Gründer im Allgäu fordern neue Födermethodik und einen Breitbandausbau in der Region.
Bild: Bodo Schackow, dpa (Symbolbild)
Gründer im Allgäu fordern neue Födermethodik und einen Breitbandausbau in der Region.
Bild: Bodo Schackow, dpa (Symbolbild)
Eigentlich war die Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), in Sachsen unterwegs. Im Rahmen ihrer Digitalen Sommertour schaute sie aber virtuell im Allgäu vorbei und sprach - per Videokonferenz - mit jungen Gründern, Vertretern der Allgäu GmbH und anderen Politikern.
Ein Ziel des Gesprächs war es, den jungen Unternehmern die Möglichkeit zu geben, Anregungen und Kritik an oberster Stelle anzubringen. Und davon machten die Gründer auch Gebrauch: Dr. Julia König ist Gründerin der Ehrenmüller GmbH mit Sitz in Kempten, die Softwareanwendungen für mittelständische Unternehmen aus der Region baut. Mit Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien sollen Firmen dabei unterstützt werden, datengetriebener und effizienter zu werden. Nur: "Als Dienstleister sind wir nicht so skalierbar wie Start-ups, die ein Produkt vertreiben", sagt König. Deswegen sei es für das Unternehmen schwer, Förderungen zu bekommen. Es falle häufig durchs Raster.
Die Digitalbeauftragte der Bundesregierung räumt ein: "Es stimmt, wir bräuchten eine neue Fördermethodik." Zu diesem Thema liefen auf Bundesebenen derzeit Gespräche, die aber ganz am Anfang stehen. Ihr Rat an die junge Unternehmerin: "Bringt euch und eure Probleme ein, noch geht es."
Eine andere Kritik äußerte Neele de Vries, Gründer des Ostallgäuer Unternehmens Picture Framing. Seine Firma bietet Unternehmen und Schulen die Möglichkeit, professionnelle Videos zu erstellen, ohne eine teuere Agentur dafür beauftragen zu müssen. Er hat gegründet, als er noch Student war und bemängelt: "Als Student fällt man durch alle Fördermöglichkeiten." Dabei gebe es an den Hochschulen enorm viel Potenzial. Das ist auch Bär bekannt. Sie ist der Meinung, dass das Gründertum schon in der Schule eine größere Rolle spielen sollte. Auch von einer verpflichtenden Gründungsbeteiligung im Zusammenspiel mit Professoren an den Hochschulen ist die Rede.
De Vries würde sich ebenso eine stärkere Vernetzung zwischen Universitäten und Gründerszene in der Region wünschen. Dass hier im Allgäu teils noch Luft nach oben ist, bestätigt Klaus Fischer, Geschäftsführer der Allgäu GmbH.
Wobei sich ebenfalls alle einig sind: Der Breitbandausbau in der Region könnte besser sein. "Wir brauchen einen Infrastrukturausbau, hier sind wir benachteiligt", sagt Maria Rita Zinnecker, Aufsichtsratvorsitzende der Allgäu GmbH und Landrätin des Ostallgäus. Auch 5G sei die Voraussetzung für Vieles, was im ländlichen Raum notwendig wäre. Technische Neuerungen aber riefen verstärkt Gegner auf den Plan. Bär will mit Aufklärung dagegen angehen. Die Forderung des Bundestagabgeordneten Stephan Stracke: "Für 5G ist eine medizinische Begleitforschung notwendig."
Auf schnelleres und besseres Internet hoffen auch Andreas Breher und Simon Cordella. Die beiden Gründer haben ein Anhängegerät für landwirtschaftliche Zugmaschinen entwickelt. Mithilfe einer Kamera kann das Gerät Unkraut erkennen und gezielt mit Pflanzenschutzmittel besprühen - so werden Herbizide eingespart.
Ein weiteres Problem, vor dem Allgäuer Start-ups teils stehen: "Wichtige Kapitalgeber neigen dazu, Gründer aus Großstädten zu bevorzugen, weil sie glauben, sie seien besser vernetzt", sagt Antonia Widmer, Leiterin von Allgäu Digital. Dabei betont Bär: Der ländliche Raum biete für junge Firmen viele Vorteile. Das Freizeitangebot sowie Kitas und Schulen seien im Allgäu ein großes Plus.
Lesen Sie auch: Nicht nur Kühe und Käse: Ölturm von Allgäu Digital soll zeigen, dass das Allgäu auch digital ist