Freitagmorgen: Noch steht „Resi“ beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Sonthofen in der Garage. „Resi“ – so haben sie das BMW-Motorrad mit spezieller Notfall- und Rettungsausrüstung getauft. Die Maschine ist 125 PS stark und fast 240 Stundenkilometer schnell. Bald wird Thomas Keck aufsteigen und Streife fahren. Der 47-Jährige ist einer von sechs Ehrenamtlichen, die in den Sommermonaten an Wochenenden und Feiertagen unterwegs sind. Um zu retten, um zu helfen, um Staugeplagte zu beraten. Die Männer sind zwischen 30 und 47 Jahre alt. Alle Motorradstaffel-Fahrer haben eine Qualifikation als Notfallsanitäter mit einer dreijährigen Ausbildung und sind begeisterte Motorradfahrer. Der Vorteil des motorisierten Zweirads in Not- und Krisenfällen liegt auf der Hand: „Wir kommen überall durch – auch da, wo einem Polizeiauto oder Rettungswagen der Weg versperrt ist“, sagt Keck – beispielsweise zwischen stehenden Autos, weil die Fahrer keine Rettungsgasse gebildet haben.
In ständigem Kontakt stehen die Fahrer mit der Rettungsleitstelle. Sie werden bei Bedarf dorthin gelotst, wo ein Stau ist oder sich ein Unfall ereignet hat. Oder es muss schnell mal ein Pannenfahrzeug auf der Autobahn abgesichert werden.
Im vergangenen Jahr haben die Motorradstaffel-Fahrer von Anfang Mai bis Ende September an den Wochenenden insgesamt 20 000 Kilometer zurückgelegt. Das Dienstgebiet umfasst fast das gesamte Allgäu. 552 Einsätze sind in der Statistik dokumentiert, zehn Prozent waren medizinische Notfälle. Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten: Bei einem Stau in großer Hitze kann es beispielsweise vorkommen, dass Kinder getröstet und mit Getränken versorgt werden. So etwas passiert vor allem in der Ferienzeit. Auch kann es sein, dass die roten Retter als Stauberater gebraucht werden. Verkehrsteilnehmer im Stau wollen wissen, was los ist, wann es weitergeht und ob es eine Umfahrungsmöglichkeit gibt.
„Im Einsatz sind wir aber auch bei sportlichen Veranstaltungen“, berichtet Keck, beispielsweise bei einem Triathlon oder Radrennen. Motorradstaffeln des BRK gibt es in Bayern an 19 Standorten, 350 000 Kilometer waren 120 Ehrenamtliche vergangenes Jahr im Einsatz. „Wir erleben häufig eine unglaubliche Dankbarkeit bei den Menschen, denen wir helfen konnten“, sagt Keck. Und erzählt von einem 70-jährigen Urlauber, den er erfolgreich reanimieren konnte, weil er mit dem Motorrad in Windeseile bei dem Mann war.