Bärlauch, Brennnessel, Wilderdbeere: Im Allgäu wachsen viele verschieden Pflanzen, die gerne in der Küche verarbeitet werden. Doch wer Kräuter und Beeren aus dem heimischen Wald essen will, muss vorsichtig sein. Hierzulande wachsen auch giftige Pflanzen, die schon bei der Berührung verheerende Folgen haben können.
Giftige Pflanzen im Allgäu: Was ein Experte allgemein rät
Deshalb ist es wichtig, beim Sammeln in der Natur nur "100-prozentige Dinge" zu machen, sagt Pilz- und Kräuterexperte Rick Frommknecht, auch bekannt als "Allgäumogli". Er nehme immer zwei Körbe mit: Einen für die Pflanzen, bei denen er weiß, dass sie essbar sind. In den zweiten Korb kommen die unbekannten Pflanzen, die er dann Zuhause nachschlagen kann.
Eine Pflanze per se als giftig zu bezeichnen, findet er nicht ganz korrekt. "Es gibt eigentlich kein Gift", stellt er klar. Es komme immer auf die Dosierung an. Manche toxische Arten werden laut Frommknecht zum Beispiel auch medizinisch verwendet, weil sie in geringen Mengen eine heilende Wirkung haben. Dennoch gebe es natürlich Gewächs, das für den Menschen schnell zur Gefahr werden kann. Einige Beispiele aus der Region:
- Rittersporn
- Eibe
- Seidelbast
- Aronstab
- Tollkirsche
- Maiglöckchen
- Doldenblüter
Rittersporn: Verätzungen schon bei der Berührung
Der Rittersporn kommt laut Frommknecht in Gebirgen ab etwa 1000 Höhenmetern vor. Es ist ein Staudengewächs mit blauen Blüten. Die Pflanze an sich sei in der Natur relativ selten, durch ihr markantes Aussehen laufe man ihr aber schnell über den Weg. "Problematisch wird es schon bei der Berührung", sagt Frommknecht. Diese führe schon zu Verätzungen auf der Haut. Der Verzehr könne tödlich enden. Immerhin könne man die Pflanze kaum mit anderen verwechseln. Dafür sehe der Rittersporn zu einzigartig aus.
Eibe: Fast alle Bestandteile sind giftig
Die Eibe ist ein Baum, der laut Frommknecht in vielen Hausgärten heimisch ist. Gerade Kinder fänden die Beeren, die an der Eibe wachsen, toll. Doch es ist Vorsicht geboten: "Alle Bestandteile der Eibe sind giftig, außer das Fruchtfleisch", sagt der Pflanzenexperte. Auch der Kern in der Beere sei toxisch. "Wer weiß, wie man damit umgeht, kann tolle Marmelade machen." Die Beere sei zuckersüß. Dafür müsse man aber das nötige Wissen haben. Ansonsten endet der Verzehr der Eiben-Beere schon in kleinen Mengen schnell tödlich. Früher sei die Pflanze oft zum Räuchern verwendet worden. Frommknecht rät aber strengstens davon ab, dies in geschlossenen Räumen zu tun. Denn auch das könne tödlich enden. Der älteste Baum Deutschlands soll übrigens eine Eibe aus Balderschwang sein.
Seidelbast: Nach dem Verzehr kommt es zu Erbrechen und Durchfall
Vor allem in kalkreichen Augebieten fühlt sich der Seidelbast wohl. Der Lebensraum der Pflanze ist aber laut Frommknecht in den vergangenen Jahren geschrumpft: "Flussauen sind fast ausgestorben, weil so viele Flüsse begradigt wurden." Seidelbast trage erst sehr spät Laub, dann hat es fliederfarbene Blüten. Schon die Berührung sei toxisch, der Verzehr könne zur Erbrechen, Durchfall und im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Aronstab: Knallrote Beeren verlocken Kleinkinder
Ein grüner Stab an dessen Ende ährenartige, knallrote Beeren wachsen: Das ist der Aronstab. Er wächst laut Frommknecht in ähnlichen Gefilden, wie der Seidelbast. Wegen seines Aussehens, verlocke er gerade Kleinkinder dazu, sie einmal zu probieren. Doch nicht nur die Beeren, sondern alle Pflanzenteile seien giftig. "Mann sollte den Kindern aber keine Angst machen, sondern Bewusstsein eröffnen", sagt der Pilz- und Kräuterexperte.
Tollkirsche: Das Laub ist viel toxischer, als die Beere
Beim Verzehr der Tollkirsche treten laut Frommknecht schnell "bewusstseinserweiternde" Wirkungen auf. Das Laub sei dabei viel toxischer als die Beeren. Mit ihnen könne man sich über mehrere Tage in einen Rauschzustand versetzen. Der Lebensraum für die Pflanze wurde in den vergangenen Jahren geschaffen: Schotterwege, die der Mensch in Wäldern schafft, bringen Kalk in den Wald. Das schaffe gute Bedingungen für die Tollkirsche. Reif seien die Beeren im August und September. Die Früchte glänzen laut Frommknecht, wie "ein schwarzer Spiegel".
Maiglöckchen: Verwechslungsgefahr mit Bärlauch
Das Maiglöckchen ist in vielen Gärten im Allgäu zu finden, Frommknecht bezeichnet sie als "Kulturpflanze". Sie sind zwar nicht so giftig, wie andere Pflanzen, sie wird jedoch von Laien mit Bärlauch verwechselt. Die Blätter der Maiglöckchen hätten eine matte Schattierung, während Bärlauch glänzender und auch dünner sei. Und auch am Geruch erkenne man, um welche Pflanze es sich handelt. "Man darf alle Sinne einschalten", sagt Frommknecht.
Doldenblütlerfamilie: Nichts für Laien
Prinzipiell rät der Pflanzenexperte, sich erst einmal mit den Pflanzen zu beschäftigen, die giftig sind. Dann könne man schon durch das Ausschlusskriterium feststellen, ob ein Gewächs toxisch ist oder nicht. Bei Pflanzen, die zur Doldenblütlerfamilie gehören, sei aber besondere Vorsicht geboten. Nicht wenige der bis zu 250 Arten seien tödlich für den Menschen, doch optisch ähneln sie sich zum Teil sehr. Man könne ein ganzes Studium nur zu den Doldenblütlern machen, sagt der Experte. Der Riesen-Bärenklau sei zum Beispiel giftig. Bei Sonneneinstrahlung kann es an Kontaktstellen schon zu schmerzhafter Blasenbildung kommen.