Beim Blutspenden zählt das Allgäu zu den Vorzeigeregionen: „Die Beteiligung liegt traditionell bei fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung. Das ist fast doppelt so hoch wie im bundesweiten Schnitt“, sagt Claus-Peter Lang, Gebietsreferent für Schwaben beim Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK).
31.500 Blutspenden zu jeweils 0,5 Liter wurden im Vorjahr bei über 240 Terminen in den Landkreisen Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie Lindau und den kreisfreien Städten im Allgäu verzeichnet. Heuer könnten es sogar noch mehr werden. „Das Jahr hat besonders gut begonnen“, sagt Lang.
Blutkonserven in anderem Bundesland wurden knapp
Hintergrund waren Meldungen zum Jahresbeginn aus Nordrhein-Westfalen: Dort waren wegen einer Krankheitswelle Blutkonserven knapp geworden. „Das hat über die Medien auch die Menschen bei uns erreicht. Viele sind sogleich zur Tat geschritten“, sagt Lang. Als Spenderin oder Spender in Frage kommen Menschen im Alter von 18 bis 73 Jahren bei einem Körpergewicht von über 50 Kilo. Erstspender dürfen aus medizinischen Gründen nicht älter als 65 Jahre sein.
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„Wer gesund und fit ist und ausreichend gegessen und getrunken hat, kann zu unseren Terminen erscheinen“, sagt Lang. Mitzubringen seien Personalausweis, Reisepass oder Führerschein. Die Blutspender werden nicht bezahlt. Bei der Anmeldung füllen sie einen Fragebogen aus und werden auf ihre Kreislauffunktionen untersucht. Männer können sechs Mal pro Jahr Blut spenden, Frauen vier Mal.
Ein kleiner Piks für den Einzelnen könne Großes für die Gesellschaft bewirken, sagt Lang. „Mit einer Blutspende können bis zu drei Leben gerettet werden.“ Nach der Spende wird das Blut in drei Bestandteile aufgeteilt: Die Thrombozyten (Blutplättchen), Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und das Blutplasma. Ein Großteil der Blutspenden, nämlich knapp 20 Prozent, wird laut BRK für die Behandlung von Krebspatienten benötigt. Aber auch Patienten mit Herz-, Magen- und Darmkrankheiten sind auf Bluttransfusionen angewiesen. Blut wird außerdem bei Komplikationen während der Geburt sowie bei der Behandlung von Unfallopfern gebraucht.
BRK-Referent: "In manchen Allgäuer Familien hat das Blutspenden Tradition"
Erfreulich sei im Allgäu die Zahl der Neulinge: 3370 Menschen spendeten im Vorjahr erstmals Blut bei einem der Rotkreuz-Termine. Auch viele junge Leute seien darunter. „In manchen Allgäuer Familien hat das Blutspenden Tradition“, sagt Lang.
Bayernweit werden täglich 2000 Blutkonserven benötigt, das entspricht 1000 Litern. Die BRK-Blutspenden im Freistaat werden noch am selben Abend in das Produktions- und Logistikzentrum in Wiesentheid (Unterfranken) transportiert, wo sie untersucht und weiterverarbeitet werden. „Von dort aus werden sie an die Kliniken im Freistaat verteilt.“ Überschüssige Mengen würden bei Bedarf auch in andere Bundesländer gefahren. „Es kann also sein, dass eine Blutspende aus Kempten in Kiel landet. “
Zu den fleißigsten Spendern in der Region zählt Karl-Heinz Ernhofer, 68, aus Durach (Kreis Oberallgäu). Der ehrenamtliche Sanitäter hat 198 Mal in den vergangenen 50 Jahren Blut abgegeben. Fast 100 Liter kamen zusammen. Eine schier unglaubliche Summe, wenn man bedenkt, dass ein erwachsener Mensch ein Blutvolumen von etwa acht Prozent seines Körpergewichts hat. Bei Karl-Heinz Ernhofer sind das 6,4 Liter.

„Ich sehe das Blutspenden als meine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft an“, sagt der Rentner. „Bei mir ist bislang bei jedem Piks alles glatt gegangen.“ Ernhofer ermutigt zum Blutspenden: „Auch wenn wir im Allgäu sehr gut dastehen, sollten wir uns nicht darauf ausruhen.“
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