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Hier spielt die Kunst spielt mit der Natur

Skulpturenweg

Hier spielt die Kunst spielt mit der Natur

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    "Zenta" hat Alexander Waltner seinen Kuhkopf aus Holz genannt. Derzeit "ziert" ihn eine Schutzmaske.
    "Zenta" hat Alexander Waltner seinen Kuhkopf aus Holz genannt. Derzeit "ziert" ihn eine Schutzmaske. Foto: Klaus-Peter Mayr

    Vögel zwitschern, Bienen summen, und es riecht fantastisch nach Heu: Wer sich in diesen Tagen zu einer Wanderung durch die Allgäuer Landschaft aufmacht, erlebt sie in der vielleicht schönsten Stimmung. In Maierhöfen, dem Westallgäuer Dorf nahe Isny, gibt es noch einen Mehrwert obendrauf: Dort kann man einen Skulpturenweg begehen und 27 Kunstwerken aller Art unter freiem Himmel begegnen. Entstanden sind sie bei mehreren Symposien seit dem Jahr 2006, zu denen der Steinbildhauer Günther Schrade und seine Frau Marion immer wieder geladen haben. Beim letztmaligen Symposium schufen sieben vorwiegend junge Künstlerinnen und Künstler aus der Region und darüber hinaus Werke.

    Der Skulpturenweg führt – das lässt sich ohne Übertreibung sagen – durch eine herrliche Landschaft. Schließlich hat hier die Eiszeit ein einzigartiges Kunstwerk geschaffen: Die sanften grünen Hügel werden im höher, und von hinten grüßen Berge. Man sollte für den Rundgang eineinhalb bis zweieinhalb Stunden Zeit einplanen und festeres Schuhwerk anziehen, weil auch mal Waldwege zu beschreiten sind.

    Das Auto (oder Fahrrad) stellt man am besten in der Dorfmitte von Maierhöfen ab; neben Kirche und Rathaus gibt es einen kostenlosen Parkplatz. Dann folgt man den bunten Steinen oder den gelb markierten Schildern mit der Aufschrift „Skulpturenweg“. Ein Ei aus Carrara-Marmor von Stefanie Oberneder, das am Gästeamt steht, gibt den Startschuss. Bald darauf darf man schmunzeln: über die roten Wäschestücke aus Polyester, die Norma Sperlich-Osterkorn schon 2008 an eine Leine gehängt hat. Eine augenzwinkernd ironische Installation über das Verhältnis von Natur und Kultur, Tradition und Moderne. Und über Vergänglichkeit: Das knallige Rot ist inzwischen ausgebleicht.

    Ein Kuh-Kopf mit Schutzmaske

    Der Kontrapunkt zum Kunststoff kommt bald: Hans Grohes (Hergatz) faszinierende Kugelgestalt aus Robinien-Holz. Und so geht es mit Kunstwerken im – mal kürzeren, mal längeren – Minutentakt weiter, ergänzt von Textstelen: Manfred Hagel (Lindau) hat zwölf Mal Lyrik in Granit gemeißelt. Noch bevor man die Steinwerkstatt von Günther Schrade im Ortsteil Greit erreicht, wo die Kunstwerkdichte dank des Hausherrn größer ist, trifft man auf zwei Arbeiten, die junge Künstler aus der Region schufen und die mit dem vorgegebenen Motto „Heimatklang“ sehr populär spielen: Lukas Hubers (Isny) eichenhölzerne Tuba samt Musikanten-Tracht und Alexander Waltners (Stiefenhofen) „Zenta“, ein ebenfalls aus Eiche herausgearbeiteter, schön gehörnter Kuh-Kopf, dem Spaßvögel eine gehäkelte Schutzmaske aufgezogen haben. Corona zum Lachen.

    Vorbei an Bauernhöfen und Hennenställen geht es durch Felder und Wälder. Akustisch gesellen sich zu den Bienen, die summen, jetzt Traktoren, die brummen. Überall wird Heu getrocknet und aufgeladen. Noch deutlicher spielen die Werke nun mit der Natur. Siglinde Knestel (Weiler) beispielsweise lässt durch ein Spinnennetz aus Stahl auf den Hochgrat blicken, Günther Schrade hat inmitten des Waldes einen sakralen Raum aus Jurakalk errichtet, Max Schmelcher (Scheidegg) hat unter zwei Eschen, einem Ort von magischer Schönheit, Gletscherfindlinge aus der Iller gelegt, die aufgebrochen und mit archaischen Zeichen versehen sind.

    Schrade-Sohn Luis hat aus einem Jurakalkstein-Block ein 350-Kilo-Horn herausgeflext. Wer reinbläst, erhält aus dem nahen Wald ein grummelndes Echo zurück. Und kurz vor dem Dorf noch etwas Witziges: André Rößner (Neuburg/Donau) hat – per Kalkstein – die Allgäuer Landschaft mit einem Kuh-Euter kombiniert. Oben regnet es rein, unten tröpfelt Wasser raus.

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