Ein Bild typisch für die Ammergauer Alpen: Der Blick vom Geierkopf Westgipfel zum Hauptgipfel
Bild: Mark Bihler
Ein Bild typisch für die Ammergauer Alpen: Der Blick vom Geierkopf Westgipfel zum Hauptgipfel
Bild: Mark Bihler
Die Ammergauer Alpen sind wohl die Berge mit der höchsten Dichte an bekannten Schlössern: So schmiegt sich Neuschwanstein bei Schangau an den Tegelberg, auf einer Anhöhe davor thront Hohenschwangau. Ganz in der Bergwelt versteckt ist Linderhof - zwischen Kuchelberggrat und dem Klammspitz-Kamm. Zudem ziehen auch die Wieskirche und das Kloster Ettal zahlreiche Touristen an. Doch abseits der Touristen-Hotspots präsentieren sich die Ammergauer als ein Gebirge, in dem es auch einsame Wege und wenig überlaufene Gipfel gibt.
Ihren Namen hat die rund 30 auf 30 Kilometer sich erstreckende Bergwelt vom Fluss Ammer, der am Ausgang des Graswangtals zwischen Graswang und Ettal entspringt und schließlich in den Ammersee mündet. Im Süden schließt der südliche Hauptkamm die Ammergauer Alpen ab - dort steht auch deren höchter Gipfel: der Daniel (2340 m), von dessen Gipfel man direkt auf die gegenüberliegende Zugspitze blicken kann. Dieser Teil der Ammergauer liegt in Tirol, die Berge nördlich der Säuling und Kreuzspitzgruppe gehören zu Bayern.
Weil die Gipfel der Ammergauer sich nicht in die Höhen der benachbarten Lechtaler Alpen aufschwingen, ist das Gebiet ideal für durchschnittliche Bergwanderer. Viele Gipfel sind ohne großen Einsatz der Hände zu ersteigen - doch einige Berge können durchaus im oberen Bereich ihre Herausforderungen haben.
Besonders bequem in die Ammergauer Berge eintauchen kann man am Tegelberg bei Schwangau. Denn von dort führt die Tegelbergbahn hinauf auf 1720 m. Dort hat man einen guten Einblick in das Gebiet der zentraler gelegenen Hochplatte (2082 m) und den ganz im Westen liegenden Säuling 2047 m. Wer von der Bergstation aus den einen Katzenspung entfernten Branderschrofen (1879 m) besteigen will, der sollte trittsicher und schwindelfrei sein. Denn der Weg ist im letzten Teil recht ausgesetzt und teils versichert. Bergerfahrung braucht man auch am Säuling, sowohl für den Weg von Hohenschwangau aus, als auch für den Zustieg von Süden übers Säulinghaus. Denn auch das ist typisch Ammergauer: Auch auf vermeintlich leichteren Touren gibt es immer wieder mal die ein oder andere anspruchsvollere Stelle - oft sind es kurze ausgesetzte Passagen im Schrofengelände oder brüchigem Fels.
Quer durch die Ammergauer Alpen zieht sich der Klammspitz-Kamm. Er reicht von Oberammergau bis fast an den Tegelberg. Eine der schönsten Touren startet am Schloss Linderhof und lässt ein paar der östlich gelegenen Gipfel aus. Dafür geht es gleich über die Brunnenkopfhütte auf die eindrucksvolle Klammspitze (1924 m). Dann folgt man dem Kamm weiter und überschreitet den Feigenkopf und den Hirschwang. Über die Hirschwanghütte geht es dann wieder nach Linderhof zurück. Die Tour setzt eine gute Kondition voraus.
Südlich vom Klammspitz-Kamm verläuft der Kuchelberggrat. Auch über ihn führt eine eindrucksvolle Grat-Runde: Nach dem Start bei Graswang geht es über die Kuchelberg Betriebshütte auf den Grat hinauf, den man bis zum Gipfelaufbau der Kreuzspitze (2185 m) folgt-. Letztere ist der höchste Berg im bayerischen Teil der Ammergauer Alpen. Der Gipfelaufbau erfordert alpine Erfahrung, denn der Fels ist bröselig. Zurück Richtung Graswang geht es dann entweder wieder über den Kuchelberggrat - oder alternativ über das Hochgrießkar hinunter zum Neualmbach. Für diese Tour sind aber rund 7 Stunden zu veranschlagen.
Die höchsten Gipfel der Ammergauer finden sich auf der Tiroler Seite. Die Kreuzspitze auf bayerischem Gebiet folgt erst auf Rang 7.
Der südliche Hauptkamm der Ammergauer liegt komplett in Tirol und reicht vom Heiterwanger See im Westen bis zum nahe an die Zugspitze (2962 m) heran: Auf dem Gipfel des Daniel trennt die Bergsteiger nur noch das Tal der Loisach im Ehrwalder Becken von Deutschlands höchstem Berg. Auch der südliche Hauptkamm kann in einer Grattour begangen werden - von der Kohlbergspitze (2202 m) im Westen bis zum Daniel. Hier sollten Bergsteiger ebenfalls über eine gute Ausdauer und alpine Erfahrung verfügen - die Tour zieht sich über viele Stunden. Wer lediglich den Daniel besteigen will, der startet am besten bei Ehrwald aus und steigt bis zur Tuftlalm auf. Bis dorthin geht es auch mit dem Mountain- oder E-Bike. Anschließend geht es zu Fuß hinauf zum höchsten Ammergauer Gipfel.
