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Hornistin aus Kempten arbeitet in der Elbphilharmonie in Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg

Diese Kemptenerin Hornistin hat den schönsten Arbeitsplatz der Welt

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    Der tolle Arbeitsplatz der Hornistin Claudia Strenkert: Fast täglich ist sie beim Proben und Auftreten in der Elbphilharmonie am Hamburger Hafen.
    Der tolle Arbeitsplatz der Hornistin Claudia Strenkert: Fast täglich ist sie beim Proben und Auftreten in der Elbphilharmonie am Hamburger Hafen. Foto: Georg Wendt/dpa

    „Auf dieses Gebäude zuzufahren ist immer wieder wahnsinnig schön“, sagt Claudia Strenkert. Die Hamburger Musikerin mit Allgäuer Wurzeln greift zu Superlativen, wenn sie über die Elbphilharmonie, deren Fünf-Jahr-Jubiläum gerade groß gefeiert wird, spricht. Fast täglich betritt sie das grandiose Bauwerk: Strenkert ist Solohornistin des NDR Elbphilharmonie Orchesters, das in dem Haus am Ufer der Elbe probt und auftritt. „Der schönste Arbeitsplatz, den man sich wünschen kann“, schwärmt Strenkert, die in Kempten aufwuchs.

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    Damit meint sie nicht nur das Äußere des 110 Meter hohen Gebäudes, das dank der funkelnden Glasfassade und des wellenförmigen Dachs quasi mit seiner Fertigstellung Ende 2016 zur Architektur-Ikone und zum neuen Wahrzeichen Hamburgs wurde. Die 51-jährige Musikerin lobt auch das Herzstück der Elbphilharmonie: den großen Konzertsaal, dessen Akustik gefeiert und gefürchtet wird.

    "Man kann sich nicht verstecken", sagt Claudia Strenkert über den Raum - und meint damit die Akustik

    Claudia Strenkert liebt den Raum, den der japanische Spezialist Yasuhisa Toyota entworfen hat. „Ich finde ihn großartig“, sagt sie. „Aber er ist nicht einfach. Man kann sich nicht verstecken.“ Alles sei zu hören, beschreibt sie das Gefühl auf dem Podium – jeder Ton, und sei er auch noch so leise, und leider auch jede kleine Unsauberkeit.

    Transparent, klar, durchsichtig – mit diesen Attributen schildert die Hornistin den Klang, der in dem weinbergartigen Saal entsteht. Seine Akustik hat sie auch schon mit dem Alphorn getestet (Video dazu auf der Internetseite des Elbphilharmonieorchesters). Weil der Raum nichts verzeiht, sondern alles offenlegt, habe er einen schulenden Charakter für die Musikerinnen und Musiker. Weil alles sehr gut zu hören ist, mus sie aber auch nicht forcieren. „Das ist sehr angenehm.“

    Angesichts der Verzögerungen beim Bau dachten die Musikerinnen und Musiker manchmal: "Das wird nichts mehr."

    Weniger angenehm war die Hängepartie, die sie und ihre Orchesterkollegen während der langen Bauzeit erdulden mussten. Eigentlich hätte das Bauwerk des renommierten Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron im Hamburger Hafen schon 2010 fertig sein sollen. Doch immer wieder gab es Verzögerungen. Die Kosten explodierten derweil. „Wir haben der Fertigstellung entgegengefiebert“, erinnert sich Claudia Strenkert. „Und manchmal dachten wir: Das wird nichts mehr.“

    Die Situation in der Hamburger Laeiszhalle, in der das NDR-Orchester damals noch residierte, sei immer unbefriedigender geworden, weil Termine für Proben und Auftritte rarer wurden. Für CD-Aufnahmen fuhr das Orchester, das damals von Thomas Hengelbrock geleitet wurde, zeitweise mehrmals pro Woche ins 70 Kilometer entfernte Lübeck. „Aufwendig und belastend“ sei das gewesen.

    Lesen Sie dazu auch: Allgäuer Profi-Musier erlebt Glücksmomente in der „Elphi“

    An der Kemptener Musikschule entdeckte Claudia Strenkert ihre Liebe zum Horn

    Die Liebe zum Horn entdeckte Claudia Strenkert an der Kemptener Sing-und Musikschule. Zwei Lehrer prägten sie: Manfred Neukirchner und Ulrich Köbl. Schon im Alter von 16 Jahren wurde sie als Jungstudentin an der Hochschule für Musik in München aufgenommen (Lesen Sie dazu auch: Nach Auftritten mit David Garrett und Igor Levit: Junger Kaufbeurer Violinist an Akademie in München aufgenommen). Nach dem Abitur am Carl-von-Linde-Gymnasium studierte Strenkert an den Musikhochschulen in Köln und Oslo. Die hochtalentierte Hornistin erhielt zudem Stipendien der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Jürgen-Ponto-Stiftung. 1992, da war sie gerade mal 22 Jahre alt, wurde sie Preisträgerin des Bundeshochschul-Wettbewerbs und des internationalen Wettbewerbs Prager Frühling sowie des Deutschen Musikwettbewerbs (Bläserquintett). Im selben Jahr verpflichteten die Stuttgarter Philharmoniker sie als Solohornistin. 1993 wechselte Strenkert zum SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg.

    In einem Spitzenorchester zu spielen ist wie Hochleistungssport zu treiben

    Seit 1997 lebt sie mit ihrer Familie in Hamburg, genauer gesagt im 15 Kilometer westlich der Elbphilharmonie gelegenen Stadtteil Sülldorf. Das NDR-Orchester, das derzeit von Alan Gilbert geleitet wird, lobt Strenkert in höchsten Tönen. Der Anspruch stimme („Wir sind eine Spitzentruppe“) und auch das Menschliche („Wir sind eine große Gemeinschaft, das macht mir viel Freude“).

    Die Arbeit im Orchester im Allgemeinen und das Spiel auf dem Horn beschreibt Strenkert als Hochleistungssport. Wenn sie davon erzählt, greift sie immer wieder auf Bilder aus dem Profifußball zurück. Dort wie da sei permanentes Trainieren wichtig. Wer das auf Dauer betreibt, müsse diszipliniert arbeiten, Druck aushalten, starke Nerven besitzen.

    Claudia Strenkert spielt gern Kammermusik - und kommt ab und zu zurück ins Allgäu oder nach Kempten

    Ihre Stelle als Solohornistin gibt ihr die Freiheit für andere musikalische Aktivitäten. Neben dem Unterrichten spielt Strenkert gern in kammermusikalischen Besetzungen. Eine „sinnfüllende Ergänzung“ nennt sie dieses Musizieren in kleinen Ensembles. Konzertreisen führen sie immer wieder in ihre Heimat. Im vergangenen Herbst trat sie beim Kemptener Kammermusikfestival Classix auf, vor kurzem gastierte sie in Oberstdorf. Mit Eckhard Fischer, dem Leiter des Oberstdorfer Musiksommers, sei eine musikalische Freundschaft entstanden.

    Es gibt aber noch weitere Gründe für Claudia Strenkert, regelmäßig ins Allgäu zurückzukehren. Ihre Mutter lebt nach wie vor in Kempten. Und im März, wenn in Hamburg Ferien sind, möchte sie mit ihren drei Kindern zum Skifahren nach Oberstdorf kommen. „Ich vermisse die Berge“, sagt Strenkert, fügt aber gleich an, dass sie gern in Hamburg lebt – auch wegen des schönsten Arbeitsplatzes, den man sich wünschen kann.

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