Morgens schneite es, mittags schüttete es, nachmittags lag noch immer dichter Nebel über den Gipfeln im Kleinwalsertal (Vorarlberg). Dass die rund 5000 Einwohner am Mittwoch dennoch von einem „Lichtblick“ sprachen, hatte mit dem Wetter nichts zu tun. Nach sechs Monaten Zwangspause wegen der Corona-Pandemie öffneten am drittgrößten Tourismusziel Österreichs Hotels, Herbergen, Gaststätten und Bergbahnen wieder.

Die ersten Urlauber aus Deutschland ließen nicht lange auf sich warten. Aber sie kamen - mitten unter der Woche - nur vereinzelt. So wie Dagmar Strubbe (45) aus Stuttgart. Mit dem Auto fuhr sie über die einzige Verbindungsstraße von der Allgäuer Nachbargemeinde Oberstdorf ins Kleinwalsertal. Kontrollen an der Grenze habe es keine gegeben. „Nach dem Lockdown fühlt sich so eine kleine Reise an, als ob man einen anderen Kontinent betritt“, sagte sie und lachte.
Voraussetzung für Urlauber in Österreich ist, dass sie die „3 G“-Regel beachten. Sie müssen bei der Ankunft geimpft, getestet oder nach einer Covid-19-Erkrankung genesen sein. Um das gastronomische Angebot nutzen zu können, müssen sie sich im jeweiligen Betrieb registrieren und auch während des Urlaubs einen aktuellen, negativen Corona-Test vorlegen. (Detaillierte Infos über die aktuellen Corona-Regeln im Kleinwalsertal lesen Sie hier).

Die meisten Hotels im Kleinwalsertal bieten einen Schnelltest mit digitaler Erfassung an, der dann 24 Stunden gilt. So zum Beispiel „Haller’s Genuss & Spa Hotel“ in Mittelberg. Dort benutzten einige Urlauber - unter Einhaltung eines Mindestabstands von zwei Metern - bereits den Wellness-Bereich. „Jeder von unseren Gästen hat eine harte Zeit hinter sich. Wir stehen bereit, damit sie unbeschwerte Stunden erleben“, sagte Hotel-Sprecher Ferdinand Müller.
Urlaub im Kleinwalsertal: Hotels über Pfingsten "gut ausgebucht"
Ab Freitag wird im Walsertal der eigentliche Urlauberansturm erwartet. „Unsere Betriebe sind für Pfingsten bereits gut ausgebucht, aber es gibt noch Unterkünfte“, sagte Ule-Peter Haak von Kleinwalsertal Tourismus. „Wir freuen uns, dass es endlich wieder losgeht.“ Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor im Kleinwalsertal. Vor Corona wurden pro Jahr 1,7 Millionen Übernachtungen gezählt. „Wir hatten hier im Tal so viele gute Jahre, dass es keinen Grund zum Jammern gibt“, sagte Magdalena Kessler (26), die mit ihrem Bruder David (32) mitten in der Pandemie das Naturhotel „Chesa Valisa“ mit 120 Betten in Hirschegg von den Eltern übernommen hat.
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Der Monate langen Zwangspause gewinnt sie positives gehabt: „Wir haben viele Prozesse optimiert und Dinge erledigt, zu denen man sonst nie kommt.“ Nach einer morgendlichen Yoga-Einheit nahm Magdalena Kessler auch das Schneegestöber vor dem Fenster gelassen: „Den Winter haben unsere Gäste heuer ja leider nicht hier erleben können. Jetzt können wir ihnen zumindest einen Eindruck davon bieten.“

Und der war nicht ohne. Wer mit der Bergbahn aufs Waldmendingerhorn fuhr, fröstelte in knapp 1200 Metern Höhe bei Temperaturen von minus zwei Grad. „Den Auftakt hatten wir uns anders vorgestellt. Aber das wird noch mit dem Sommer“, sagte ein Bergbahn-Mitarbeiter optimistisch. Selbst bei schönstem Wetter dürfen freilich nur 50 Prozent der 40 Kabinenplätze belegt sein. Zudem herrscht Maskenpflicht in der Gondel.
Corona im Kleinwalsertal: Über 60 Prozent der Einheimischen sind schon geimpft
Corona bleibt also weiter Thema, doch die Anzeichen von Entspannung mehren sich im Kleinwalsertal. Über 60 Prozent der Einheimischen sind bereits geimpft. Jetzt drücken die Walser ihren Allgäuer Nachbarbetrieben die Daumen für den Neustart: „Wir freuen uns, dass es auch im Oberallgäu ab 21. Mai wieder losgeht. Wir sind schließlich eine gemeinsame Wanderregion“, sagte Tourismus-Mitarbeiter Ule-Peter Haak.
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