Ob Frühsommer (unser Bild), Sommer oder Herbst: Vom Grasrücken zwischen Kugelhorn und Knappenkopf hat man den besten Blick auf den Schrecksee samt Hochvogel (hinten links).
Bild: Mark Bihler
Ob Frühsommer (unser Bild), Sommer oder Herbst: Vom Grasrücken zwischen Kugelhorn und Knappenkopf hat man den besten Blick auf den Schrecksee samt Hochvogel (hinten links).
Bild: Mark Bihler
Kaum ein Ziel in den Allgäuer Alpen hat in den letzten Jahren einen solchen Hype erlebt, wie der Schrecksee bei Hinterstein. Mit verantworlich für den Ansturm auf den malerischen See ist sicherlich Instagram. Über 15.000 Beiträge sind dort unter dem Hashtag #schrecksee zu finden - meist posieren Influencerinnen dort vor der Traumkulisse, um besonders viele Likes abzugreifen. Dazu kommen unzählige Beiträge ohne Nennung des Sees.
Am schnellsten ist der Schrecksee von Hinterstein aus zu erreichen. Doch es geht auch auf die längere Tour: Vom Vilsalpsee im Tannheimer Tal über den Schrecksee zur Landsberger Hütte - und dann wieder nach Tannheim zurück. Der Vorteil: Diese Runde bietet auch abseits des Schrecksees wunderbare Blicke auf die Tannheimer Berge und Allgäuer Alpen mit Hochvogel und Co.
Sieben bis acht Stunden dauert die besagte Rundtour. Schon deshalb sollte man zeitig starten. Am einfachsten geht das mit Rad-Unterstützung. Für Autos ist die Zufahrt zum Vilsalpsee nur morgens bis 8 Uhr gestattet. Zurück nach Tannheim darf man erst ab 17 Uhr fahren. Für die Schreckseerunde ist diese restriktive Regelung von Vorteil. Denn wegen der zeitlich beschränkten Zufahrt hält sich der Ansturm von dieser Seite aus vor allem an Wochentagen in Grenzen. Zudem ist man mit dem Fahrrad oder E-Bike schnell am Startpunkt der Bergwanderung und man vertrödelt keine Zeit.
Mit dem Rad geht es am rechten Seeufer vorbei bis zur Vilsalpe am Ende des Sees. Dort beginnt rechts hinter dem Haus der Steig in Richtung Gaishorn. Es geht gleich knackig bergauf und schnell wird klar, warum ein früher Start ratsam ist. Die Sonne heizt den südseitigen Anstieg schnell auf, Latschen tun ihr Übriges um diesen Teil zur anstrengendsten Etappe der Rundtour zu machen. Aber immerhin: Hat man die ersten 650 Höhemeter gepackt, dann ist der anstrengendste Teil der Tour im Sack.
Kurz erfrischen kann man sich an einen kleinen Wasserfall links des Aufstiegs. Wer das Wasser als Trinkwasser mitnehmen will, der geht ein kleines Risiko ein. Denn oberhalb des Wasserfalls stehen an heißen Tagen oft Schafe im Bach - deren Badewasser gibt es weiter unten dann am Wasserfall.
Nach dem ersten Anstieg zweigt auf knapp 1700 Meter der Weg an einer Gabelung nach links ab. Das Gelände wird flacher und der Weg führt unterhalb des imposanten Rauhhorns weiter. Zuvor aber am besten noch einmal den Tiefblick zum Vilsalpsee im Morgenlicht genießen.
Vor der Hinteren Schafwanne, die von der Tannheimer auf die Hintersteiner Seite hinüberführt, wird es noch einmal kurz steiler. Oben am Joch sind dann gut 800 Höhenmeter geschafft. Die gesamte Runde kommt auf rund 1100 Höhenmeter, der Großteil des Aufstiegs liegt also schon hinter einem.
