Pollenflug führt bei Allergikern zu lästigen Reaktionen, im Volksmund Heuschnupfen genannt. Nies-Attacken, laufende Nase, juckende Augen: Derzeit leiden viele Allergiker im Allgäu. Zum Beispiel, weil Birkenpollen durch die Luft wirbeln.
„Allergien nehmen tendenziell weiter zu. Entgegen einer weitverbreitetenden Meinung können auch Menschen mit 50, 60 oder 70 Jahren noch Heuschnupfen bekommen“, sagt Allergologin und Pneumologin Dr. Kim Husemann vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Kempten. Bayernweit sind nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit mittlerweile bis zu 30 Prozent der Bevölkerung von Pollenallergien betroffen.
Husemann rät Betroffenen zum Hausarzt zu gehen, der an Spezialisten wie Lungenfachärzte oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt verweisen kann. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man Heuschnupfen nicht. Im schlimmsten Fall kann er einen sogenannten Etagenwechsel durchmachen, auf die Bronchien übergehen und zu Asthma führen. Lästige Symptome lassen sich beispielsweise mit Cortisonspray mildern. „Allerdings dauert es erfahrungsgemäß ein paar Tage, bis die Wirkung eintritt“, sagt Husemann.
Wenn Heuschnupfen in einem Zeitraum von zwei Jahren mehrmals das Leben beeinträchtigt, zum Beispiel durch Schlafstörungen wegen einer verstopfte Nase, rät sie zu einer Immuntherapie. „Sprays blockieren nur die allergieauslösenden Botenstoffe, aber die Allergie bleibt“, stellt Husemann klar. Auch ältere Allergiker könnten von einer Immuntherapie profitieren. Dabei wird der Körper Schritt für Schritt an das Allergen – sprich die Pollen, gegen die man allergisch ist – gewöhnt.
Im Idealfall reagiert er nach einem gewissen Zeitraum nur noch schwach oder gar nicht mehr allergisch. Allerdings: „Für diese Therapie braucht man Geduld.“ Eine Immuntherapie dauert drei Jahre, in denen jeden Monat eine Spritze verabreicht wird. Zur Immunisierung auf einzelne Baum- oder Gräserpollen gebe es auch Tropfen und Tabletten.
Generell lassen sich die Beschwerden lindern, in dem Allergiker die Pollenbelastung möglichst gering halten. Dazu beitragen soll das Elektronische Pollennetzinformationswerk (ePin) des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Im Internet sowie auf einer Handy-App lässt sich dabei im Drei-Stunden-Takt der Flug von verschiedenen Pollenarten in einer Region abrufen. Neue Techniken mit elektronischen Pollenmonitoren machen dies möglich. Der einzige Messstation im Allgäu steht in Mindelheim. Je nach Region kommen bestimmte Pollen und Gräser unterschiedlich stark vor.

Im Allgäu führt laut Husemann beispielsweise der weit verbreitete Spitzwegerich mit seinen Gräserpollen häufig zu Beschwerden. Neue Probleme könnte in Zukunft eine Pflanze verursachen, vor deren Verbreitung Gesundheits- und Umweltbehörden waren: die Ambrosia, die ursprünglich aus Nordamerika stammt. Das Unkraut mit den vielen kleinen grünen Blättern und dem traubenförmigen Blütenstand breitet sich in Bayern immer stärker aus. Auch im Allgäu könnte es bereits kleinere Bestände geben. Bei Allergikern kann die Pflanze zu tränenden Augen, gereizten Atemwegen bis hin zum Asthma führen. Deshalb empfehlen Behörden eine „Null-Toleranz“: „Die Pflanze soll so schnell wie möglich und zuverlässig vernichtet werden“, teilt ein Sprecher der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf Anfrage unserer Redaktion mit.