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Bahn-Übergänge ohne Schranke im Allgäu: Unfälle im Oberallgäu, Ostallgäu, Unterallgäu

Verkehr im Allgäu

An diesen Bahnübergängen im Allgäu passieren häufig Unfälle

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    Obwohl an zahlreichen Bahnübergängen im Allgäu vor den Zügen gewarnt wird, ereignen sich immer wieder schwere Unfälle. Vier Übergänge in der Region stehen bei unserer Recherche im Fokus.
    Obwohl an zahlreichen Bahnübergängen im Allgäu vor den Zügen gewarnt wird, ereignen sich immer wieder schwere Unfälle. Vier Übergänge in der Region stehen bei unserer Recherche im Fokus. Foto: Christoph Reichwein, dpa (Symbolbild)

    Ob im Auto, zu Fuß oder auf dem Rad im Allgäu unterwegs: Eher früher als später kreuzt man in der Region einen Bahnübergang. Viele Übergänge haben keine Schranken, hier steigt die Gefahr von Unfällen einmal mehr. Doch wo ist es im Allgäu eigentlich besonders gefährlich?

    Wie viele Verkehrsunfälle passieren an Bahnübergängen im Allgäu?

    Unsere Redaktion hat beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West angefragt, wie viele Unfälle sich an ausgewählten Bahnübergängen im Allgäu ereignet haben. Pressesprecher Holger Stabik nennt die Zahlen zu den Unfallereignissen in den vergangenen zehn Jahren. (Das könnte Sie auch interessieren: So gefährlich sind die Bahnübergänge in der Region)

    Folgende Bahnübergänge stehen im Fokus:

    • Bahnübergang in Pfronten-Ösch im Ostallgäu
    • Bahnübergang zwischen Sonthofen und Fellheim im Oberallgäu
    • Bahnübergang an der Im Steinach in Oberstdorf im Oberallgäu
    • Bahnübergang am Reuteweg/Bahnhofstraße/Am Bahnhof von Heimertingen bei Memmingen im Unterallgäu

    Unfälle an Bahnübergängen im Ostallgäu

    In den vergangenen zehn Jahren kam es am Bahnübergang in Pfronten-Ösch zu drei Unfällen: 2015 verletzte sich ein Mensch leicht, dabei entstand ein Sachschaden von 12.000 Euro. Vier Jahre später gab es 2019 gleich zwei Unfälle. Bei einem tödlichen Unfall betrug der Sachschaden 140.000 Euro. Bei dem anderen Unfall verletzte ein Mensch sich leicht. Die Schadenshöhe lag bei 15.000 Euro.

    Unfälle an Bahnübergängen im Oberallgäu

    Auf der Bahnlinie zwischen Sonthofen und Fellheim gab es keinen Unfall mit dem Schienenverkehr. Allerdings sind hier keine Unfälle mit dem sogenannten Begegnungsverkehr berücksichtigt, bei denen keine Züge beteiligt waren. Ein Beispiel ist der Unfall eines 47-Jährigen, der 2022 mit seinem Traktor in eine Ampel am Bahnübergang gefahren war.

    Am Bahnübergang an der Straße Im Steinach in Oberstdorf haben sich im vergangenen Jahrzehnt zwei Unfälle ereignet: 2018 verletzte sich ein Mensch schwer. Der Sachschaden lag bei 20.000 Euro. Ein Jahr später, 2019, gab es bei einem Unfall einen Leichtverletzten. Rund 40.000 Euro betrug der Schaden.

    Unfälle an Bahnübergängen im Unterallgäu

    In Heimertingen bei Memmingen kam es 2021 zu einem tödlichen Unfall. 3.000 Euro war die Höhe des Sachschadens.

    Was genau ist ein Bahnübergang?

    Noch ein paar Grundlagen zu Bahnübergängen: An einem Bahnübergang treffen Schiene und Straße aufeinander,so die Pressesprecherin der Deutschen Bahn. Weil die Deutsche Bahn das Schienennetz verantwortet, müssen sich die Bahn und der Eigentümer der Straße einigen. Das sogenannte Eisenbahnkreuzungsgesetz legt fest, wer zuständig ist.

    Wer übernimmt die Kosten für Schranken?

    Tobias Müller, Pressesprecher der Stadt Kaufbeuren, sagt: "Das Eisenbahnkreuzungsgesetz legt fest, dass Bahn und Kommune sich darüber einigen müssen, wer welche Kosten trägt. Allerdings ist das ein kompliziertes Verfahren, welches oftmals sehr langwierig ist." Es gebe keine starren Regelungen. Insbesondere bei Brückenprojekten gehe es um viel Geld "Während die Bahn dann minimalistisch bauen möchte, hätten die Kommunen gerne eine entsprechend breite (und hohe) Brücke, die weitere Mehrkosten verursacht. Deshalb ist jeder Fall ein Einzelfall."

