Vor knapp über 20 Jahren starb einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Kempten im Allgäu. Der Biologe Ernst Mayr galt noch zu Lebzeiten als einer der wichtigsten Naturforscher und wird bis heute häufig als „Charles Darwin des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. Der gebürtige Allgäuer war einer der Hauptvertreter der modernen synthetischen Evolutionstheorie und veränderte den wissenschaftlichen Blick auf die Entwicklung des Lebens maßgeblich.
Ernst Mayr: Das Schwergewicht der Biologie wird im Allgäu geboren
Ernst Mayr wurde als zweiter Sohn des Landgerichtsrates Otto Mayr in Kempten geboren, wuchs jedoch hauptsächlich in Sachsen auf und entdeckte früh seine Leidenschaft für Vögel. Dass aus ihm einmal einer der wichtigsten Biologen des 20. Jahrhunderts werden würde, ahnte damals noch niemand. Nach einem abgebrochenen Studium der Medizin in Greifswald promovierte der Allgäuer dann aber mit nur 21 Jahren in Berlin im Bereich Zoologie.
Forschungsreisen führen Neuguinea nach New York
Studienreisen führten Ernst Mayr anschließend nach Neuguinea und auf die Solomon-Inseln. Dort legte er die Basis seiner späteren Theorien zur Evolution des Lebens. Im Anschluss arbeitete der Biologe rund zwei Jahrzehnte am American Museum of Natural History in New York.
Als Professor an der renommierten Harvard-Universität setzte sich Ernst Mayr ab 1953 erfolgreich dafür ein, dass die Evolutionstheorie zu einem wesentlichen Bestandteil der Biologie wurde. Bis zu seinem Tod im Jahr 2005 etablierte Mayr, gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern, die synthetische Evolutionstheorie, die das Denken ganzer Generationen von Biologen prägte.

Warum ist Ernst Mayr so wichtig für die Biowissenschaften?
Mayr war ab 1950 maßgeblich daran beteiligt, dass ältere Evolutionstheorien, wie die von Charles Darwin, mit den Fachgebieten der Genetik, Paläontologie, Zoologie, Botanik, Populationsbiologie und Systematik verbunden wurden. Diese waren bis dahin voneinander getrennt. Ein umfassender Blick auf die Entstehung der Arten und die Entwicklung des Lebens auf der Erde sind erst seit der Synthetischen Evolutionstheorie möglich.
Synthetische Evolutionstheorie kann viel erklären und konkret nutzen
Der große und konkrete Nutzen der synthetischen Evolutionstheorie: Wissenschaftler können nun genauer erklären, wie einzelne Arten entstanden sind und welchen Einfluss äußere Faktoren auf die künftige Evolution von Arten haben werden. Besonders für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten ist das enorm wichtig, da Experten mittlerweile gezieltere Maßnahmen zur Arterhaltung treffen können.
Im Laufe seines Lebens veröffentlichte Ernst Mayr eine Vielzahl an Artikeln und Büchern. Eines seiner Hauptwerke war das 1982 veröffentlichte Buch „The Growth of Biological Thought: Diversity, Evolution and Inheritance“. Mayr galt zeitlebens als streitbarer Verfechter der synthetischen Evolutionstheorie und erntete häufig auch Kritik.
Der Darwin des 20. Jahrhunderts: Die wichtigsten Daten und Fakten zu Ernst Mayr
- Geboren am 5. Juli 1904 in Kempten im Allgäu
- Gestorben am 3. Februar 2005 in Bedford (USA)
- Aufgewachsen in Sachsen
- Promovierter Biologe (1926 in Berlin)
- Forschungsreisen nach Neuguinea und auf die Solomon-Inseln
- Ab 1931 am American Museum of Natural History, New York
- Ab 1953 Professor in Harvard
- Ab 1935 mit Gretel Simon verheiratet, das Paar hatte zwei Kinder
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