Georg Preisinger ist schon lange als Musik-Manager im Geschäft. Angefangen hat er in den 1990er Jahren mit der Original Hochland Blasmusik, wo er Posaune spielte. Seit 2000 arbeitet der gelernte Betriebsschlosser aus Ronsberg (Ostallgäu) professionell auf diesem Gebiet. Er verschafft Blaskapellen und Chören, Sängern und Musikern Auftritte, nicht nur im Allgäu, sondern deutschlandweit und bisweilen darüber hinaus. Die Egerländer Musikanten etwa managt er schon 20 Jahre – seit Ernst Hutter das legendäre Blasorchester nach dem Tod von Ernst Mosch weiterführte.
Nun aber ist Georg Preisinger etwas passiert, womit er nicht gerechnet hat. Und was ihn zu Superlativen greifen lässt, wenn er davon erzählt. Der 61-jährige, der in dem „sehr überschaubaren Weiler“ Speckreu bei Engetried im Unterallgäu aufgewachsen ist, hat einen Fuß in die Tür der Hamburger Elbphilharmonie gebracht. Inzwischen veranstaltet er dort regelmäßig Konzerte und ist fast öfter in Hamburg als zuhause in Ronsberg. „Das ist ein Traum“, schwärmt Preisinger. „Jedes Mal, wenn ich in die Elbphilharmonie reinkomme, denke ich: Das alles ist doch gar nicht wahr!“

Mit „Blechschaden“, dem Bläserensemble der Münchner Philharmoniker um Bob Ross, startete die besondere Verbindung zur Elbphilharmonie. 2018 waren die zwölf Musiker, die Preisinger seit zehn Jahren managt, auf der Suche nach einem Veranstalter für Konzerte im Norden Deutschlands. Sie fragten bei Preisinger an. Der wollte es zunächst nicht machen, sagte nach ein paar Tagen Bedenkzeit aber doch zu. „Eine Wahnsinnsentscheidung“, nennt dies Preisinger heute. Der Erfolg stellte sich prompt ein: Das erste Konzert mit Blechschaden im Januar 2019 sei binnen sieben Stunden ausverkauft gewesen. Flugs vereinbarte Preisinger einen weiteren Blechschaden-Auftritt mit den Verantwortlichen des spektakulären Konzertsaals am Elbufer, der wegen seiner Akustik und seiner Architektur Weltruf genießt.
Offenbar passt das Programm von Georg Preisinger gut ins Portfolio der Elbphilharmonie Hamburg
Seither ist Preisinger Stammgast in der Elbphilharmonie. Sowohl den großen Saal mit 2100 Plätzen als auch den kleinen mietet er regelmäßig an. Was er im Portfolio hat, passt offenbar ins Konzept der Betreiber. Etwa Knabenchöre. Preisinger hat die Tölzer, Regensburger und Windsbacher untergebracht. Und so renommierte Bläserformationen wie eben Blechschaden oder Mnozil Brass. In den nächsten Wochen wird er Konzerte mit der SWR Big Band und dem Akkordeon-Magier Herbert Pixner veranstalten.
"Chöre klingen hier super", sagt Georg Preisinger über den akustisch heiklen Saal der Elbphilharmonie
Preisinger hat den richtigen Riecher für die hochgelobte, aber heikle Akustik der „Elphie“, wo natürlicher Klang sich gut entfalten kann und Verstärkeranlagen eher schwierig zu handhaben sind. „Chöre klingen super“, erklärt er. Und verwendet einen weiteren Superlativ: „Für mich ist die Elbphilharmonie der eindrucksvollste Konzertsaal in ganz Deutschland.“
Georg Preisinger ist auch deshalb so oft in Hamburg, weil er immer und überall dabei sein möchte, wo seine Kunden auftreten. Intensiv kümmert er sich um seine Musiker und Sängerinnen. Steht ein Auftritt an, den er vermittelt und arrangiert hat, fährt er mit ihnen mit, übernachtet in den selben Hotels („selbst wenn es eine Jugendherberge wäre“), steht hinter der Bühne als Ansprechpartner bereit und verbreitet gute Laune. Preisinger ist überzeugt: Wenn die Künstler gut drauf sind, sind sie auch auf der Bühne besser.
Im Mietwagen fährt er Instrumente quer durch Deutschland
Der Manager und Veranstalter ist Mädchen für alles, der Kumpel der Künstler. Außerdem ist er sich für nichts zu schade. Preisinger streicht auch mal Butterbrote wenn das Catering nicht funktioniert, schleppt Lautsprecherboxen oder Verstärkeranlagen, wenn Not am Mann ist. Oder transportiert Instrumente quer durch Deutschland – wie neulich für Blechschaden. Weil die Musiker nach einem Auftritt in Hamburg Tuba und Schlagzeug nicht mit ins Flugzeug nehmen konnten, fuhr Preisinger sie im angemieteten Kleintransporter zurück nach Bayern.
Georg Preisingers Sohn Stefan mischt inzwischen auch mit
Zu Hause in Ronsberg ist Preisinger jedenfalls nicht mehr oft. Nicht nur in der Elphie in Hamburg, sondern auch an vielen anderen Orten organisiert und betreut er Konzerte. Fast 100 Termine sind es pro Jahr. Inzwischen mag er nicht mehr alles allein stemmen und hat seinen Sohn Stefan (30) mit ins Geschäft genommen. Aber Spaß macht ihm die Sache noch wie am ersten Tag, auch wenn sie oft nervenaufreibend und mit finanziellen Risiken verbunden ist. Wie lange wird er das noch machen? „Bis ich in die Kiste falle“, lautet die etwas makabre Antwort.
Und was ist mit den Egerländer Musikanten, die Preisinger seit 2002 managt? Wären die nicht auch was für die Elphie? Bislang ziehen die Hamburger nicht recht. Aber Preisinger gibt sich optimistisch: „Das krieg ich noch hin.“