    Wie viele Bahnübergänge gibt es in Bayern?

    Die Deutsche Bahn beziffert die Zahl der Bahnübergänge in Deutschland auf 15.971 (Stand 2021). In Bayern seien es 2.938. Insgesamt gebe es im Freistaat.1.683 Bahnübergänge ohne Schranken. Über die Hälfte (57 Prozent) seien unbeschrankt. Laut Deutscher Bahn würde das Unternehmen zusammen mit den Gemeinden und dem Bund daran arbeiten, dass die Zahl der Bahnübergänge weiter sinkt. Zum Vergleich: Seit 1950 hätte sich die Zahl der Bahnübergänge mehr als halbiert.

    Wie viele Unfälle passieren an unbeschrankten Bahnübergängen in Bayern?

    In Bayern gehe die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen ohne Schranken, laut Bahn, seit Jahren zurück. Die Bahn gibt folgende Zahlen für die Unfälle an:

    • 2021: Elf Unfälle von Januar bis Mai
    • 2020: 15 Unfälle
    • 2019: 24 Unfälle
    • 2018: 34 Unfälle

    Wieso passieren Unfälle an Bahnübergängen?

    Hier zeichnet sich ein klarer Trend ab, sagt die bayerische Pressesprecherin der Bahn: "Über 97 Prozent der Unfälle entstehen wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung." Stabik vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West erklärt: "Eigentlich hat in fast allen Fällen der Zugverkehr Vorrang. Das ergibt sich schon daraus, dass der Zug nicht einfach anhalten." Wieso Unfälle an Bahnübergängen passieren, hänge immer davon ab, wie der Übergang gestaltet sei. Grundsätzlich gelte eine Warteplicht für Autos und für Fußgänger.

    "Ist ein Bahnübergang unbeschrankt, sind die Fahrer häufig nicht aufmerksam genug. Auch Fußgänger schauen nicht sorgfältig." An Bahnübergängen, die mit einer halben Schranke gesichter sind, würden viele die Schranke einfach umfahren oder drumherum gehen. Ist ein Übergang nur mit einem Blinklicht ausgerüstet, würden viele das Signal einfach übersehen.

    Was passiert nach einem Unfall am Bahnübergang?

    Kommt es an an einem Bahnübergang zu einem Unfall, würden gleich mehrere Verantwortliche am Unfallort eintreffen, erklärt die Pressesprecherin der Bahn. Weil so ein Unfall immer eine Kreuzung von Straße und Schiene betreffe, müstsen ganz unterschiedliche Ansprechpartner vor Ort sein. Die Pressesprecherin zählt auf, wer an den Sonderverkehrsschauen teilnimmt: "Die Deutsche Bahn, die betroffene Gemeinde, der Straßenbaulastträger, die Straßenverkehrsbehörde, das Eisenbahn-Bundesamt sowie Vertreter und Vertreterinnen der zuständigen Polizei und Bundespolizei."

    Wie ein Bahnübergang gesichert sei, hänge von den Gegebenheiten vor Ort ab. Daneben würden rechtliche Rahmenbedingungen eine Rolle spielen. Einfach sämtliche Bahnübergänge mit Schranken auszustatten, die beide Seiten zur Straße absperrt, sei nicht sinnvoll. "Zum Beispiel bei wenig frequentierten Anlagen bei Forst- und Wirtschaftswegen, die kaum befahren werden." Diese Entscheidung werde bei jedem Bahnübergang individuell getroffen.

    Wann und wie wird ein Bahnübergang gesichert?

    Alle zwei Jahre begutachtet die Bahn bei einer Verkehrsschau jeden Bahnübergang. Müsse gehandelt werden, etwa wenn in der Nähe des Übergangs ein Wohngebiet entsteht und der Verkehr in der Gegend zunimmt, zieht die Bahn die Verkehrsschau vor.

    Wie ein Übergang gesichert wird und ob etwas geändert werden soll, ist eine Einzelfallentscheidung, erklärt die Pressesprecherin der Bahn: "Der Bahnübergang wird begutachtet und berücksichtigt, wie die Einsehbarkeit ist. Auch die Geschwindigkeit der Züge spielt eine Rolle." Außerdem sei wichtig, wie oft Züge dort entlang fahren.

    Alle Neuigkeiten aus dem Allgäu lesen Sie immer hier.

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