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BMTS Technology verlässt Blaichach und nennt dafür diese Gründe

125 Jobs bald weg

BMTS Technology verlässt Blaichach und nennt dafür diese Gründe

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    Die Firma BTMS Technology, ein Zulieferer für die Automobil-Industrie, wird ihren Standort im Oberallgäuer Blaichach im kommenden Jahr schließen.
    Die Firma BTMS Technology, ein Zulieferer für die Automobil-Industrie, wird ihren Standort im Oberallgäuer Blaichach im kommenden Jahr schließen. Foto: Archivfoto: Ulrich Weigel

    BMTS Technology will weltweit expandieren. Aber nicht im Allgäu. BMTS-Technology stellt Abgas-Turbolader für die Automobil-Industrie her. Produktionsstätten sind in Mexiko, Österreich, China – und neuerdings in Novi Sad (Serbien). Seinen Standort Blaichach schließt das Unternehmen im Oktober 2021. Die 125 Arbeitsplätze werden dort gestrichen. Betriebsrat und IG Metall kämpfen um einen guten Sozialplan für das junge Team, um die negativen Effekte für die Beschäftigten abzufedern. Eine Einigung steht aber noch aus.

    „Die Vorstellungen liegen zu weit auseinander“

    In Blaichach habe es bereits mehrere Gespräche gegeben, sagt Marco Esser, der in dem Konzern für das Personal zuständig ist. Für den Sozialplan habe man aber noch keine endgültige Lösung gefunden. Die jüngste Zusammenkunft hat vor wenigen Tagen stattgefunden. Davor hatte der Anwalt des Konzerns mitgeteilt, dass die Verhandlungen gescheitert seien, sagt Stefan Hein, Betriebsratsvorsitzender von BMTS in Blaichach. Er wundert sich darüber, denn „als Betriebsrat hatten wir den Eindruck, dass die Verhandlungen noch nicht einmal begonnen haben“. Esser sagt wiederum: „Die Vorstellungen liegen zu weit auseinander.“ Jetzt soll eine Einigungsstelle mit einem Mediator ein Ergebnis bringen.

    BMTS Technology wurde 2008 unter dem Namen Bosch Mahle Turbo Systems als Gemeinschaftsunternehmen der Robert Bosch GmbH und der Mahle GmbH gegründet und im März 2018 verkauft. Neuer Eigentümer ist der Finanzinvestor FountainVest Partners mit Sitz in Hongkong. Damals waren 1300 Mitarbeiter an den Standorten Stuttgart und Blaichach sowie in St. Michael (Österreich) und Schanghai beschäftigt. Jetzt sind es laut Esser 1411 Vollzeit-Arbeitsplätze an neun Standorten. Das Unternehmen expandiert.

    Weiterproduktion im Allgäu angeblich nicht rentabel

    Esser sagt: „In Blaichach können wir aber nicht wachsen.“ BMTS Technology produziere mitten in der Bosch-Halle. Der Mietvertrag laufe Ende 2021 aus. Eine Weiterproduktion im Allgäu sei nicht rentabel: „Die Infrastrukturkosten sind dort sehr hoch.“ Blaichach sei der einzige Standort, an dem nur ein Teil des Turboladers produziert werde, und zwar eine Art Schaufelrad, auch „Läufer“ genannt.

    „Künftig werden nur noch ganze Turbolader in unseren Werken gebaut“, sagt Esser. Aber ist das überhaupt noch zukunftsfähig? Der Vizepräsident der Personal-, Rechts- und Compliance-Abteilung verweist auf Studien. Die Nachfrage nach „hybriden Antrieben“, also einer Kombination aus Verbrenner-Motor und Batterie, werde weltweit bis 2030 steigen. Turbolader, sagt Esser, seien weiterhin gefragt. BMTS Technology will die Kapazität bis 2030 auf sieben Millionen jährlich hochfahren, „derzeit werden drei Millionen produziert“, sagt Esser.

    IG Metall Allgäu äußert Kritik

    Philip Kränsel von der IG Metall Allgäu kritisierte in einem Schreiben: „Sind im Sommer noch Prämien für das Aufrechterhalten der Produktion geflossen, scheint mit dem Erreichen dieses Zieles jedes Interesse an einem fairen Miteinander verflogen.“ Esser wiederum sagt, die Prämien von zusätzlich 1000 Euro pro Monat seit September „laufen unvermindert weiter“.

    Ob es eine Transfergesellschaft oder Abfindungen gibt, sei noch nicht klar, kritisiert Betriebsratschef Hein. Er sagt, dass im Unternehmen „80 Prozent junge Familienväter sind“. Sie hätten den Versprechungen von 2018 geglaubt, dass die Jobs sicher seien. Manche hätten sich verschuldet, um ein Haus zu bauen. „Bei uns ist auch niemand in Kurzarbeit“, sagt Hein. Es werde mit Hochdruck weiter gearbeitet. Die Abgas-Turbolader seien in Deutschland entwickelt worden – nun stelle man sie in billigeren Produktionsländern her. Hein wünscht sich staatliche Subventionen für solche Fälle: „Es kann ja nicht sein, dass immer mehr Produktionen ins Ausland verlagert werden.“

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