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Im Allgäu lebt ein einsamer Wolf - aber wo ist er?

Wölfe im Allgäu

Im Allgäu lebt ein einsamer Wolf - aber wo ist er?

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    Ein 2019 im Allgäu fotografierter Wolf: Dass in der Region ein Wolf heimisch geworden ist, steht seit gut einem Jahr definitiv fest. Doch wo ist der Rüde mit dem Behörden-Stempel GW999m genau?
    Ein 2019 im Allgäu fotografierter Wolf: Dass in der Region ein Wolf heimisch geworden ist, steht seit gut einem Jahr definitiv fest. Doch wo ist der Rüde mit dem Behörden-Stempel GW999m genau? Foto: Landesamt für Umwelt

    Der Wolf im Allgäu ist nicht nur ein ziemlich scheues Tier, er hinterlässt bei seinen Streifzügen auch wenig Spuren. Zumindest keine, die man häufig finden würde im Grenzgebiet zwischen Oberallgäu und Vorarlberg.

    Im offiziellen Wolfsmonitoring trägt der Allgäuer Wolf den offiziellen Namen GW999m. GW steht für Grauer Wolf, 999 für seine genetische Kennung, das m steht für männlich.

    Erstmals in der Region nachgewiesen wurde GW999m im Sommer 2018. Ende August entdeckte man nahe Immenstadt drei tote Schafe. Das zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg beauftragte damals ein Labor, die am "Tatort" gesicherten Speichelspuren genetisch zu analysieren. Die Untersuchung ergab: Ein Wolf hatte zugeschlagen. Und zwar das gleiche Tier, das einen Monat zuvor schon in Burgberg im Oberallgäu ein Kalb gerissen hatte.

    Danach verlor sich die Spur des Einzeltieres. "GW999m wurde nach seinem Erscheinen im Sommer 2018 das gesamte Kalenderjahr 2019 nicht nachgewiesen", sagt ein Sprecher des Landesamts gegenüber unserer Redaktion.

    Zumindest nicht in Deutschland. Tatsächlich hatte sich der Allgäuer Wolf nämlich ins Nachbarland abgesetzt: Im Bregenzer Wald wurden weitere Genspuren von dem Tier nachgewiesen. Erst im Frühjahr 2020 war GW999m dann nachweislich wieder im Oberallgäu unterwegs. Losung, also Wolfskot, konnte dem männlichen Einzeltier zugeordnet werden.

    Der Allgäuer Wolf GW999m hat sich im Allgäu angesiedelt

    Damit stand für die Experten fest: Der einsame Wolf hatte sich hier im Allgäu angesiedelt. "Nach Bewertung der in Bayern erhobenen Monitoringdaten und von Nachweisen im Bregenzer Wald (Österreich) ergibt sich in der Rückschau das Bild eines standorttreuen Einzeltieres", heißt es in schönstem Behördendeutsch beim LfU. Übersetzt: Der Streuner war im Allgäu sesshaft geworden.

    Derzeit leben in Europa zwischen 15.000 und 20.000 Wölfe. Die meisten Tiere gibt es auf dem Balkan. In den Alpen wird die Population nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt auf 400 bis 550 Wölfe geschätzt.
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    Immer wieder werden im Allgäu Wölfe gesichtet. Was Tierfreunde begeistert, bereitet Landwirten Sorgen. Hier ein Überblick über Zahlen und Fakten.

    Standorttreu ist bei Wölfen allerdings relativ. Denn die scheuen Tiere, die sich vor allem von Wildtieren wie Rehen ernähren, können am Tag bis zu 70 Kilometer zurücklegen.

    Das macht es schwer, den "Allgäuer" Wolf GW999m zu orten. Zwar gab es im laufenden Jahr verschiedene Meldungen zu möglichen Wolfssichtungen und -Spuren; eindeutig seien diese aber nicht gewesen. "Der letzte Nachweis von GW999m stammt vom 7. März 2021", heißt es beim Landesamt. Obwohl dieser Nachweis nahe Oberstdorf schon einige Monate zurückliegt, werte man das Grenzgebiet von Allgäu und Vorarlberg weiterhin als "Gebiet mit standortreuen Wolf".

    Ganz allein im Allgäu war Wolf GW999m nicht immer

    Und der hält sich offensichtlich in den vergangenen Monaten von Schafen und Kälbern fern. "Für alle vorliegenden Meldungen zu toten Nutztieren konnte eine Wolfsbeteiligung ausgeschlossen werden", so das Landesamt.

    Ganz allein im Allgäu war GW999m in den vergangenen Jahren übrigens nicht. Im Sommer 2020 riss ein vermutlich aus Brandenburg kommender Wolf bei Aichach sieben Schafe und zwei Wochen später acht weitere Schafe im Bregenzerwald in Vorarlberg. Drei Schafe, die zwischen den beiden Vorfällen Anfang August im Ostallgäu gerissen wurden, dürften nach Meinung von Experten wohl ebenfalls auf das Konto des durchreisenden Wolfsrüden GW1666m gehen.

    Dass sich GW999m und GW1666m im Allgäu begegnet sein könnten, gibt die Spurenlage allerdings nicht her.

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