Dass die Babyboomer-Generation in ein gewisses Alter kommt, macht sich in einigen Bereichen der Gesellschaft bemerkbar, etwa in Form des Fachkräftemangels. Selbst beim Thema Blutkonserven ist das der Fall. Denn die meisten Blutspenden leiste bisher diese Generation, sagt Patric Nohe, Sprecher des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Zwar gebe es keine Altershöchstgrenze fürs Blutspenden mehr. Dennoch müsse damit gerechnet werden, dass immer mehr Angehörige dieser Generation in den nächsten Jahren nach und nach als Spender nicht mehr in Frage kommen. Etwa wenn jemand aufgrund seines Alters krank werde und bestimmte Medikamente nehmen müsse.
Blutspenden in Bayern: Reserven sind laut BRK nahezu aufgebraucht
Jetzt sei gerade so eine Zeit, in der Spenden dringend nötig seien, sagt Nohe. Die Reserven seien nahezu aufgebraucht. Um beispielsweise für große Unglücke vorbereitet zu sein, müsse der Puffer wieder gefüllt werden. "Alles was gerade reinkommt, geht fast auch wieder komplett raus." Im Sommer verreisten viele Menschen, Freizeitaktivitäten seien eine starke Konkurrenz zum Blutspenden.
Doch selbst wenn die Menschen wieder zuhause sind, könne nicht jeder gleich zum Spenden gehen. Wer etwa in ein Gebiet gereist ist, in dem es Malaria gibt, dürfe er sein Blut für einige Zeit nicht zur Verfügung stellen.
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Allein die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren benötigen im Jahr 600 Liter Blut, wie sie auf Anfrage mitteilen. Wobei es die Fachleute nicht in dieser Einheit ausdrücken, sondern in Erythrozytenkonzentraten. Erythrozyten sind rote Blutkörperchen. Jedes Konzentrat enthalte 300 Milliliter Blut. 2000 davon benötigen die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren pro Jahr - also die oben erwähnten 600 Liter Blut. Pro Spende wird einem Menschen etwa ein halber Liter abgenommen. Also sind allein für diese Häuser pro Jahr 1200 Spenden nötig.
Blutreserven: So ist die Situation beim Klinikverbund Allgäu
"Der Zugriff auf Blutkonserven ist deutlich eingeschränkt und vor allem bei den für Notfälle universell einsetzbaren Blutgruppen gibt es starke Engpässe. Immer wieder unterschreiten die Kliniken die Grenze der Blut-Sollbestände." Das sagt Christian Wucherer, Pressesprecher des Klinikverbundes Allgäu. Bisher hätten zwar nur sehr selten Operationen aufgrund fehlender Blutkonserven abgesagt oder verschoben werden müssen. "Die Versorgung der Patienten war bisher nicht beeinträchtigt." Denn die Häuser im Klinikverbund Allgäu hälfen sich bei Engpässen gegenseitig. Dennoch prüften die Kliniken täglich ihre Bestände, vor allem bevor mit einer OP begonnen werde. Wegen der angespannten Lage sei der Zugriff auf Blutkonserven derzeit limitiert. Das "stellt ein zunehmendes Problem dar".
Klinikum Memmingen kann Bestand an Blutkonserven "nur unter großer Mühe erhalten"
Das Klinikum Memmingen kaufe Blutkonserven in ausreichender Menge, "um auch Notfälle abdecken zu können", sagt Thomas Sutter, Oberarzt Anästhesiologie und Intensivmedizin und Transfusionsverantwortlicher. "Diesen Routinebestand können wir aber eben nur unter großer Mühe aufrecht erhalten. Wir haben schon Situationen erlebt, dass wir 20 Blutkonserven bestellt haben, aber nur eine einzige geliefert werden konnte." In Extremsituationen sei auch schon bundesweit angefragt worden. Das Klinikum versuche, Blut einzusparen, etwa durch blutsparende OP-Techniken. Durch solche "Maßnahmen konnten wir den Blutkonservenverbrauch in den letzten 15 Jahren um mehr als 30 Prozent reduzieren".
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Einerseits ist Patric Nohe vom Blutspendedienst besorgt. Denn für jeden Menschen der Babyboomer-Generation, der nicht mehr spenden könne oder dürfe, würden mehrere jüngere Spender benötigt. Das liege daran, dass die älteren Frauen und Männer öfter spendeten als jüngere. Andererseits aber ist Nohe auch zuversichtlich. Denn auch die jüngeren Generationen engagierten sich. Das habe er in der Coronapandemie gesehen: Da habe es eine riesige Zahl an solchen Erstspendern gegeben. "Das war sehr beeindruckend." Die müssten nun als Stammspender gewonnen werden. Zudem müssten weitere jüngere Spender gewonnen werden. Nur fünf Prozent aller, die in Bayern Blut spenden könnten, machten das auch.
Wer Blut spenden will, sollte diese Bitte des BRK beachten
Doch nicht nur jetzt sei es wichtig, die Reserven aufzufüllen. Da Blutkonserven nur 42 Tage haltbar seien, sei eine permanente Versorgung damit nötig. Deshalb hat Nohe eine Bitte: Wer einen Termin zum Blutspenden etwa über das Internet vereinbaren wolle und dabei sehe, dass der nächste Termin bereits voll ist, der solle sich nicht entmutigen lassen und für einen anderen Tag etwas ausmachen. Und wenn es vier Wochen später sei.
Termine vereinbaren: www.blutspendedienst.com - unter "Termin reservieren".
Oder über die kostenlose Telefonnummer 0800/1194911.
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