Es ist das Aus der kostenlosen Corona-Schnelltests: Politikerinnen und Politiker haben in der Bund-Länder-Konferenz am Dienstag neue Maßnahmen beschlossen, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen. Auf einen erneuten Lockdown im Herbst oder Winter soll dabei verzichtet werden. Jedoch soll es ab dem 11. Oktober für einen Großteil der Bevölkerung keine kostenlosen Schnelltests mehr geben. Für bestimmte Einrichtungen und Freizeit-Angebote soll spätestens ab dem 23. August grundsätzlich gelten: Nur Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete (3G) haben Zutritt. Das soll unter anderem in Hotels und in Innenräumen von Restaurants der Fall sein.
Unsere Redaktion hat bei Restaurant-, Hotel- und Kino-Betreiberinnen und -Betreibern im Allgäu nachgefragt, was sie von der "3G-Regel" halten.
Nach der Bund-Länder-Konferenz: "Wir nehmen alles in Kauf - solange wir nicht schließen müssen"
Das Hotel Weitblick in Marktoberdorf arbeitet bereits seit der Eröffnung am 21. Mai mit der "3G-Regel" und macht damit "gute Erfahrungen", sagt Hoteldirektorin Theresa Barth. "Gäste und Mitarbeiter fühlen sich einfach wohler, wenn sie wissen, dass entweder der Schutz durch Impfung oder Antikörper besteht oder die Gäste einen aktuellen negativen Test vorweisen können und damit keine oder nur eine sehr geringe Gefahr einer aktuellen Infektion besteht", sagt Barth.
Die Hoteldirektorin hofft, dass die Gäste weiterhin kommen, auch wenn die Schnelltests ab 11. Oktober nicht mehr kostenfrei sind. Derzeit arbeite das Hotelpersonal mit einer Firma zusammen, die vor Ort die Gäste testet. "Wenn die Förderung in diesem Bereich wegfällt und damit hohe Kosten auf uns zukommen, müssen wir natürlich nochmal umorganisieren. Aber wir nehmen das alles in Kauf - solange wir nicht schließen müssen!", sagt Barth. Denn ein erneuter Lockdown sei "ein Horrorszenario".
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Jeden Tag kämpfe die Branche noch mit den Folgen der monatelangen Lockdown-Schließung. "Es ist für uns momentan bereits sehr schwer, Mitarbeiter zu finden. Wenn wir nochmal in den Lockdown gehen, dann habe ich wirklich Angst um unsere Branche", sagt die Marktoberdorfer Hoteldirektorin. "Einen erneuten Lockdown halten unsere Mitarbeiter einfach nicht aus."
"3G-Regel" erheblicher Mehraufwand für Restaurants
Martin Krüger, Inhaber des Restaurant Elbsee in Aitrang (Landkreis Ostallgäu), spricht hinsichtlich der "3G-Regel" von einem "großen Problem". Eine ähnliche Regel habe es bereits bei hohen Inzidenz-Zahlen gegeben. Da sei die Kontrolle der Nachweise ein erheblicher Aufwand für das Personal gewesen. "Wir sollen quasi Polizei spielen für die Politik", sagt Kürger. Oft hätten die Leute keine Nachweise dabei. Zudem rufen viele Gäste vor dem Besuch seines Restaurants am Elbsee an, um sich nach den Regeln zu erkundigen. Er spricht von etwa dreimal mehr Anrufen als vor der Pandemie - allein das halte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon auf Trab.
Nichtsdestotrotz ziehe er diese Einschränkungen der Schließung im Herbst oder Winter vor. "Noch einen Lockdown könnte die Branche nicht verkraften", betont der Gastronom. (Lesen Sie auch: Vortrag in Oberstdorf: Wie Menschen Krisen meistern können)
Kino-Mitarbeiter müssen Einhaltung der "3G-Regel" kontrollieren
Auch die Betreiberin des Immenstädter Kinos Union-Filmtheater, Ildikó Seitz, mache sich schon lange Gedanken über die kommenden Maßnahmen. Sie wünscht sich, dass mehr analysiert wird, wo sich die Menschen überhaupt mit dem Coronavirus anstecken. "Die Branchen sollten differenzierter betrachtet werden", sagt Seitz.
Ihr Kino habe bereits am 28. Mai als eines der Ersten wieder aufgemacht. Damals galt ebenfalls die "3G-Regel". Das habe durchaus Schwierigkeiten bereitet, da manche Gäste dachten, die Erstimpfung würde ausreichen. Andere seien mit einem zu alten Testergebnis ins Kino gekommen.
Nun da die Schnelltests ab 11. Oktober nicht mehr kostenfrei sein sollen, glaubt Seitz nicht, dass sich sonderlich viele Menschen testen lassen werden, um ins Kino zu gehen. "Je nachdem was das dann kostet", sagt die Betreiberin des Union-Filmtheaters.
Die Einhaltung der "3G-Regel" bei den Kino-Besucherinnen und -Besuchern zu überprüfen, hält Seitz für kein Problem. Das würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Eingang oder den Kassen übernehmen. Auch sie sagt: "Solange ich nicht schließen muss, mache ich fast alles mit."
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