Der Seeger Bürgermeister Markus Berktold wurde nach einer Razzia im Rathaus vorläufig festgenommen.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Der Seeger Bürgermeister Markus Berktold wurde nach einer Razzia im Rathaus vorläufig festgenommen.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
Nach den Vorwürfen wegen Betrugs in Millionenhöhe stellt sich die Frage: Wer ist der Bürgermeister, gegen den ermittelt wird und der nun in Untersuchungshaft sitzt? Markus Berktold (Jahrgang 1974) ist selbst Jurist und stammt aus einer bekannten Ostallgäuer Familie. Seit 2003 gehört er dem Seeger Gemeinderat an, vor fast neun Jahren wurde er zum Bürgermeister gewählt. Berktold ist Mitglied der CSU und sitzt für diese im Ostallgäuer Kreistag, unter anderem im Rechnungsprüfungsausschuss. Lesen Sie auch: Seeger Bürgermeister festgenommen: Theo Waigel kritisiert "undurchsichtiges Konstrukt"
Bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 wurde Berktold mit 67,5 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Dennoch gilt er in der Gemeinde als umstritten. Das hat nicht nur mit der Affäre um das Pflegeheim zu tun. Kritiker hatten dem Gemeindeoberhaupt immer wieder schlechten Kommunikationsstil und miserablen Umgang mit Menschen vorgeworfen. Scharf attackiert wurde Berktold auch für die Anhäufung verschiedener Ämter und Geschäftsführerposten. Aus Sicht seiner Kritiker sei das ein Hindernis für seine politische Tätigkeit gewesen und eine Grenzüberschreitung. (Lesen Sie auch: Stimmen und Reaktionen nach der Festnahme von Markus Berktold)
Die Gegner von Markus Berktold sind in der Wählergruppe „Demokratische Bürger Seeg“ organisiert. Die Mehrheit im Gemeinderat besitzt jedoch der Block des Bürgermeisters „Gemeinsame Zukunft Seeg“.
Das Ende der 1940er-Jahre gebaute Caritaszentrum in Seeg hat eine lange Tradition in der Ostallgäuer Gemeinde. Das Konstrukt dahinter ist besonders: Seeger bauten das Heim unter der Leitung des damaligen Pfarrers auf und ein Trägerverein, die Caritas-Stiftung Seeg, wurde gegründet. In den vergangenen Jahren gab es Umstrukturierungen, in deren Zuge Markus Berktold Ämter übernahm.
Wirtschaftliche Gründe seien dafür ausschlaggebend gewesen, erläuterte Berktold im Dezember bei einer Infoveranstaltung zur Umstrukturierung des Caritaszentrums. Der Betrieb des Caritasheimes habe auf der Kippe gestanden. Auch deshalb, weil gesetzliche Vorgaben zum Beispiel bei den Themen Brandschutz und Barrierefreiheit nicht erfüllt werden konnten. Daher entschied man sich für eine neue Betreiberform. Aus dem stationären Pflegeheim wurde das Caritaszentrum – es entstanden zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften mit insgesamt 24 Plätzen.
Für den Betrieb wurden vier Gesellschaften gegründet, darunter die Ulrichspflege und die Ulrichswohnbau GmbH. Bei allen Gesellschaften hat Berktold die Funktion des Geschäftsführers übernommen. Außerdem ist er Vorsitzender der Caritas-Stiftung Seeg – sie ist Eigentümerin des Grundstückes und des Caritaszentrums. Bei der Infoveranstaltung im Dezember hieß es, es sei damals schwer gewesen, jemanden für diese Ämter zu finden.