Das Wetter meinte es mit der Viehscheid in Pfronten nicht besonders gut.
Das Wetter meinte es mit der Viehscheid in Pfronten nicht besonders gut.
Tausende Zuschauer waren nach zwei Jahren Pandemiepause trotz nass-kaltem Wetter nach Pfronten gekommen, um die gut 400 Schumpen, die meist nicht aus Pfronten stammen, von den sieben Alpen ins Tal kommen zu sehen. Das Pfrontener Jungvieh darf noch ein paar Tage länger auf den Alpen bleiben. Als erstes zogen die Jungrinder aus dem Achtal in den Ort, angeführt von der Harmoniemusik. Danach folgte, ein Novum, ein Haflinger mit einem Pony, ebenfalls geschmückt. Erst dann kamen die beiden Kranzrinder mit kunstvollen und filigranen Kronen. Mit etwas Abstand rauschte die Herde durch die Kienbergstraße, gestoppt durch eine eng gebildete Reihe Hirten und Treiber.
Mehr als eine Stunde später kamen – erneut angeführt von der Harmoniemusik – die Schumpen aus dem Vilstal. Voraus gingen auch hier traditionell die Kranzrinder. Nicht immer ganz stoisch. So manches Rind versuchte seinem Hirten zu entkommen, was dieser aber mit fester Hand verhinderte.
„Wir hatten Glück, dass es geregnet hat“, sagte Pfrontens Bürgermeister Alfons Haf. „Wir hatten damit trotz des heißen Sommers immer genügend Wasser und grüne Alpen.“ Aber nicht auf allen Alpen lief alles gut: Auf der Breitenbergalp musste ein Rind eingeschläfert werden und ein anderes war vom Blitz erschlagen worden, weshalb es heuer weniger Kranzrinder gab. Denn bekanntermaßen schicken die Alpen mit Todesfällen kein Kranzrind ins Tal.
Es war heuer eine sehr schnelle Viehscheid. Bis die Tiere aus dem Vilstal auf dem Scheidplatz angekommen waren, waren die meisten aus dem Achtal schon verladen, auch das Scheiden derer aus dem Vilstal ging schneller als sonst. Kein Wunder, es hatte ja auch wieder heftig zu regnen begonnen und nicht nur alle Hirten wollten schnell ins trockene Festzelt, in dem die Harmoniemusik unter der Leitung von Thomas Rindle flott aufspielte.
Die Bühne war wie immer mit den großen gespendeten Schellen, die später bei der Hirten-Ehrung an die Hirten vergeben wurden, geschmückt. Moderiert hatte diese Ehrung Christian Neutzer, Vorsitzender der Wald- und Weiderechtlergenossenschaft, die für die Beweidung der Alpen verantwortlich ist. „Die Beweidung ist wichtig, weil sie unsere einzigartige Kulturlandschaft erhält“, sagte Bürgermeister Haf. Fehlen durfte daher auch nicht Pfrontens Bergwiesenkönigin Lisa I.
Der Festumzug mit 1440 Teilnehmern war am Abend zuvor „nicht ins Wasser gefallen“, freuten sich Bürgermeister Haf und Michaela Antretter, die die Viehscheid organisiert hatte.
Der Viehscheid in Pfronten zählt zu den größten Veranstaltungen im Allgäu und in Deutschland. Die Alpabtriebe wurden 2020 und 2021 wegen zu hoher Auflagen während der Corona-Pandemie abgesagt. Umso erfreuter waren am Samstag alle Zuschauer, dass der Viehscheid in diesem Jahr wieder im normalen Rahmen ablaufen konnte. Da konnte auch das maue Wetter der Stimmung entlang der Route keinen Abbruch tun. Beim Ablauf der Viehscheid gab es laut Polizei keinerlei Probleme. "Alles gut gelaufen", so ein Sprecher gegenüber unserer Redaktion. Alle abgesperrten Straßen in Pfronten waren am Nachmittag wieder befahrbar.