Seit genau 100 Jahren markiert es den höchsten Punkt des Grüntens, der wegen seiner vorgeschobenen Lage hoch über dem Illertal auch der „Wächter des Allgäus“ genannt wird: das Jägerdenkmal. Heuer thront der Bau seit genau 100 Jahren auf dem 1738 Meter hohen Berg. In diesen Tagen erinnert ein grüner Lorbeerkranz und eine Tafel „100 Jahre“ am Turm an das im August anstehende Jubiläum. Inzwischen ist das Bauwerk in die Liste der geschützten Baudenkmäler in Bayern aufgenommen worden.
Grünten im Allgäu: Jägerdenkmal gedenkt gefallenen Soldaten
Erste Überlegungen und Pläne zur Errichtung eines Grünten-Denkmals zum Gedenken an 3000 gefallene Soldaten des Jägerregiments 3 im Ersten Weltkrieg gab es bereits zu Beginn der 1920er Jahre. Im Mai 1923 wurde mit dem Bau begonnen. Das erforderliche Baumaterial, Gerüststangen und Werkzeuge wurden über die Kammeregg-Alpe bei Rettenberg (Kreis Oberallgäu) und die Grüntenalpe mit Pferdefuhrwerken so weit wie möglich nach oben befördert und dann von Helfern zu Fuß zur Baustelle auf dem Gipfel getragen. Später erleichterten zwei Materialseilbahnen den Transport von Steinen und Zement.
Mit zahlreichen Sprengungen bereiteten die Arbeiter die Plattform für das Denkmal vor, Bruchsteine wurden ebenfalls aus dem Fels gesprengt. Das für den Beton benötigte Wasser wurde in Bottichen an der Baustelle aufgefangen oder von unten hinaufgetragen. Beim Bau halfen viele Freiwillige aus ganz Deutschland mit. Sie erhielten freie Kost und Logis auf dem Grüntenhaus oberhalb von Burgberg.
Das Jägerdenkmal wurde vor hundert Jahren errichtet
Im Sommer 1924 - also vor 100 Jahren - stand das Bauwerk. Laut Chronik wurde es am 31. August dieses Jahres offiziell eingeweiht. Für die folgenden Jahre ist der weitere Innenausbau vermerkt. Immer wieder wurden Spendenaufrufe an die Bevölkerung gerichtet, um die Gedenkstätte fertigstellen zu können. Renommierte Künstler konnten für die Gestaltung der Krypta gewonnen werden, die im August 1927 schließlich eingeweiht wurde.
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Seit Ende des Zweiten Weltkriegs soll das Jägerdenkmal ein Mahnmal für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft sein. 1948 fand erstmals ein von ehemaligen Soldaten aus Sonthofen organisierter „Grüntentag“ statt, auch um an die nicht heim gekehrten Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Um das Denkmal kümmerte sich seit 1952 ein in München ansässiger Verein, aus dem 1958 der Grüntendenkmal-Erhaltungsverein mit Sitz in Sonthofen hervorging. Diesen gibt es bis heute und immer wieder sind mehr oder weniger Restaurations- und Renovierungsarbeiten erforderlich. Die letzte Generalsanierung des Denkmals war 2018.
Grüntentag: Auch Opfern des Ukraine-Krieges wurde gedacht
Einen „Grüntentag“, meist mit internationaler Beteiligung, gibt es bis heute jeweils am zweiten Sonntag im September. Vergangenes Jahr fand er zum 75. Mal statt und in besonderem Maße wurde auch der Opfer des Ukraine-Kriegs gedacht.
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Am Jägerdenkmal erinnern jetzt Informationstafeln die Grünten-Wanderer an die Geschichte des Bauwerks. „In einer Zeit, die von Kriegen, Terror und Hass gezeichnet ist, gewinnt ein Mahnmal wie das Jägerdenkmal eine noch größere Bedeutung“, heißt es darauf. Und weiter: „Es erinnert uns daran, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und alles zu tun, um Frieden als höchstes Gut anzustreben und dauerhaft zu bewahren.“
Vom Grünten hat man Sicht bis in die Schweizer Berge
Zahlreiche markierte Wanderwege führen von Rettenberg, Kranzegg und Burgberg auf den Grünten. Am schnellsten erreicht man den „Wächter des Allgäus“ ab der Jörgalpe oberhalb von Kranzegg, die über eine Mautstraße erreichbar ist. Die Aussicht vom Grünten-Gipfel reicht bei guter Sicht von den Schweizer Bergen im Westen, über das Illertal, den Allgäuer Hauptkamm im Süden und bis zur Zugspitze im Osten.