Chancen und Risiken

Banker aus dem Ostallgäu: Darauf sollte man beim Online-Aktienhandel achten

Auf Handy, Tablet oder Computer kann man in Echtzeit Börsenindexe oder die Kurse einzelner Aktien verfolgen. Ebenso einfach ist es mittlerweile, Wertpapiere im Internet zu kaufen oder verkaufen.

Auf Handy, Tablet oder Computer kann man in Echtzeit Börsenindexe oder die Kurse einzelner Aktien verfolgen. Ebenso einfach ist es mittlerweile, Wertpapiere im Internet zu kaufen oder verkaufen.

Bild: Fabian Sommer (Archiv)

Auf Handy, Tablet oder Computer kann man in Echtzeit Börsenindexe oder die Kurse einzelner Aktien verfolgen. Ebenso einfach ist es mittlerweile, Wertpapiere im Internet zu kaufen oder verkaufen.

Bild: Fabian Sommer (Archiv)

Aktienhandel geht heute einfach im Internet. Banker aus dem Allgäu warnen vor „sehr viel Blödsinn“ bei Finanztipps auf Youtube.
28.02.2023 | Stand: 09:51 Uhr

„Das war auf jeden Fall ein Thema in meinem Freundeskreis“, sagt ein 19-Jähriger aus Pfronten. Die Rede ist vom Online-Wertpapiervermittler Trade Republic und dessen Angebot, das vor kurzer Zeit in aller Munde war. Mit ein paar Klicks auf dem Handy kann man heutzutage Geld anlegen, unter anderem in Aktien. Das geht schnell und ist bequem. Wer an der Börse handelt, geht aber auch immer ein Risiko ein. Deshalb sollten junge Aktionäre ihr Erspartes nicht unbedacht investieren.

Aktien-Hype in Deutschland

Im vergangenen Jahr haben sich 12,9 Millionen Deutsche – so viele wie noch nie zuvor – an den Aktienmarkt getraut. Darunter waren auch 600.000 unter 30-Jährige. Das Geldanlegen habe bei den Menschen landesweit einen hohen Stellenwert, sagt Rochus Nickl, Bereichsleiter Privatkunden bei der Sparkasse Allgäu. Aktien seien für junge Menschen mittlerweile ein gängiges Thema und der Trend zeige weiter nach oben.

Wer sein Geld für längere Zeit auf dem Girokonto liegen lässt, muss damit rechnen, dass es weniger wird: Ausbleibende Zinsen und eine Inflation, wie es sie in Deutschland seit den 1970er und 80er Jahren nicht mehr gegeben hat, bewegen die Menschen aktuell dazu, ihr Geld auf anderen Wegen zu sichern und zu vermehren.

Die Gründe für den derzeitigen Aktien-Hype seien jedoch vielfältig, sagen Thomas Erhardt, Bereichsleiter Privatkunden bei der VR Bank Augsburg Ostallgäu, und dessen Kollegin und Lea Wölfle. Das Thema sei einfach unglaublich hip bei jungen Leuten, sagt die Privatkundenberaterin. Es gehe auch darum, dabei zu sein und das könne mit den heutigen technischen Voraussetzungen jeder. Innerhalb kurzer Zeit kann man auf dem Handy bei Online-Wertpapieranbietern wie Scalable Capital, Trade Republic oder Flatex ein Konto einrichten und sofort sein erstes Investment tätigen.

Jugendlicher aus Pfronten macht nicht nur gute Erfahrungen mit Aktien

Einer, der das getan hat, ist ein 19-Jähriger Pfrontener. Seit einigen Monaten nutzt er den Neobroker Trade Republic. So werden Online-Wertpapieranbieter mit einem niedrigschwelligen Angebot sowie geringen oder nicht vorhandenen Transaktionsgebühren genannt. Finanziert werden sie unter anderem durch Provisionszahlungen der Handelsplätze. Der Pfrontener verfolge bei seinen Käufen keine Strategie. Mit wenigen Klicks kaufe er spekulativ Aktien verschiedener Unternehmen ein.

Zudem setze er auf sogenannte ETFs (englisch: Exchange Traded Fund). Das sind börsengehandelte Fonds, die die Wertentwicklung eines Index, wie beispielsweise des DAX, abbilden. Aktuell sei der Blick in sein Aktiendepot aber meist ernüchternd. Unter anderem der Krieg in der Ukraine sorgt an der Börse für starke Schwankungen.

Deshalb versucht der Pfrontener jetzt etwas neues: Vor kurzer Zeit gab Trade Republic bekannt, dass alle Kunden jährlich zwei Prozent Zinsen auf ihr nicht investiertes Geld erhalten, anteilig monatlich ausgezahlt. Da man fast nirgendwo sonst in Deutschland so viel Zins bekommt, erntete die Aktion große öffentliche Aufmerksamkeit. Doch hält das Angebot, was es verspricht?

Neobroker - Welche Risiken gibt es?

Es sei schon eine gute Offerte für kurzfristig orientierte Anleger und ein kluger Marketingschachzug, sagt Erhardt. Allerdings sei nicht klar, wie lange diese Konditionen gelten. Allgemein gebe es bei der Nutzung von solchen Online-Dienstleistern mehr zu beachten, als man vielleicht zunächst denke. Wer lese sich schon die Geschäftsbedingungen genau durch, fragt Wölfle. Man wisse nie, wer wirklich hinter einem solchen Unternehmen stehe. Zudem finde in den meisten Fällen keine ernsthafte Beratung statt.

Das sei der große Vorteil, den Filialbanken gegenüber den Online-Dienstleistern haben. „Bei uns steht immer der Mensch und nicht das Produkt im Vordergrund“, sagt Erhardt. Sowohl ältere, als auch junge Menschen kämen bei verschiedenen Finanzthemen in die Filiale, um sich fachlichen Rat einzuholen. Besonders dann, wenn es komplex werde. „Es gibt Situationen, da möchte der Kunde noch einen Mensch vor sich haben“, sagt Nickl.

Vorsicht bei Beratungen im Internet

Beratung findet man auch haufenweise im Internet. Auf Youtube, Instagram und anderen Plattformen geben selbst ernannte Finanzexperten Tipps und Angebote, mit denen man angeblich sehr schnell viel Geld machen könne.

Es sei besonders für junge Leute schwierig, aus dieser Informationsflut herauszufiltern, was stimme und was nicht. Da gebe es seriöse Beiträge, aber auch „sehr viel Blödsinn“, sagt Nickl. Man müsse extrem aufpassen, wem man glaube, besonders bei Kryptospekulationen, warnt Nickl. Das sei eine Casinowelt. „Es ist unglaublich, wie sich die Leute da über den Tisch ziehen lassen.“ Hilfreich sei, sich stets eine zweite Meinung einzuholen.

Das raten die Vertreter von Sparkasse und VR Bank jungen Aktionären: „Auf vier Stuhlbeinen sitzt es sich besser als auf einem.“ Bedeutet: Niemals nur auf eine Aktie setzen. Außerdem sei jeder Tag dazu geeignet, ins Börsengeschäft einzusteigen. Dabei solle man aber nicht eine große Summe an einem Tag investieren, sondern auch hier auf Streuung achten. Wichtig sei natürlich auch, innerhalb seiner finanziellen Möglichkeiten zu bleiben. Und „am besten für längere Zeit mal nicht ins Depot schauen“, empfiehlt der 19-jährige Pfrontner.