Die älteste Kundenbeziehung ist fast 200 Jahre alt: 1828 nahm ein Obergünzburger bei Johann Michael Gabler einen Kredit von 100 Gulden auf – das erste schriftlich dokumentierte Geldgeschäft der Gabler-Saliter-Bank. Noch heute zählen die Nachfahren des Mannes zu den Kunden des Ostallgäuer Geldinstituts, das zu den elf noch verbliebenen inhabergeführten Privatbanken in Deutschland gehört.
„Hätte der Mann damals das Geld samt der vier Prozent Zinsen nicht zurückgezahlt, wäre unsere Bankengeschichte vielleicht sehr kurz ausgefallen“, sagt Vorstand Stefan Lindermeir schmunzelnd. Inzwischen ist mit dem 28-jährigen Johann Gabler und dem 33-jährigen Fritz Gabler die siebte Familiengeneration in Führungsverantwortung – und auch deren Großvater Dr. Jörg Gabler ist noch an Bord. „Mit seinen 92 Jahren ist er wahrscheinlich der älteste noch aktive Bankier“, sagt Lindermeir. Einige Allgäuer Landwirte werden vom Senior-Chef immer noch betreut.
Bilanzsumme 217 Millionen Euro: "Wir sind eine kleine schlagkräftige Bank"
Mit seinen Vorstandskollegen Stefan Blaukat und Fritz Gabler legt Lindermeir die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Demnach betrug die Bilanzsumme 217 Millionen Euro, das Betriebsergebnis – also der Gewinn – lag bei rund 5,6 Millionen Euro. „Wir sind eine kleine, schlagkräftige Bank“, sagt Lindermeir. Zu den etwa 4000 Kundinnen und Kunden zählen viele wohlhabende, vor allem aus dem süddeutschen Raum. Sie berät die Bank mit ihren aktuell 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Gefragt war im vergangenen Jahr vor allem Gold. „Das ist immer noch sehr krisensicher und ein Schutz vor Inflation, weil es sehr wertbeständig ist“, sagt Blaukat. Die Bank habe den Goldumsatz 2022 verdoppelt auf eine hohe einstellige Millionen-Euro-Summe. Um den Kunden das passende Ambiente bei ihren Investitionsentscheidungen zu bieten, hat die Bank an ihren Standorten in Kempten und Babenhausen (Kreis Unterallgäu) sogenannte „Gold-Lounges“ eingerichtet. Dort seien Goldmünzen und -barren im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar, erklärt Vorstand Stefan Blaukat. Eine Repräsentanz hat die Bank seit zwei Jahren auch in Pforzheim und seit Anfang diesen Jahres in München.
Allgäuer Privatbank eröffnet Repräsentanz in München
Überhaupt setzt das Geldinstitut Bank auf den persönlichen Kontakt – in gediegenem Ambiente. Während der Hauptsitz in Obergünzburg, ein renovierter Gasthof, von außen unscheinbar wirkt, sind die Innenräume hell und mit viel Holz gestaltet. Auf Böden, an Wänden und sogar auf den Kaffeetassen ist das goldene Familiensiegel zu sehen – mit Symbolen der Salpeterherstellung, dem Ursprungsgeschäft der Familie, bevor sie in den Geldverleih einstieg.
Auch im ehemaligen Weinkeller werden Kundengespräche geführt. „Dazu gibt es einen guten Kaffee und wir schauen nach zehn Minuten nicht auf die Uhr“, sagt Fritz Gabler. „Jeder Kunde muss einmal hier bei uns gewesen sein – das ist uns wichtig, denn wir beurteilen ihn nicht nur aufgrund von Unterlagen, sondern nach seiner Persönlichkeit“, sagt Lindermeir.
Umgekehrt schauen sich die Vorstände auch das Umfeld ihrer potenziellen Kunden an – und besuchen sie beispielsweise in Köln oder anderen Städten. Das sei auch am Wochenende möglich. „Wir bieten keine standardisierten Lösungen. Wir hören unseren Kunden zu und fragen sie, wo wir helfen können.“
Auch mal eine Yacht finanziert: Gabler-Saliter-Bank verbucht Wachstum im Kreditgeschäft
Das geschehe nicht nur bei der Geldanlage, sondern auch mit Krediten. Dabei gab es im vergangenen Jahr ein Wachstum um 13 Prozent auf 75 Millionen Euro. Kreditnehmer seien vor allem mittelständische Unternehmer, die in ihre Firma investieren wollten – oder auch mal in eine Yacht. „Sie wollen eine schnelle Entscheidung, und die bekommen sie von uns“, sagt Stefan Blaukat. „Die klassische Familie, die ein Haus bauen will, gehört nicht zu unseren Kunden“, ergänzt Fritz Gabler.
Dass im Jahr 2017 mit Stefan Lindermeir und Stefan Blaukat erstmals externe Bankiers in den Vorstand geholt wurden, sieht Fritz Gabler als Stärke. „Es ist wichtig, meinungsstarke Leute von außen zu holen, um mit ihnen über die besten Lösungen für die Bank zu reden und auch mal kontrovers zu diskutieren.“
Er sei zwar schon mit der Bank groß geworden, hatte aber eigentlich eine Karriere im Sport im Blick. „Ich musste jedoch schnell erkennen, dass ich in keiner Sportart gut genug war, um daraus einen Beruf zu machen“, erzählt er lachend. Sein Bruder und er seien aber nie überredet oder gar gezwungen worden, in den Familienbetrieb einzusteigen. Beide wollten es jedoch – Fritz Gabler studierte Betriebswirtschaft in Hamburg, Johann Gabler Jura in München. „Jetzt können wir unseren eigenen Fußabdruck hinterlassen – das ist in einer kleinen Bank sicher leichter als bei einer großen.“