Für Oldtimer gibt dieser Rentner Vollgas: Hans Bienert (78) gehören 18 Klassiker, mit denen er die Automobil-Entwicklung von 1886 bis 1960 dokumentieren kann. Damit nicht genug: Der Malermeister aus Lautrach (Kreis Unterallgäu) sammelt auch Motorräder, Bügeleisen, Schreibmaschinen und vieles mehr in seinem Privatmuseum.
„Meine Sammlung beschäftigt mich Tag und Nacht. Das hält jung“, sagt Bienert und lacht so laut, dass sich beinahe die Balken seines Museums biegen. Der gebürtige Hesse hat Temperament. Dazu kommen exzellente Technikkenntnisse. Viele Jahre arbeitete er als bautechnischer Berater für einen Großkonzern. Seine Begeisterung für Tüftler und Konstruktionen wirkt so ansteckend, dass ihm Anbieter manchmal einen Freundschaftspreis für ein historisches Schmuckstück machen. „Die wissen, dass ich eine ehrliche Haut bin und ihre Schätze bei mir den Platz bekommen, den sie verdienen.“
Auf 400 Quadratmetern hat Bienert ein Privatmuseum eingerichtet. Im Mittelpunkt: seine Oldtimer-Sammlung. „Ich wollte mit ausgewählten Fahrzeugen die ganze Bandbreite der Automobilentwicklung vom Anfang bis in die 1960er Jahre darstellen.“

Los geht’s mit einer Nachbildung des „Benz-Motorwagen Nummer 1“. Dabei handelt es sich um das erste eingetragene Auto mit Verbrennungsmotor von Carl Benz aus dem Jahr 1886. Das älteste Original-Exponat von Bienert stammt aus dem Jahr 1906: Die Motorkutsche der Firma Holsman/Chicago erwarb er vor einigen Jahren in Kaiserslautern. Es ist das erste motorgetriebene Fahrzeug mit einem Rückwärtsgang. Mit viel Liebe zum Detail restaurierte er den Wagen – und erhielt sogar die Straßenzulassung. Wenn er mit seiner Frau Elke dort Platz nimmt, tragen die beiden die passenden historischen Outfits. „Oldtimer verpflichten“, sagt Bienert.
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Zu seinen zuverlässigsten und spektakulärsten Fahrzeugen gehört eine „Tin Lizzie“ mit 20 PS (Baujahr 1912). Zwischenzeitlich war dieses Modell aus dem Hause Ford das meist verkaufte Automobil der Welt. 15 Millionen Stück wurden von 1908 bis 1927 in den USA gebaut. Heute existieren nur noch wenige Exemplare. Noch seltener ist das Modell Ford A „Berliner Taxi“ von 1930. „Davon gibt es nach meinen Recherchen nur noch drei Stück. Eines davon bei mir“, freut sich Bienert.
Oldtimer-Museum in Lautrach: Gründer sammelt auch Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Schreibmaschinen und Telefone
Für seine Recherchen durchforstet der Unterallgäuer stundenlang das Internet und reist Tausende von Kilometern zu diversen Anbietern. Schließlich umfasst seine Sammlung weit mehr als „nur“ Autos. Er dokumentiert in seinem Privatmuseum auch die Entwicklung der Kaffeemaschine von 1750 bis heute. Oder die kuriosen Evolutionsschritte von Bügeleisen, Schreibmaschinen und Telefonen. Ganz zu schweigen von absoluten Raritäten wie einem Rasierklingenschärfeschleifgerät (ja, das gab’s wirklich!) oder Rollschuhen von 1850. „Ich kann mich über solche Dinge freuen wie ein Schneekönig“, sagt Bienert.
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Die Faszination an der Technik begann für ihn 1952 mit zehn Jahren. Als er für einen Bauern Kirschen sammelte, fuhr ein Händler mit einem „VW Bus Samba“ vor, um sie abzuholen. Damals kam Bienert das Gefährt mit seinen 23 Glasfenstern unerreichbar und riesig vor.
Heute steht ein Exemplar davon in seinem privaten Fuhrpark.