In einer Woche starten Daniel Abt und Maximilian Günther bei der Formel E in Rom. Zwei Rennfahrer, die sich auf der Strecke hart attackieren, aber privat respektvoll miteinander umgehen. In dieser Woche gaben sie tiefe Einblicke in die glitzernde Welt des Motorsports und ihr Privatleben.
Mit dabei war auch Ex-Formel-1-Rennstallchef Norbert Haug. Beim Unternehmerstammtisch auf dem Gauklerhof in Memhölz hob der 65-jährige Experte die beiden Allgäuer auf eine Stufe mit Sebastian Vettel und Lewis Hamilton: „Die beiden gehören zu den Top 20 der weltbesten Auto-Rennfahrer.“ Dabei verriet er, dass Abt vor acht Jahren ein Autogramm vom fünffachen britischen Weltmeister haben wollte. Heute ist der Kemptener Team-Weltmeister in der Formel E. Haug: „Vielleicht besucht Hamilton die Formel E und kommt zu dir.“
Seit fünf Jahren fährt Abt in der Elektrorennserie und machte schon zuvor klar: „Ich bin niemand, der herumschleicht, ich gehe immer ans Limit. Und auch Hamilton ist ja so ein aggressiver Hund.“
Das bewies der 26-jährige bei seinen Siegen in Mexico und Berlin 2018: „Mexico ist das genialste Rennen überhaupt. Die Begeisterung der Fans ist unbeschreiblich.“ Beim Rennen in Berlin erwischte er den besten Tag seiner Karriere: „Pole und Sieg beim Heimrennen, da bekomme ich immer noch Gänsehaut.“ Bei so viel Trubel schätzt Abt jedes Mal wieder die Rückkehr ins ruhige Allgäu: „Das gibt mir Bodenhaftung.“ Max Günther will demnächst von Rettenberg nach Kempten umziehen. Doch viel Zeit fürs Leben in der Stadt wird ihm nicht bleiben. „Die Formel E ist ein Fulltime-Job“, sagt der 21-jährige. Das Europaquartier seines Rennstalls Geox Racing ist im englischen Silverstone, die Rennen finden in Metropolen rund um den Globus statt und dann stehen noch Sponsorentermine im Kalender: „Ich war gerade in Las Vegas und Mailand.“
Seit seinem Abitur setzt der Oberallgäuer voll auf die Formel E. Er hat sich auch ohne Mentor durchgebissen: „Man braucht das Grundtalent. Die Tipps habe ich mir vom Team geholt.“ Im Formel-3-Rennstall Prema hatte Günther einen prominenten Kollegen: Mick Schumacher, den Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher: „Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm und freue mich, dass er jetzt für Ferrari fährt.“
Beim Formel E-Rennen vor einem Jahr wurden die Rennfahrer in Rom von Papst Franziskus empfangen und ein Auto gesegnet. Kein einfacher Termin für Daniel Abt: „Ich bin nicht sehr gläubig, aber es war etwas Besonderes.“ Die andere Seite des Rennzirkus sind Grid-Girls und Groupies, sie gehören einfach zum Motorsport. Wie umschwärmt sind Daniel und Max? „Den Mythos Frauenschwarm gibt es“, sagen beide und lachen verschmitzt.
Auf ihren Social-Media-Kanälen gibt es nichts über private Beziehungen, dafür mehr Sport und interessante Begegnungen. Günther hat 10 500 Follower auf Facebook und 8500 auf Instagram. Bei Abt steht ein ganze Team hinter den Fanaktivitäten. Aktuell zählt er 250 000 Follower: „Das war ein harter und langer Weg.“ Ein Video auf seinem You-Tube-Kanal, in dem er bei einer Testfahrt mit einem Audi R8 im Oberallgäu in voller Montur von der Polizei kontrolliert wurde, ist inzwischen 1,7 Millionen Mal geklickt worden. Für den jungen Abt ist das die moderne Art von Öffentlichkeitsarbeit. Die Firmentradition behält er dennoch im Blick: „Uns gibt es 123 Jahre lang und ich bin die vierte Generation.“
Dabei hält er große Stücke auf die Familie. Sein Onkel Christian betreute ihn von Anfang an: „Er hat sich selbst ins Auto gesetzt und das Set-up gemacht.“ Wichtig ist auch sein Mentor Harry Unflath: „Als junger Kerl war der Ärmel nicht lang genug für meine Sponsoren.“ Und das Verhältnis zu Vater Hans-Jürgen? „Das ist gut, er ist völlig entspannt und lässt seine Leute machen.“ Da kam auch kein Veto, als Daniel mit seinem ersten Tattoo nach Hause kam. Auf dem Bauch hatte er eine Eins stehen. Ein großer Tigerkopf ziert inzwischen seinen rechten Oberarm: „Ein dominantes Tier; ich find’s cool.“ Max Günther hat noch kein Tattoo: „Dafür habe ich einen Stern auf meinem Helm. Es ist aber noch Platz für Sponsoren.“ Der 21-Jährige ist zwar nicht abergläubisch, steigt aber immer von der linken Seite ins Auto. Seinen Formel-E-Flitzer teilt er sich mit dem bislang glücklosen Felipe Nasr.
Und wer hat ein Elektroauto zu Hause in der Garage stehen? Keiner von beiden. Daniel fährt zumindest seit einem Jahr einen Audi Q7 mit Hybrid-Antrieb.