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Fahrrad fahren im Allgäu - ADFC fordert eigene Parkhäuser für Radler

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club im Allgäu

Verkehrswende im Allgäu? Radler fordern eigene Parkhäuser

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    Es gibt zwar zunehmend mehr Abstellplätze für Fahrräder wie hier in Kempten, aber es könnten durchaus noch mehr sein, sagt der ADFC. Gerade auch, weil die Fahrräder oft mehrere tausend Euro kosten und ihre Besitzer sie sicher in Innenstädten oder an Bahnhöfen abstellen wollen.
    Es gibt zwar zunehmend mehr Abstellplätze für Fahrräder wie hier in Kempten, aber es könnten durchaus noch mehr sein, sagt der ADFC. Gerade auch, weil die Fahrräder oft mehrere tausend Euro kosten und ihre Besitzer sie sicher in Innenstädten oder an Bahnhöfen abstellen wollen. Foto: Felix Ebert

    Radfahren liegt im Trend: Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob es ein E-Bike oder ein klassisches Rad sein soll. Sondern auch um den Ausbau von Radwegen oder die Streitfrage, ob Radeln in Fußgängerzonen erlaubt werden soll. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) als Interessenvertretung der Radler geht jetzt im Allgäu neue Wege. Drei Kreisverbände sowie die Ortsgruppe Isny haben eine enge Zusammenarbeit über die bayerisch/baden-württembergische Landesgrenze hinweg vereinbart. Über Ziele, Aktionen und Forderungen sprachen wir mit Lutz Bäucker, Vorsitzender des ADFC Kempten-Oberallgäu.

    Was sind die konkreten Ziele der ADFC-Allianz Allgäu?

    Lutz Bäucker: Fernziel ist es, die Verkehrswende zu schaffen. Das heißt, dass mindestens 25 Prozent des Verkehrs mittelfristig per Rad erfolgen soll. Wir wollen sichere Radwege, wir wollen Radschnellverbindungen zwischen den Kommunen gerade für Pendler. Wir wollen, dass in der Gesellschaft umgedacht wird und nicht nur das Auto als Priorität gesehen wird, sondern gleichberechtigt auch Öffentlicher Nahverkehr und das Fahrrad.

    Wo läuft es im Allgäu gut?

    Bäucker: In immer mehr Kommunen tut sich etwas. Beispielsweise in Sonthofen läuft es gut und auch in Memmingen. In Kempten ist es schwieriger allein aufgrund der Topografie und der Größe der Stadt – da steht das Auto leider immer noch an erster Stelle. Aber auch hier tut sich etwas – etwa mit der Umweltspur und einer neuen Fahrradstraße. Und in Immenstadt sind neue Radwege geplant.

    Bei Umweltspur und Fahrradstraße wissen aber viele Autofahrer nicht, wie sie sich dort verhalten müssen...

    Bäucker: Da müssen wir als ADFC, aber auch die jeweilige Stadt sicher noch mehr informieren – ein Schild am Beginn der Fahrradstraße reicht nicht. Damit klar ist, dass dort Radler Priorität haben und unter anderem nebeneinander fahren dürfen. Autofahrer sind dort quasi „zu Gast“ und verpflichtet, Rücksicht auf Radler zu nehmen.

    Das Problem sind aber nicht nur Autofahrer, sondern auch sogenannte Geisterradler, die entgegen der Fahrtrichtung auf Radwegen unterwegs sind...

    Bäucker: Hier helfen mehr Aktionen vor Ort durch Kommunen und Polizei – und entsprechende Warnschilder, um Unfälle zu vermeiden. In Memmingen klappt das seit vier Jahren prima, in Kempten ist es heuer geplant. Hier sollen Brennpunkte ermittelt und dann entsprechend reagiert werden.

    Ein anderer Konfliktpunkt liegt in den Bergen – dort prallen immer wieder Mountainbiker und Wanderer im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander.

