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Allgäu
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Baufirma, Baubranche, Wohnungsbau, Fachkräftemangel, Aus Not eine neue Abteilung gegründet

Wirtschaft

Mit diesem besonderen Anreiz lockt eine Allgäuer Baufirma neuen Nachwuchs

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    Der Bau des Rapunzel-Besucherzentrums in Legau im Landkreis Unterallgäu war der bisher größte Auftrag in der Firmengeschichte von Filgis.
    Der Bau des Rapunzel-Besucherzentrums in Legau im Landkreis Unterallgäu war der bisher größte Auftrag in der Firmengeschichte von Filgis. Foto: Ralf Lienert

    Das Langlaufstadion in Oberstdorf, das Besucherzentrum des Naturkostherstellers Rapunzel in Legau, die Mittelstation der Nebelhornbahn oder die Vermarktungs- und Auktionshalle von ProRind in Unterthingau: Einige markante Gebäude im Allgäu sind „Made in Krugzell“, gebaut von der von der Firma Filgis. 1850 wurde das Unternehmen als Zimmerer- und Maurerbetrieb in Ottobeuren gegründet – und bezeichnet sich selbst als eine der ältesten deutschen Baufirmen.

    Dass es in der Branche immer wieder Veränderungen gibt, bekommt auch Filgis-Geschäftsführer Edwin Münsch zu spüren. Seit 24 Jahren ist der 54-Jährige im Unternehmen, seit zehn Jahren ist er Chef. Ein aktuelles Problem ist der Mangel an Fachkräften. Weil Filgis mit seinen etwa 100 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa 30 Millionen Euro gerade beim schlüsselfertigen Bauen zwar vieles selbst macht, aber eben nicht alles, beauftragt das Unternehmen auch andere Firmen. Wie die Geiger Gruppe mit der aktuellen Situation umgeht, lesen Sie hier im großen Porträt.

    „Gerade Elektrobetriebe waren oft schwierig zu bekommen, weil sie sehr ausgelastet sind und es grundsätzlich wenig Nachwuchs gibt“, sagt Münsch. Um unabhängiger zu werden, gründe man nun eine eigene Elektro-Abteilung mit zunächst fünf Leuten. Der Leiter sei bereits die vierte Generation in seiner Familie, die bei Filgis arbeitet. Mittelfristig soll in diesem Bereich auch eigener Nachwuchs ausgebildet werden. Das geschieht bisher vor allem bei den Maurern sowie den Stahl- und Betonbauern. Dort gibt es jedes Jahr zwei bis fünf Lehrlinge.

    Unternehmen bezahlt Lehrlingen den Führerschein

    Nachwuchssorgen hat Filgis nicht: „Wir sind unter anderem viel in Schulen unterwegs und mit unseren Projekten im Allgäu gut sichtbar“, nennt Münsch als Gründe. „Wir hatten bereits zwei Kammersieger und einen Innungsbesten bei den Azubis.“ Als neuesten Anreiz für Lehrlinge übernimmt das Unternehmen die Kosten für den Führerschein. Und nicht nur für Azubis gibt es laut Münsch immer wieder interne Fortbildungen. Mit diesem Konzept sei man erfolgreich und halte die Leute im Unternehmen. Da Filgis nur Projekte im Allgäu übernehme, hätten die Mitarbeiter kurze Wege und seien jeden Abend zuhause. „Das ist in unserer Branche eher selten“, sagt Projektleiter Matthias Bloching.

    Experten rechnen mit einem Einbruch in der Baubranche: Unter anderem wegen steigender Zinsen und hoher Materialkosten werde gerade der Wohnungsbau für viele nicht mehr bezahlbar sein. „Wir lassen uns von solchen Unkenrufen nicht beeinflussen“, hält Münsch dagegen. Filgis sei „sehr gut ausgelastet“ und die Nachfrage reiche für das nächste halbe Jahr. „Projekte sind aber nicht mehr so langfristig planbar wie noch vor einigen Jahren“, räumt der Geschäftsführer ein. Das sei jedoch nicht tragisch: „Denn da waren die Baufirmen eher überlastet und sind an ihre Grenzen gestoßen – jetzt normalisiert sich die Situation. Das ist auch gut für die Gesundheit der Mitarbeiter.“ (Lesen Sie auch: Diese 15 Allgäuer Firmen sind echte Global Player)

    Filgis-Chef: Vor allem mehrgeschossig und standardisiert bauen

    Münsch setzt neben öffentlichen Projekten wie dem Rathausneubau in Altusried oder dem Kindergarten in Betzigau auch auf den Bau von mehrgeschossigen Häusern wie derzeit in Kempten. „Im Gegensatz zu Einfamilienhäusern wird die Auftragslage im Geschosswohnungsbau weiter gut sein“, sagt der Geschäftsführer. Denn der Bedarf an Wohnraum sei ungebrochen. Der Staat müsse das weiter fördern und Bürokratie abbauen, um das Bauen zu erleichtern, ergänzt Projektleiter Bloching. Langfristig helfe es aus Münschs Sicht, wenn mit langlebigen Materialien wie Beton gebaut werde – „dann sind die Gebäude auch 100 oder 200 Jahre nutzbar und es bräuchte weniger Neubauten“. Weniger Kosten entstünden bei standardisierten Bauten – auch wenn dabei individuelle Wünsche nur wenig berücksichtigt werden könnten. (Lesen Sie auch: Ungerechter Lohn: An welche Stellen sich Frauen im Ostallgäu wenden können)

    Filgis hat zudem einen speziellen Ansatz: „Wir arbeiten bei unseren Projekten als ausführende Seite von Anfang an eng mit dem Auftraggeber und dessen Architekten zusammen“, sagt Münsch. So sei früh klar, was baulich machbar sei – und was es koste.

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