Der Puls der Freilichtspieler in Altusried ging kurz vor der Uraufführung an diesem Samstag noch einmal gehörig nach oben: Vor einigen Tagen erkrankten einige Orchestermitglieder sowie Dirigentin Gertrud Hiemer-Haslach überraschend an Corona. Mehrere Tage lang konnte das 21-köpfige Ensemble, das beim Stück „Schiller & der Bayerische Hiasl: Wir Räuber“ von Volker Klüpfel eine wesentliche Rolle spielt, nicht mitproben, berichtet Freilichtspiel-Geschäftsführer Sebastian Heerwart. Bis Freitagabend war offen, ob das Orchester wieder vollzählig ist – oder ob die Musik bei der Premiere vom Band kommen muss.
Corona beim Freilichtspiel in Altusried: Musik könnte abgepielt werden
Zum Glück ist die Komposition von Cornelius Borgolte, die die Handlung immer wieder klangvoll illustrieren soll, schon aufgenommen worden und könnte über Lautsprecher eingespielt werden. Damit das funktioniert, haben Borgolte und die beiden Tontechniker Stefan Mößle und Thomas Hüttl in den vergangenen Tagen Sonderschichten eingelegt.
Günstiger wäre es freilich, wenn die Räuber-Musik live gespielt wird, weil sie dann besser mit der Handlung verzahnt werden könnte, erläutert Heerwart. Er ist zuversichtlich, dass eine spielfähige Besetzung am Samstag und Sonntag im Orchesterraum unter der Tribüne sitzen wird. Dies sei dank des großen Pools an Musikerinnen und Musikern, die aus dem Allgäu und Oberschwaben stammen, möglich. Komponist Cornelius Borgolte wird den Taktstock von der erkrankten Dirigentin Hiemer-Haslach übernehmen.
Freilichtspiel in Altusried: Corona-Fälle sorgen für Nervosität
Der Corona-Ausbruch unter den Musikerinnen und Musikern habe die Mitwirkenden durchaus nervös werden lassen, verrät Heerwart. Spielerinnen und Spieler seien aber nicht erkrankt. Falls das passierte, hätten die Altusrieder wohl ein Problem. Zwar sind einige wichtige Rollen doppelt besetzt – nicht jedoch vier Hauptdarstellerinnen und -darsteller. Keinen Ersatz gäbe es für Roland Wintergerst als Räuber Hiasl, Sebastian Schwab als Schiller sowie Martina Schmidt-Klüpfel als Hiasls Geliebte und Sieglinde Mayr als Wilderin.
Wegen des Corona-Ausbruchs gebe es hinter den Kulissen nun wieder eine Maskenpflicht, sagt Geschäftsführer Heerwart. Und eine „dringende Bitte“ an alle, sich vor jeder Probe und Aufführung zu testen – was allgemein akzeptiert werde.
300 Mitwirkende auf der Bühne und 150 hinter den Kulissen
Ansonsten aber sind die 300 Mitwirkenden auf der Freilichtbühne und die 150 Mitwirkenden hinter den Kulissen gerüstet für das erste Aufführungs-Wochenende. Das Wetter spielt nach jüngsten Vorhersagen wohl bestens mit. Beim – fast ausverkauften – Startschuss am Samstagabend um 20 Uhr könnte es noch sommerliche 26 Grad haben; Regen ist nicht prognostiziert. Bei der zweiten Aufführung am Sonntagnachmittag um 14 Uhr wird das Thermometer wohl auf über 30 Grad steigen. Fast zu heiß für die Theaterleute? „Das ist durchaus körperlich belastend“, erklärt Sebastian Heerwart. „Da muss mehr getrunken werden.“ Während die Mitwirkenden auf der Bühne dennoch ins Schwitzen kommen dürften, sind die Musikerinnen und Musiker gegen die Hitze gut geschützt: Der Orchesterraum ist klimatisiert.
Vorverkauf läuft schleppend
Sorgen bereitet Heerwart und seinem Team dennoch etwas: Der Vorverkauf läuft schlecht. Kurz vor der Premiere seien erst 20 Prozent der 65.000 Tickets für die 26 Aufführungen bis zum 21. August verkauft. Zum Vergleich: Bei „Robin Hood“ 2016 waren es zum selben Zeitpunkt 49 Prozent, bei „Artus!“ 2019 immerhin noch 35 Prozent. Über die Gründe kann der Geschäftsführer nur spekulieren. Heerwart nennt die unsichere wirtschaftliche Lage, den Ukrainekrieg und die Corona-Pandemie.

Er und sein Team hoffen, dass sich nach der Premiere viele kurz entschlossen Karten kaufen. Die Abendkasse öffnet deshalb schon 90 oder 120 Minuten vor Beginn, um eine eventuell höhere Nachfrage abfedern zu können. Außerdem gebe es erstmals eine Hotline an den Aufführungstagen, bei der man sich kurzfristig informieren kann. Unter Telefon 08373/922 00 stehen an Freitagen von 15 bis 20 Uhr, an Samstagen von 17 bis 20 Uhr sowie an Sonntagen, an denen gespielt wird, von 11 bis 14 Uhr Ansprechpartner bereit.
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