    Bäucker: Da hat sich schon einiges gebessert. Inzwischen werden die entsprechenden Routen deutlicher ausgeschildert und es wird auch verfolgt, wenn sich Mountainbiker nicht daran halten. Die gegenseitige Rücksichtnahme wächst aber, habe ich den Eindruck. Ein Problem ist jedoch, das es immer mehr Leute in die Berge zieht. Man kann nur an Radler und Wanderer appellieren: Reißt euch zusammen, lauft und fahrt vorsichtig und bleibt auf euren Wegen!

    Stichwort „E-Bikes“: Damit kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Woran liegt das?

    Bäucker: Das liegt an der steigenden Zahl der Pedelec-Fahrer. Viele sind vorher noch nie ein Rad mit Motor gefahren und unterschätzen Tempo, Beschleunigung sowie das Gewicht der Räder. Daher bietet der ADFC im Allgäu entsprechende Fahrsicherheitskurse an – geeignet für E-Biker jeden Alters.

    Konflikte gibt es auch immer wieder in Fußgängerzonen. In Kaufbeuren dürfen Radler dort ab Februar in Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein. Fußgänger sind nicht begeistert...

    Bäucker: Diesen Konflikt kann man nur durch gegenseitige Rücksichtnahme in den Griff bekommen. In Kempten hat sich das gut eingespielt. Leider gibt es überall schwarze Schafe unter den Radfahrern. In Sonthofen sind daher Geschwindigkeitsmessungen in Fußgängerzonen geplant. Die Verkehrspolizei arbeitet gerade an den Details.

    Immer mehr Radler möchten für Ausflüge auch die Bahn benutzen. Da gibt’s aber viel zu wenig Mitnahmeplätze, es fehlen oft die geeigneten Radl-Waggons. Sehen Sie Lösungen?

    Bäucker: Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club fordert mehr Transportmöglichkeiten für Fahrräder in Zügen. Leider stoßen wir bei der Bahn aber auf taube Ohren. Manchmal dauert es Jahrzehnte, bis sich da etwas tut – das ist skandalös! Die Politik müsste mehr Druck machen – gerade mit Blick auf eine umweltfreundliche Mobilität.

    Auch an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder mangelt es an Bahnhöfen und Innenstädten...

    Bäucker: Die Leute haben immer teurere Räder und möchten sie sicher abstellen. Wir sollten uns an Dänemark und den Niederlanden orientieren. Dort gibt es richtige Fahrradparkhäuser, mit komfortablen, abschließbaren Plätzen, überdacht und mit angeschlossener Werkstatt. Das wird auch bei uns kommen müssen.

    Da scheitert es aber oft am Platz...

    Bäucker: In den meisten Fällen liegt es auch hier an der Bahn, der in der Regel das Gelände rund um die Bahnhöfe gehört. Die Planung und Umsetzung dauert immer noch zu lange. Wenn ein Gelände in kommunalen Besitz ist, geht es oft schneller. Ein positives Beispiel ist Immenstadt. Dort wird in diesem Frühling ein neuer Abstellplatz in Bahnhofsnähe gebaut. Notfalls muss den Autofahrern Platz weggenommen werden – auch wenn das erst mal zu einem Aufschrei führen. wird. Aber ich bin sicher, dass die Innenstädte dadurch attraktiver werden.

    Kommen wir zur neuen allgäuweiten Zusammenarbeit. Was gibt es an konkreten Aktionen?

    Bäucker: Umgesetzt haben wir bereits einen Newsletter. Der erste ging im Dezember an unsere etwa 2000 Mitglieder im Allgäu raus, der nächste folgt diesen Monat. Sollte es zu einem „Volksbegehren Radgesetz“ in Bayern kommen, werden wir Aktionen dazu machen – konkret planen wir für den Frühsommer eine große Rad-Sternfahrt aus allen Himmelsrichtungen nach Kempten.

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