahezu unverändert: Im bayerischen Allgäu waren rund 13 900 Menschen arbeitslos – etwa so viele wie im Januar. Damit blieb die Arbeitslosenquote unverändert bei 3,6 Prozent. „Die Situation ist geprägt von Stabilität, aber auf anderem Niveau als vor einem Jahr“, sagt Agentur-Chefin Maria Amtmann. Das gilt auch für die offenen Stellen: Im Februar waren es etwa 4440, im Januar 4600 und vor einem Jahr noch fast 6200.