Nicht eingerechnet dabei ist ein kleiner Ausflug: Denn an der Hinteren Schafwanne gibt es zwei Optionen: Entweder dem Weg, der teils mit ein paar Stahlseilen versichert ist, hinunter zum Schrecksee folgen - oder eben am Grat entlang den wenigen Markierungen und Trittspuren aufs Kugelhorn folgen. Dabei gibt es ein paar ausgesetztere Stellen. Wer mit der Schwindelfreiheit Probleme hat, der sollte den direkten Weg wählen. Vorteil der Kugelhorn-Variante: Die Perspektive auf den Schrecksee ist von dort oben einzigartig. Diesen Anblick kann die Tour von Hinterstein aus kaum bieten - das Artikelbild wurde übrigens von dort aus geknipst.
Vom Kugelhorn geht es erst über Wiesengelände in Richtung Schrecksee. Am Knappenkopf wird es kurz eng und etwas ausgesetzt, dann verläuft der Steig steil aber unschwer zum See hinunter. Etwas oberhalb trifft man auch auf den Normalweg, der das Kugelhorn auslässt. Dieser hat keine besonderen Schwierigkeiten, kann aber nach intensiveren Regenfällen länger feucht und matschig bleiben. Teleskopstöcke helfen dann auf dem etwas rutschigen Weg.
Zelten und Biwakieren ist am Schrecksee nicht erlaubt. Aber gegen einen Sprung ins kalte Wasser hat niemand etwas. Wer dort kurz baden will, sollte sich aber vorher nicht extra mit Sonnencreme eingeschmiert haben. Denn die ist schädlich für die Wasserqaulität im Naturschutzgebiet. Also am besten erst nach dem Baden nachcremen. Je nach Jahreszeit ist die Temperatur des Schrecksees angenehm frisch oder einfach nur saukalt.
Vom Schrecksee aus geht es einige Höhenmeter hinauf zum Kirchendachsattel. Von dort aus folgt die nördliche Querung unterhalb der Kälbelespitze. Der Weg ist bis auf eine kleine Felsstufe unschwer zu begehen. Die Stufe erfordert kurz Trittsicherheit, aufpassen sollte man besonders wenn der Fels feucht ist. Am besten sich an der Verschneidung mit einem Stock talwärts absichern und mit der rechten Hand am Fels abstützen beziehungsweise festhalten.
Imposant ist der Ausblick auf die Rote Spitze, deren grüner Grasrücken nach Norden hin steil abfällt. Rechts daneben liegt die Steinkarspitze. Beide Berge empfehlen sich für Konditionsstarke als Abstecher. Etwas schneller geht es auf die Steinkarspitze, dazu einfach den Abzweig vom Weg rechts hinauf nehmen. Den fast noch schöneren Blick hat man allerdings von der Roten Spitze, die man direkt vom westlichen Lachenjoch aus mitnehmen kann. Weil beide Berge kurz vor der Landsberger Hütte liegen, bietet sich dort nach den zusätzlichen Höhenmetern eine Verschnaufspause an.
Von der Terrasse aus kann man bei einem Radler den Bergsteigern im Klettersteig auf die Lachenspitze zusehen. Zudem hat man einen schönen Blick auf die Lache - einen kleinen See an der Landsberger Hütte. Vom dahinter liegenden Schochen hätte man sogar den bekannten Drei-Seen-Blick über Lache, Traualpsee und Vilsalpsee.
Nun geht es nur noch bergab. Auf dem Weg hinunter zum Traualpsee heißt es nochmal kurz aufpassen. Der Weg ist steil und an wenigen Stellen etwas ausgesetzt. Versicherungen entschärfen den Abstieg aber erheblich. Vorsicht ist vor allem bei Nässe geboten.
Vom Traualpsee geht es dann unschwer zum Ausgangspunkt Vilsalpsee hinunter. Wer die Rundtour mit dem Fahrrad begonnen hat, muss aber von der Talstation der Materialseilbahn noch nach links zur Vilsalpe zurücklaufen - hat aber dort eine weitere Einkehrmöglichkeit.
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