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„Der tägliche Wahnsinn“: Das erlebt die Allgäuer Autobahnpolizei im Reiseverkehr

Raser, Drängler, Stau und Baustellen

„Der tägliche Wahnsinn“: Das erlebt die Allgäuer Autobahnpolizei im Reiseverkehr

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    Alle Hände voll zu tun haben die Polizistinnen und Polizisten der Autobahnpolizei in Memmingen. Auch am Wochenende wird starker Reiseverkehr erwartet. Zudem gibt es vier große Baustellen auf A7 und A 96 im Zuständigkeitsbereich der Memminger.
    Alle Hände voll zu tun haben die Polizistinnen und Polizisten der Autobahnpolizei in Memmingen. Auch am Wochenende wird starker Reiseverkehr erwartet. Zudem gibt es vier große Baustellen auf A7 und A 96 im Zuständigkeitsbereich der Memminger. Foto: Fotos: Tobias Schuhwerk

    „Das darf doch nicht wahrsein“: Sascha Berger fuchtelt wild mit den Armen. „Weiterfahren“, brüllt der 38-jährige Autobahnpolizist einen Gaffer an. Mitten auf der A7 hat der Autofahrer abgebremst, um im Schneckentempo auf eine Unfallstelle auf der Gegenfahrbahn zu glotzen. Dort sind drei Autos aufeinander gefahren. Sascha Berger und sein Kollege Fabian Augustin, 29, sichern gemeinsam mit der Feuerwehr großräumig den Kollisionsort ab. Der Notarzt untersucht die Unfallbeteiligten. Später wird sich herausstellen, dass alle bis auf kleine Blessuren unverletzt blieben. Doch in diesem Moment ist das noch nicht klar.

    Alle Hände voll zu tun hat die Autobahnpolizei Memmingen im Reiseverkehr.
    Alle Hände voll zu tun hat die Autobahnpolizei Memmingen im Reiseverkehr. Foto: Tobias Schuhwerk (Symbolbild)

    Umso mehr ärgert sich Berger, dass der Gaffer auf der anderen Seite der Leitplanke mit seinem Abbremsen beinahe einen erneuten Auffahrunfall provoziert hätte. „Der tägliche Wahnsinn“, sagt Berger. Der Polizeihauptmeister fährt seit 13 Jahren Streife im Team der Autobahnpolizei Memmingen. Die Beamtinnen und Beamten haben derzeit alle Hände voll zu tun. Für insgesamt 107 Kilometer auf der A 96 sowie der A7 rund um Memmingen sind sie zuständig. Im Schnitt rauschen pro Tag über 80.000 Fahrzeuge auf diesen Strecken vorbei.

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    Auch in dieser Woche wird es nicht nur wegen des Sommerwetters heiß hergehen. Dann heißt es nämlich einmal mehr: Reiseverkehr trifft auf Baustellen. Aktuell sorgen gleich vier davon im Bereich der Autobahnpolizei Memmingen immer wieder für Staus und brenzlige Situationen, über die die Beamten manchmal nur den Kopf schütteln können, erzählt Dienststellenleiter Josef Gast.

    Fabian Augustin und Sascha Berger sind ein eingespieltes Duo.
    Fabian Augustin und Sascha Berger sind ein eingespieltes Duo. Foto: Tobias Schuhwerk

    So gilt wegen der Großbaustelle des Bundes zwischen dem Autobahnkreuz Memmingen und der Anschlussstelle Memmingen-Süd auf mehreren Kilometern ein Überholverbot. Darauf wird mit elf Verkehrsschildern aufmerksam gemacht. „Doch es gibt immer wieder Autofahrer, die das nicht wahrnehmen oder schlichtweg ignorieren“, sagt Gast.

    Autobahn-Kontrollen: Polizei ist mit zivilem Fahrzeug samt Videoanlage im Einsatz

    Bei ihren Kontrollen bringt die Polizei auch ein ziviles Fahrzeug mit Videoanlage zum Einsatz. Die Beamten dokumentieren damit Verstöße gegen die Abstandsregeln oder das Tempolimit. Wenn Raser oder Drängler wenig später aus dem Verkehr gezogen werden, sind sie erstaunt, können ihr Fehlverhalten aber angesichts der Aufnahmen auch nicht mehr abstreiten. „Diese direkte Konfrontation bringt viele zum Nachdenken“, sagt Berger. Die Sanktionen, beispielsweise Geldbußen oder sogar der Führerschein-Entzug, tun ihr übriges.

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    Manchmal erleben die Beamten schier unglaubliche Szenen: Zum Beispiel, wenn Autofahrer bei voller Fahrt in ihr Handy tippen oder sogar Videos gucken. Oftmals sind es gerade Urlaubsreisende, die sich auf diese Weise ablenken anstatt dringend benötigte Pausen einzulegen. Auch Raser-Duelle mit Geschwindigkeiten über 200 km/h haben Polizisten wie Sascha Berger schon erlebt. Brenzlige Situationen gehören zu ihrem Job dazu. Zum Beispiel, wenn bei der Anfahrt zu einem Autobahn-Unfall höchste Eile geboten ist – und sie mit Blaulicht und Sirene auf der linken Spur über den Asphalt preschen.

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    „Da muss man äußerst vorausschauend und konzentriert fahren“, sagt Fabian Augustin. Manche Autofahrer sind beim Näherrücken von Blaulicht schlichtweg überfordert und verhalten sich irrational, in dem sie beispielsweise abbremsen. Oder sie bemerken den Alarm gar nicht. So wie vor Kurzem ein Urlaubsreisender, der das Gepäck im Kofferraum bis oben hin gestapelt hatte – und seelenruhig mit 100 auf der linken Spur fuhr und das Polizisten-Duo Berger/Augustin auf dem Weg zu einem Unfall ausbremste. Erst nach mehrmaligem Hupen machte er den Weg frei. Der tägliche Wahnsinn eben.

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