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Hautkrebs im Allgäu: Warum immer mehr Menschen aus der Region daran erkranken

Gesundheit in der Region

Immer mehr Allgäuer erkranken an Hautkrebs - So kann man sich schützen

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    Dr. Simon Ueberschaar aus Sonthofen führt regelmäßig Hautkrebsscreenings durch. Die Vorsorgeuntersuchungen sind im Kampf gegen die Krankheit enorm wichtig.
    Dr. Simon Ueberschaar aus Sonthofen führt regelmäßig Hautkrebsscreenings durch. Die Vorsorgeuntersuchungen sind im Kampf gegen die Krankheit enorm wichtig. Foto: Martina Diemand

    Der goldene Herbst hat Einzug gehalten, und auch im Sommer konnten sich die Allgäuerinnen und Allgäuer nicht über zu wenig Sonne beklagen. Der Klimawandel wird wohl auch künftig für viele warme Tage sorgen. Was manch einen auf den ersten Blick freuen mag, birgt verschiedenste Gefahren – unter anderem für die Gesundheit. Das Risiko nimmt zu, an Hautkrebs zu erkranken, sagen Experten aus der Region. Die Patienten würden außerdem immer jünger. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erläutert mittlerweile auf einer Internetseite die Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und Krankheiten wie Hautkrebs.

    „Die Sonnenintensität wird stärker und auch die Zahl der Sonnenstunden im Jahr nimmt zu“, sagt der Sonthofener Dermatologe Dr. Simon Ueberschaar. Das begünstige die Bildung von weißem Hautkrebs: „Dieser ist ohnehin schon sehr weit verbreitet und hängt unmittelbar mit den Sonnenstunden zusammen, die ein Mensch in seinem Leben gesammelt hat.“ Dass viele Leute immer häufiger der Sonne ausgesetzt sind, bestätigt Dr. Michaela Knestele, Chefärztin des Wundzentrums am Kaufbeurer Klinikum. „Das liegt nicht nur am Klimawandel, sondern insbesondere an der Einstellung der Menschen“, sagt sie. Es werde häufig in den Urlaub an die Sonne gefahren, auch schon mit kleinen Kindern, und noch immer gelte eine gebräunte Haut als erstrebenswert.

    Hautkrebs-Patienten werden immer jünger

    Was Knestele außerdem feststellt: Die Patienten werden jünger. „Früher waren hauptsächlich Menschen über 70 betroffen, mittlerweile sind 30-jährige Erkrankte keine Seltenheit mehr.“ Auch Ueberschaar mahnt: „Unsere Haut ist nicht darauf ausgelegt, dass wir so alt werden und so viel Sonne abbekommen. Sonnenbaden für die Bräune ist aus meiner Sicht nicht mehr gefahrlos möglich.“ Zudem räumt er mit einem weit verbreiteten Gerücht auf: „Menschen, die schnell braun werden, glauben häufig, sie seien dadurch schon geschützt. Aber das stimmt nicht.“ Er empfiehlt Sonnenschutz, bestenfalls Faktor 50, und eine Kopfbedeckung – auch wenn man sich an bewölkten Tagen länger draußen aufhält. „Im Winter, zum Beispiel beim Skifahren, sollte man sich ebenfalls schützen.“ Neben dem weißen gibt es den noch gefährlicheren schwarzen Hautkrebs. Dieser kann laut des Dermatologen durch extreme Sonnenbrände entstehen, aber auch unabhängig davon auftreten. „Man findet ihn zum Beispiel auch an den Füßen, wo meist kaum Sonne hinkommt.“

    Im Kampf gegen Hautkrebs seien Vorsorgeuntersuchungen, sogenannte Screenings, enorm wichtig. Die Kosten für gesetzlich Krankenversicherte ab 35 Jahren werden laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung übernommen, und das alle zwei Jahre. Viele Krankenkassen böten die Untersuchung aber auch öfter und bereits für jüngere Versicherte an.

    Hautkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland

    Der Arzt sieht sich den Patienten bei den Screenings von Kopf bis Fuß an. „Sticht ein Pigmentmal hervor, weil es zum Beispiel besonders groß oder mehrfarbig ist, kommt ein Auflichtmikroskop zum Einsatz“, sagt Ueberschaar. Zudem gebe es Geräte, die die komplette Haut mit den Pigmentmalen kartografieren. So könne man die Entwicklung der Male im Auge behalten. Auffällige Pigmentmale werden für die feingewebliche Untersuchung operativ entfernt, erläutert der Hautarzt. Stellt sich heraus, dass eine Krebserkrankung vorliegt, seien je nach Fortschritt weitere Untersuchungen notwendig, die auch mit Hautkliniken durchgeführt werden.

    Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige

    Mit weit mehr als 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs nach Angaben der Techniker Krankenkasse die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. An den Folgen des schwarzen Hautkrebs sterben demnach jährlich etwa 3000 Menschen. „Die Diagnose ist für viele ein Schock“, weiß Tanja Vetter, Leiterin der „Selbsthilfegruppe Hautkrebs Kempten“. Bei der 50-Jährigen wurde 2018 schwarzer Hautkrebs am Rücken diagnostiziert. Daraufhin folgte eine Immuntherapie, aktuell seien keine Metastasen mehr erkennbar. In der Gruppe tauscht sie sich mit anderen Betroffenen aus, es wird aber beispielsweise auch gemeinsam gewandert. „Wir sitzen nicht im Kreis, halten uns an den Händen und jammern.“ Willkommen seien Betroffene und Angehörige aus der ganzen Region.

    Tanja Vetters Leben hat sich seit der Diagnose sehr verändert, sagt sie. Noch heute leide sie an Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Muskelschmerzen, zudem gebe es keine Heilung. „Viele denken, dass Hautkrebs nicht so schlimm ist, dass man ihn einfach wegschneiden kann und fertig. Doch das ist falsch, die Krankheit ist sehr tückisch.“

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