Bayern will das vom Bund geplante Verbot der Anbindehaltung für Rinder per Bundesratsinitiative verhindern. Der Grund: Das Verbot gefährde die Existenz mittlerer und kleinerer Betriebe. Das sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). Der jetzt vorliegende Referenten-Entwurf des Tierschutzgesetzes sei aus bayerischer Sicht „absolut inakzeptabel“.
Anbindehaltung erledige sich sowieso von selbst
Unterstützung bekommt Herrmann von Martin Schorer, Unterallgäuer Kreisobmann des Bauernverbandes. Die Anbindehaltung habe zwar mittelfristig keine Zukunft, sie aber jetzt verbieten zu wollen, davon hält Schorer nichts. Viele Landwirte hätten die Anbindehaltung jahrzehntelang praktiziert, den Tieren sei es nicht schlecht gegangen.
Diesen Menschen jetzt zu sagen, sie hätten alles falsch gemacht, findet Schorer nicht in Ordnung. Heute seien die Betriebe größer, auch die Kühe seien wegen der Züchtung in die Breite und Höhe gewachsen. Da passe diese Haltungsform nicht mehr, räumt Schorer ein: „Meines Erachtens nach erledigt sich das sowieso von selbst.“ Denn die älteren Landwirte, die die Anbindehaltung noch praktizierten, gingen bald in Rente. Und deren Nachkommen kümmern sich laut Schorer darum, ihre Ställe umzubauen.
Eine Kuh solle nicht ihr ganzes Leben angebunden sein
„Ganzjährige Anbindehaltung muss abgeschafft werden“, sagt Johanna Ecker-Schotte, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes im Landesverband Bayern. Sie hält nichts davon, für einen Fortbestand dieser Haltungsform einzutreten.
„Es kommt darauf an, ob die Tiere das ganze Jahr im Stall sind“, sagt Sandra Huber (Kempten), Beirätin Deutschen Tierschutzbundes im Landesverband Bayern. Sind die Tiere im Sommer oder untertags auf der Weide, könne sie das Anbinden nachts oder im Winter akzeptieren. Ecker-Schotte: „Eine Kuh sollte nicht ihr ganzes Leben lang angebunden nur aus dem Fenster schauen.“ Darum hätte sich schon die vorherige Regierung kümmern müssen, ergänzt sie. Kleinere Bauernhöfe müssten bei der Umstellung finanziell unterstützt werden. „Sie können das alleine nicht stemmen“, ergänzt Sandra Huber.