Auf was es Diebe alles abgesehen haben, darüber kann der Rest der Menschheit oftmals nur den Kopf schütteln. Im Allgäu klauten sie schon eine Riesenbrezel, Suppentöpfe und eine aufblasbare Bierflasche (5 Meter hoch!). Unvergesslich auch jener betrunkene Autofahrer aus dem Oberallgäu, der Polizisten das Alkoholtestgerät klaute.
Auch das Verhalten rund um die Tat ist nicht immer besonders klug: In Nordhessen schliefen vergangenenes Jahr Einbrecher nach einem Zechgelage noch am Tatort ein. Wenig durchdacht war vor Kurzem auch die Aktion eines gerade genesenen Patienten in Bad Mergentheim: Der Mann klaute einen Mähroboter vom Klinikgelände in Baden-Württemberg und nahm ihn mit zu sich nach Hause in Nordrhein-Westfalen. Dass ihn die Polizei 350 Kilometer weiter dank eines GPS-Senders in der Maschine aufspürte, damit hatte er nun wahrlich nicht gerechnet...
Andererseits: Ohne Patzer der Täter würden viele Delikte wohl niemals aufgeklärt werden. Auch nicht jener Fall, der vor Kurzem am Landesgericht in Innsbruck verhandelt wurde und selbst aus Sicht der Richterin eine unglaubliche Geschichte zu Tage förderte.
Gerade hatte er die Tür aufgebrochen, als ihm der Bub begegnet
Verantworten musste sich ein 46-jähriger Serientäter, der auch schon in Deutschland einschlägig vorbestraft war. Kurz nach einer Haftentlassung brach er im Dezember 2019 in ein Hotelzimmer und klaute 1.000 Euro. Gerade auf den Geschmack gekommen, wollte er nun auch in einem Wohnhaus fette Beute machen, das für ihn verlassen aussah. Also brach er mit roher Gewalt die Tür auf. Doch was dann folgte, brachte ihn völlig aus der Fassung: Im Haus traf er auf einen kleinen Buben - und das ging nicht spurlos an dem Einbrecher, der selbst zwei Kinder hat, vorbei.
Der Serientäter wurde zum Seelentröster - und reparierte die aufgebrochene Haustüre!
Richterin: Über ihr Verhalten könnte man einen Film drehen
Auf die Frage, weshalb er nicht sofort abhaute, als er das Kind sah, antwortete der Einbrecher laut Tiroler Tageszeitung vor Gericht: „Der Bub war sehr, sehr erschrocken. Er hat Angst gehabt. Ich habe ihm erst einmal über den Kopf gestreichelt, dass er sich beruhigt.“
Doch damit nicht genug. Der Einbrecher war um das Wohlergehen des Buben so besorgt, dass er dafür offenbar sogar seine eigene Festnahme in Kauf nahm.
„Über Ihr weiteres Verhalten könnte man einen Film drehen", wird die fassungslose Richterin zitiert. "Man hätte Sie später wohl nicht erwischt, wenn Sie mit dem Kind nicht weiter in die Wohnung gegangen wären und sich einen Hammer geben lassen hätten, um die Türe wieder zu reparieren.“ Der Angeklagte begründete sein kurioses Verhalten damit, dass Kinder das Wichtigste für ihn seien.
Der Mann wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Wegen seiner einschlägigen Vorstrafen hatten ihm bis zu fünf Jahren Haft gedroht. „Ihr Nachtatverhalten steht zwar in krassem Gegensatz zu dem, was in Ihren internationalen Strafakten steht. Es hat sich aber bei der Strafbemessung jedenfalls ausgewirkt“, sagte die Richterin, der ein derart kinderlieber Verbrecher auch noch nie untergekommen war.
Ein schreckliches Ende nahm dagegen ein Familiendrama in Kempten: Ein 38-jähriger verletzte seine Mutter lebensgefährlich, wie die Polizei am Freitagvormittag (16. Oktober) mitteilte. (Lesen Sie auch: Von Ölfleckanschlag bis Kälberstrickmord: Diese sechs Mordfälle im Allgäu sind bis heute ungeklärt)