Für Bergunerfahrene haben die Ammergauer Alpen viel zu bieten. Vom Buchenberg bei Buching bis zur Laber-Hörnle Gruppe bei Bad Kohlgrub gibt es zig Wandertouren. Beliebt ist der Höhenweg von Trauchgau bis zur Hirtenhütte. Dort wird der Forstweg dann steiler. Der Abstieg erfolgt nach Halblech und über den Kapellenweg zurück nach Trauchgau.
560 Höhenmeter überwindet man immerhin bei einer Tour auf den Hochschergen (1395 m) bei Unterammergau. Leicht machbar ist auch die Tour von Oberammergau auf den Großer Aufacker (1542 m). In das sowohl bei Bergsteigern als auch bei Wanderern beliebte Kenzengebiet geht es von Halblech aus - ein Wanderbus fährt hinauf bis zur Hütte. Ideal ist für die Strecke alternativ ein E-Bike oder Mountainbike. Rund um den berühmten Wankerfleck mit seiner KApelle hat man dann die Wahl: Entweder auf die Gipfel wie den sehr anspruchsvollen (Geiselstein 1882 m, Schwierigkeit UIAA 2) klettern oder eben genüßlich auf den vielen Wanderwegen bleiben.
Mit knapp 3 Quadratkilometern Fläche ist der Plansee der zweitgrößte natürliche See Tirols. Er liegt fjordartig eingebettet nördlich des Tiroler Hauptkamms. Im Nordwesten hat der Plansee einen Abfluss durch den Kleinen Plansee und über den Archbach zum Lech. Südlich schließt sich der Heiterwanger See an. Beide Seen sind ideal für längere Touren mit dem SUP-Board - eine Umrundung von Plansee und Heiterwanger See dauert knapp einen Tag. Wer es ganz ruhig haben will, der kann die Gewässer auch bequem mit dem Passagierschiff erkunden.
Mit dem Alpsee und dem Schwansee liegen zwei malerische Badeseen im Schatten der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. Am Rande der Ammergauer liegt der Bannwaldsee nahe des Buchenbergs. Dort gibt es einen großen Campingplatz - wie übrigens auch am Heiterwanger See. Der kleine Pflegersee ist ein künstlich gestauter Binnensee an der Kramerspitz (1985 m). Er stellte im Mittelalter die Wasserversorgung der nahe gelegenen Burg Werdenfels sicher und ist ein beliebtes Ausflugsziel.
In den Ammergauer Alpen gibt es für die Bergwanderer zahlreiche Hütten zur Einkehr. Hinter dem Schloss Neuschwanstein geht es auf einer Straße hinauf zum Berggasthof Bleckenau - einer ehemaligen Jagdhütte von Ludwig II. Leicht erreichbar ist auch die Rohrkopfhütte auf halbem Weg hinauf zum Tegelberg bei Schwangau. Auch auf den Märchenkönig zurück geht das Tegelberghaus auf dem gleichnamigen Berg, es wurde ebenfalls für die Jagd erreichtet.
Im Naturschutzgebiet Kenzen liegt die schon erwähnte Kenzenhütte. Man kann sie über den Maximiliansweg, die Via Alpina (E4) und den Wanderweg im Halblechtal erreichen. Die Kenzenhütte ist wegen ihrer Lage tief in den Ammergauern der ideale Ausgangspunkt für Bergtouren.
Besonders viele Hütten gibt es in den östlichen Ammergauern, beispielsweise die Brunnekopfhütte nahe der Großen Klammspitze, die Kolbenalm oberhalb von Oberammergau, die Soila-Alm am Ettaler Mandl (1633 m) oder das benachbarte Laberhaus.
Klettersteige in den Ammergauern finden sich fast ausschließlich am Tegelberg. Dort gibt es mit der "Gelben Wand" einen Steig für Anfänger (Schwierigkeit A). Der Tegelbergsteig (Schwierigkeit C) ist der längste Steig im Gebiet und sollte deswegen nicht unterschätzt werden. Die Aussicht auf das Ostallgäu und das Schloss Neuschwanstein belohnt aber die Anstrengung beim Kraxelen. Profis vorenthalten bleibt der Fingersteig - gut anderhalb Stunden geht es dort mit Schwiergkeiten bis D nahe der Bergstation der Tegelbergbahn nach oben. Klettersteig-Profis können auch erst über den Tegelbergsteig aufsteigen und den Fingersteig hinten dran hängen.
Moderat bleiben die Anforderungen auf dem Klettersteig zum Ettaler Manndl und Laber (1684 m) - der Steig hat die Kategorie A/B. Wer dann schon genug hat fährt per Seilbahn nach Oberammergau hinunter - oder steigt eben wieder ins Tal ab.
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Und: Manch ein Berg trägt einen kuriosen oder derben (Bei-)Namen. Die Zugspitze ist sogar ein Fall von Gendering. Wie sich Bezeichnungen für Berge wandeln.