Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

„Ich bilde Indianer aus“

Allgäu/Füssen

„Ich bilde Indianer aus“

    • |
    • |
    Arbeitsmarkt: Alexander Krebs arbeitet als Mechatroniker
    Arbeitsmarkt: Alexander Krebs arbeitet als Mechatroniker Foto: Benedikt Siegert

    Birgit Schlichtling ist eine Unternehmerin im besten Sinn. Als Chefin der Kfz- und Abschlepp-Firma Peter Schlichtling mit Hauptsitz in Nesselwang und weiteren Betrieben in Füssen und Kempten jammert sie nicht ständig über den Fachkräftemangel. Vielmehr qualifiziert sie schon seit Jahren Mitarbeiter, die als Helfer eingestellt wurden, zu Facharbeitern. Jüngstes Beispiel ist der 27-jährige Alexander Dominik Krebs, der Ende 2018 im Füssener Schlichtling-Betrieb seine Qualifikation zum Kfz-Mechatroniker erfolgreich absolviert hat.

    Krebs stammt aus Bremen. Als Zeitsoldat war er vier Jahre bei der Bundeswehr in Füssen. Dort machte er auch den Lkw-Führerschein. Eine Berufsausbildung hatte er jedoch nicht. Nach der Bundeswehrzeit fing er im September 2016 bei Schlichtling in Füssen als Lastwagenfahrer an. Birgit Schlichtling und Kfz-Meister Michael Vogele sahen aber schnell, dass Krebs noch zusätzliche Fähigkeiten hat. Und weil der Betrieb ohnehin Kfz-Mechatroniker suchte, boten sie Krebs an, diese Qualifikation zu absolvieren. „Das kostet zwar Geld und Zeit“, sagt die Chefin. Aber letztlich sichere sich der Betrieb dadurch einen guten Mitarbeiter. „Und wir können ihn nach unseren Bedürfnissen heranziehen“, sagt Birgit Schlichtling, „denn wir brauchen keine Häuptlinge. Ich bilde Indianer aus“.

    Im Fall Krebs sah das so aus: Der junge Mann bekam für die zweieinhalbjährige Qualifikation ein Monatsgehalt von anfangs 2100 Euro brutto – so als wäre er bereits Kfz-Mechatroniker. 24 Monate lang unterstützte die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen diese Qualifikation mit einem Lohnzuschuss von 50 Prozent. Am Ende musste Krebs die Prüfung zum Kfz-Mechatroniker bei der Handwerkskammer absolvieren und bestand sie prompt. Jetzt macht er eine weitere Qualifikation zur Abschlepp- und Bergefachkraft. Das ist zwar kein Ausbildungsberuf, „aber genau das, was ich brauche“, sagt Schlichtling.

    Die Allgäuer Arbeitsagentur hat 2018 in 335 Fällen Unternehmen für die berufliche Qualifizierung von Mitarbeitern finanziell unterstützt – insgesamt mit etwa 4,4 Millionen Euro. Wobei die Förderung je nach Betriebsgröße und Aufwand der Qualifizierung zwischen 20 und 100 Prozent der Kosten betrug.

    Vor gut zehn Jahren wurde das Programm „Wegebau“ (Weiterbildung gering qualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) ins Leben gerufen. Damit wurde vor allem kleineren Betrieben bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter unter die Arme gegriffen. „Seit Jahresbeginn hat der Gesetzgeber mit einem neuen Gesetz den Rahmen der Fördermöglichkeiten für Weiterbildungen, die nicht zu einem Berufsabschluss führen, deutlich erweitert“, sagt Maria Amtmann, Leiterin der Allgäuer Arbeitsagentur. Damit kommen nun auch Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern in den Genuss dieser Förderung.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden