Seit vergangenem Pfingstwochenende ist das gesamte Allgäu laut Polizei Ziel von Tätergruppen, die durch Betrugsmaschen versuchen, an Bargeld und Schmuck zu kommen. In drei Fällen waren die Betrüger erfolgreich und verursachten einen Beuteschaden im insgesamt sechsstelligen Bereich.
Polizei nimmt Geldabholer in Kaufbeuren fest
Am Donnerstagmorgen nahm die Polizei in Kaufbeuren mit Hilfe von Kollegen aus Kempten und Pfronten zwei Geldabholer fest, die nahe der Wohnung einer Seniorin auf die Übergabe eines Pakets warteten. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich laut Polizei um einen 30-jährigen Mann und eine 28-jährige Frau, die im Auftrag einer organisierten Bande, die sich vermutlich in der Türkei aufhält, geschickt wurden.
Zur Übergabe des Pakets kam es im geschilderten Fall aber nicht, weil die betroffene Seniorin misstrauisch wurde. Die Polizei ermittelt weiter zu den überwiegend im Hintergrund agierenden Tätern. Die beiden ertappten Geldabholer müssen mit einer Anzeige rechnen. (Lesen Sie auch: "Schock-Anrufe" in Memmingen und Unterallgäu: Betrüger wenden perfide Masche an)
Seniorin fällt auf Betrüger herein
Nicht so glimpflich davon kam eine Seniorin am Pfingstwochenende, die von einem angeblichen Polizeibeamten nach einem über mehrere Stunden dauernden Telefonat dazu überredet wurde, ihre Vermögenswerte einem angeblichen Kollegen an der Haustüre zu übergeben. Der Seniorin entstand dadurch ein Schaden im fünfstelligen Bereich.
Ehepaar in Kaufbeuren wird Opfer von "Enkeltrickbetrügern"
Am Donnerstag wurde zudem ein älteres Ehepaar in Kaufbeuren Opfer eines „Enkeltrickbetrugs“. Das Paar erhielt am Mittag einen Anruf eines angeblichen nahen Verwandten, der angab, bei einem Verkehrsunfall einen Menschen getötet zu haben. Deshalb müsse er in Haft und könne diese nur gegen eine Zahlung in Höhe eines höheren fünfstelligen Geldbetrages abwenden. Er bat das Ehepaar um den entsprechenden Geldbetrag. Es schaltete sich dann laut Polizei auch noch eine angebliche Polizistin ein und bestätigte die Geschichte des Anrufers. Daraufhin packte das Ehepaar seine Vermögensgegenstände in eine Umhängetasche, die wenig später ein falscher Polizist vor dem Anwesen des Paars abholte.
Die Staatsanwaltschaft Kempten und die Kriminalpolizeidienststellen ermitteln, ob und wie die einzelnen Fälle zusammenhängen. (Lesen Sie auch: "Schnell, ihr Angehöriger braucht dringend Hilfe" - Polizei warnt vor „Schock“-Anrufern in Kempten und im Oberallgäu)
So viele Betrugsfälle gab es im Allgäu und Umgebung
Im Jahr 2020 verzeichnete die Polizei im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West bei den Callcenter-Betrugsfällen insgesamt 1799 Anzeigen. Dabei wurden in 50 Fällen, die für die Betrüger erfolgreich verliefen, über 600.000 Euro erbeutet. 2021 verzeichnete das Präsidium bis Ende April bereits 22 Delikte mit Erfolg für die Betrüger. Es enstand ein Gesamtschaden von über 500.000 Euro.
In den drei oben genannten Fällen hätte die Beutesumme laut Polizei bei etwa 150.000 Euro gelegen, wenn nicht in einem der Fälle die Täter festgenommen worden wären.
Diese Masche wenden die Betrüger an
Wie die Polizei mitteilt, gelingt es Betrügern mit bestimmten Methoden immer wieder, bei verängstigen Menschen Beute zu machen.
- Die Täter rufen meistens in den frühen Abendstunden an und versuchen dem Angerufenen glaubhaft zu machen, dass bei der Festnahme einer Einbrecherbande Notizen aufgefunden wurden. Darin soll zu lesen sein, dass der Angerufene in Kürze auch das Ziel eines Einbruchs werden wird. Die Betrüger geben an, dass sie das Bargeld und den Schmuck in der Wohnung des Angerufenen fotografieren müssen, um die Wertgegenstände zu sichern. Die Betroffenen sollen daher ein Päckchen mit den Wertsachen schnüren, dass dann von einem angeblichen Polizeibeamten abgeholt wird.
- In anderen Fällen wird behauptet, ein Verwandter oder Bekannter des Angerufenen hätte einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und brauche Geld für eine notwendige Kaution, da er oder sie von der Polizei verhaftet worden sei.
Durch geschickte Gesprächsführung versuchen die Betrüger, den Angerufenen dazu zu bewegen, Geld und Wertgegenstände an vermeintliche Polizeibeamte zu übergeben. (Lesen Sie auch: Echte Polizisten wollen falschen zuvorkommen)
Die Tipps der Polizei gegen Betrug
- Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer der betroffene Angehörige ist, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen.
- Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.
- Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
- Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen.
- Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehende Personen.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen.
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