Oberallgäuer Ausdauersport

Axel Reusch mischt die Szene auf: Veranstalter bringt zwei Events zurück

Eine große Tradition seit 1982 (damals Fellhornlauf) hat der Nebelhornberglauf (im Bild 1999) allemal. Nun lebt er wieder auf.

Eine große Tradition seit 1982 (damals Fellhornlauf) hat der Nebelhornberglauf (im Bild 1999) allemal. Nun lebt er wieder auf.

Bild: Hermann Ernst

Eine große Tradition seit 1982 (damals Fellhornlauf) hat der Nebelhornberglauf (im Bild 1999) allemal. Nun lebt er wieder auf.

Bild: Hermann Ernst

Triathlet Axel Reusch organisiert künftig Nebelhornberglauf und Gebirgstälerlauf in Oberstdorf. Der 55-Jährige haucht den totgeglaubten Events neues Leben ein.
27.01.2023 | Stand: 19:03 Uhr

Er hat viel zu lange die Füße stillhalten müssen – nun gibt Axel Reusch Vollgas. Der 55-jährige Triathlet und Veranstalter organisiert künftig den Nebelhornberglauf und den Gebirgstälerlauf in Oberstdorf und verhilft damit zwei Schmuckstücken des Oberallgäuer Sportkalenders zur Wiederauferstehung. Zusätzlich zu seinen Rennen in Sonthofen ist Reusch nunmehr für sechs Ausdauersport-Events in der Region verantwortlich. „Es fühlt sich gut an, diese neuen Aufgaben zu übernehmen“, sagt der Burgberger. „Vor allem, weil ich spüre, dass alle Beteiligten Lust darauf haben, all das weiterleben zu lassen.“

Reusch’ Motivation für dieses Engagement selbst ist nicht verwunderlich. Immerhin organisiert der 55-Jährige bereits den Sonthofer Frühlingslauf (26. März), das Allgäu Vertical (25. Februar), den Sonthofer Citylauf (14. Juli) und den „Blockbuster“, den Allgäu Panorama Marathon (13. August). „Ich bin nicht nur Veranstalter, sondern auch Enthusiast und Laufverrückter und habe daher ein Interesse daran, dass es diese Läufe in der Region gibt“, sagt Reusch. „Die Gelegenheit hat sich aufgetan und es hat sich richtig angefühlt.“ Beide Veranstaltungen in Oberstdorf waren zuletzt 2019 ausgetragen worden und drohten nach drei Ausfällen in Serie komplett auszusterben.

Erste Gespräche im Dezember

Also setzte sich Reusch mit den bisherigen Veranstaltern, dem TSV Oberstdorf und den Sportstätten Oberstdorf, im Dezember an einen Tisch, um die Bedingungen auszuloten, unter denen eine Fortführung denkbar ist. „Ich wollte wissen, ob es keine Helfer mehr gab, ob der Verein zu viel draufzahlen musste, oder ob es schlicht niemanden mehr gibt, der das Heft in die Hand nehmen will“, sagt Reusch. Tatsächlich hatte sich ein großes Loch aufgetan, nachdem sich Julius Jäger als Verantwortlicher des Nebelhornberglaufs und als Streckenchef des Gebirgstälerlaufs, zurückgezogen hatte. Reusch legte in Gesprächen mit Sportstätten-Leiter Hans-Peter Jokschat und TSV-Präsident Ralf Roth Wert darauf, dass Punkte, wie Termine, Startgeld und Budget-Verwaltung bei ihm liegen: „Sie haben signalisiert, dass es einen Helferstock gibt, der weiter involviert sein wird und so konnte es losgehen. Es hatte viel von Neuanfang.“

Die Termine stehen

Zuallererst legte Reusch die Termine fest: Der Gebirgstälerlauf steigt am 7. Mai, der Nebelhornberglauf am 2. Juli. Den Auftakt macht also der seit über 30 Jahren beliebte Halbmarathon im Oberstdorfer Süden. Vieles bleibt bewährt, die Strecke geht über 21 Kilometer auf 400 Höhenmetern, führt das Feld allerdings nicht mehr aus dem Ort, sondern vom Nordic Zentrum an der Trettach bis zur Spielmannsau, über das Oytal zur Schattenbergschanze und am Moorweiher vorbei zurück ins Ziel. „Wir haben Start und Ziel aus dem Ort verlegt. Es ist weniger Aufwand, finanziell und logistisch, und deshalb ändert sich auch die Strecke geringfügig“, sagt Reusch. „Dafür werden wir mit der Rollbahn-Laufchallenge eine spannende Premiere über 5,7 Kilometer auf der Trainingsstrecke der Langläufer haben.“

Reusch weiß, wovon er spricht, nahm selbst zwölf Mal am Nebelhornberglauf teil.
Reusch weiß, wovon er spricht, nahm selbst zwölf Mal am Nebelhornberglauf teil.
Bild: Dominik Berchtold

Härtester Lauf Deutschlands

Auch beim Nebelhornberglauf, einem Highlight der Ausdauersport-Szene, wird der Start am 2. Juli an die Talstation der Nebelhornbahn verlegt. Von dort führt Deutschlands härtester Berglauf über 9,7 Kilometer und knüppelharte 1420 Höhenmeter über Straßen, alpine Pfade und Wirtschaftswege bis zum Ziel am Nebelhorngipfel. „Mir war es wichtig, dass alle Beteiligten vor Ort mit im Boot sind – und die Betriebsleiter der Nebelhornbahn haben mir früh deutlich gemacht, dass sie uns unterstützen“, sagt Reusch. „Der Lauf ist seit 1982 (damals noch als Fellhornlauf) ein Monument der Berglaufszene. Dessen bin ich mir bewusst und das will ich weiterführen.“ Reusch weiß, wovon er spricht, immerhin war er ein Dutzend Mal – zuletzt 2018 – selbst am Start.

„Haben Spuren hinterlassen“

Die Resonanz auf den Neuanfang sei überwältigend sagt Reusch, auch wenn der Organisator beim Restart nicht mit Topzahlen rechnet. „Ich denke nicht, dass wir an die Rekorde von 700 (Gebirgstäler) oder 300 Startern (Nebelhorn) herankommen“, sagt der Burgberger. „Die drei Jahre haben sicher Spuren hinterlassen. Aber es ist vielleicht gar nicht so schlecht, wenn wir mit der Hälfte an Teilnehmern planen, damit wir Abläufe erst durchprobieren können.“

Und auch wenn Reusch durch sein Engagement als Organisator von nunmehr einem halben Dutzend Veranstaltungen seltener dazu kommt, selbst zu trainieren: Der Allgäuer Rekordhalter mit acht Starts bei der Ironman-WM auf Hawaii brennt für die neuen Projekte. „Blöd ist, dass ich die Hälfte der Events, die ich geil finde, nicht mehr selbst laufen kann. Aber das ist der einzige Nachteil“, sagt Reusch. „Ich spüre auch ehrlich gesagt, dass mein Erlebnisanteil allmählich größer wird als die Ambition. Das ist der normale Lebensgang. So habe ich auch Zeit für die Events.“ Die Oberallgäuer Ausdauersport-Szene freut’s.