Wird es solche Bilder 2021 geben? Diese Foto entstand 2016 beim „Massenchor“ des Bezirksmusikfestes in Kraftisried (Ostallgäu).
Bild: Heinz Budjarek
Wird es solche Bilder 2021 geben? Diese Foto entstand 2016 beim „Massenchor“ des Bezirksmusikfestes in Kraftisried (Ostallgäu).
Bild: Heinz Budjarek
In etlichen Allgäuer Blaskapellen wird derzeit intensiv diskutiert. All jene Vereine, die heuer ein Musikfest planen, stehen vor der Frage: Sollen sie die Mammut-Veranstaltung weiterhin organisieren – oder absagen? Angesichts der andauernden Pandemie und den Unsicherheiten rund um den Lockdown und Vorsichtsmaßnahmen, wachsen die Zweifel, ob im Sommer im großen Stil mit vielen tausend Musikanten und Zuschauern gefeiert werden kann und darf. Musikkapellen in zwei der sieben Allgäuer Blasmusik-Bezirke haben inzwischen die Reißleine gezogen und ihre Feste abgesagt: Honsolgen (Bezirk Kaufbeuren) und Akams (Bezirk Sonthofen). Die Vereine, die diesen Schritt noch nicht getan haben, wollen sich bald entscheiden, denn die Zeit drängt angesichts der finanziellen Risiken und des wachsenden organisatorischen Aufwands.
Intensive Diskussionen mit großen Zweifeln gibt es etwa bei den beiden betroffenen Blaskapellen im Bezirk Kempten. Hier sind (wie auch im Bezirk Kaufbeuren) gleich zwei Bezirksmusikfeste geplant: Das reguläre soll in Wiggensbach stattfinden, außerdem holt die Musikkapelle Lauben-Heising ihr Fest vom Sommer 2020 nach, in dem es wegen Corona-Beschränkungen einen Totalausfall aller Feste gab. Die Vorsitzenden der beiden Vereine berichten vom Dilemma, in dem sie nun stecken. „Wir hängen in der Luft“, sagt Helmut Huber von der Harmoniemusik Wiggensbach und fügt an: „In mir reift die Erkenntnis: Es wird schwierig.“
Eine endgültige Entscheidung wollen er und seine Musikanten aber erst Ende Januar oder Anfang Februar treffen. Dann stünden größere Ausgaben an, außerdem müssen Verträge fix gemacht werden.
Hubers Überlegungen stehen beispielhaft für alle Kapellen, die im Frühjahr und Sommer ein Bezirksmusikfest ausrichten möchten. Die meisten planen dafür schon ein, zwei Jahre lang. Denn Bezirksmusikfeste erfordern einen riesigen organisatorischen Aufwand. Meist feiern die Kapellen damit ein Jubiläum mit vielen Veranstaltungen. Am Hauptwochenende sind sie Gastgeber für Dutzende von Orchestern sowie Tausenden von Besuchern.
Wegen der Corona-Unsicherheiten steigen zugleich die finanziellen Risiken. Denn bevor das erste Fass Bier angezapft wird, haben die ausrichtenden Kapellen schon Zehntausende von Euro ausgegeben. Was ist, wenn am Ende Einnahmen fehlen, weil auch in einigen Monaten noch Abstände eingehalten werden müssen? Was, wenn in die großen Festzelte nur ein Bruchteil der maximal 3000 Gäste eingelassen werden dürfen? Oder leer bleiben, weil die Menschen Angst vor einem Besuch haben? Oder wenn das Musikfest kurzfristig doch abgesagt werden müsste? „Das alles ist ein Riesenproblem“, stellt Florian Gröger, Vorsitzender der Musikkapelle Lauben-Heising fest. „Ein Verein wie unserer kann sich ein Defizit nicht leisten.“ Andererseits fürchten die Vorsitzenden und ihre Festausschüsse auch das gegenteilige Szenario: Wie groß wäre der Ärger, wenn das Musikfest jetzt abgesagt wird, im Sommer aber möglich wäre? „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, lautet die Parole von Johannes Stadler, der Vorsitzende der Musikkapelle Bertoldshofen, die das Fest im Bezirk Marktoberdorf ausrichten möchte.
In den Bezirken Sonthofen und Kaufbeuren haben die gastgebenden Kapellen Akams und Honsolgen die Hoffnung bereits sterben lassen. Die Situation sei „zu unkalkulierbar“, begründen die Akamser Musikanten ihre Absage. Andere Vereine stehen offenbar kurz vor dem selben Schritt. In Wiggensbach sind die Wertungsspiele, die für Ende April terminiert waren, abgesagt worden. Begründung: Die Kapellen hätten angesichts des vermutlich andauernden Probenverbots keine Möglichkeit, sich angemessen aufs Vorspiel vorzubereiten.