Endlich wieder toben. Endlich wieder kraxeln, wieder wippen, wieder rutschen. "Und endlich wieder schaukeln!", brüllt Alvin lachend. Der Fünfjährige ist kaum zu bremsen. Er springt in hohem Bogen von der Schaukel ab, nimmt seine kleine Schwester Mila (zwei Jahre) an die Hand, führt sie zum Kletter-Turm: "Wollen wir da rauf?" Ein wenig Abseits steht Mama Sabine Melcher und ist "einfach nur erleichtert." Die Öffnung der Spielplätze bedeutet ihr viel. Bei bestem Wetter am Mittwoch tummeln sich Kinder und Eltern auf den Kaufbeurer Spielplätzen.

Wie sehr die Kleinen durch die Ausgangsbeschränkungen gelitten hätten, könne sich jemand ohne Kinder kaum vorstellen, sagt die 27-Jährige. "Dass sie ihre Freunde nicht mehr treffen durften, war schon hart. Aber dann zu erklären: Nein, auf den Spielplatz können wir auch nicht mehr... da waren sie richtig traurig."
Die Action hat gefehlt
Spazieren gehen, lesen, basteln, das alles sei ja schön und richtig, sagt Sabine Melcher. "Aber das Auspowern geht hier einfach am besten." Für die 27-Jährige fühlt sich der erste Besuch auf dem Spielplatz nach den Corona-Einschränkungen fast ein bisschen "nach Urlaub" an.
Ähnlich geht es auch Giedre Stefanovic. In den letzten sieben Wochen - so lange waren die Spielplätze in Bayern gesperrt - habe sie " richtig gespürt, wie die Langeweile bei meiner Tochter von Tag zu Tag zunimmt." Umso größer war die Vorfreude am Dienstag bei ihrer bald zweijährigen Tochter: "Ich habe Rebeka vorgestern gesagt, dass wir wieder auf den Spielplatz gehen dürfen. Sie war so aufgeregt, dass sie kaum geschlafen hat", sagt sie.

Angst vor Corona?
Herumtollen auf dem Spielplatz bedeutet aber auch: Die Kinder haben engen Kontakt. "Das werden wir kaum verhindern können", sagt Ariane Propp, während ihr zweijähriger Sohn Ben die Rutsche herunter saust. "Natürlich müssen wir Eltern aufpassen und Abstand halten", die Kinder würden diese Regeln beim Spielen aber einfach vergessen.
Trotzdem hat sie keine Angst vor einer Corona-Infektion durch ihren Sohn: "Wir sind immerhin draußen an der frischen Luft und bewegen uns", sagt Ariane Propp. "Wenn ich sehe, wie sehr sich Ben jetzt freut: Da mache ich mir keine Sorgen mehr."