Ausdauersport-Event in Immenstadt

Flachlandtiroler und furiose Comebacks: Gebirgsmarathon wird zum Spektakel

Gebirgsmarathon

"Mystisch" sei die Stimmung am Grat gewesen, sagt Simon Pulfer über den 32. Immenstädter Gebirgsmarathon. Comebacker Stefan Lämmle (im Bild) siegte überraschend über die lange Distanz von 31 Kilometer und 3050 Höhenmeter.

Bild: Dominik Berchtold

"Mystisch" sei die Stimmung am Grat gewesen, sagt Simon Pulfer über den 32. Immenstädter Gebirgsmarathon. Comebacker Stefan Lämmle (im Bild) siegte überraschend über die lange Distanz von 31 Kilometer und 3050 Höhenmeter.

Bild: Dominik Berchtold

Der Gebirgsmarathon in Immenstadt schreibt erneut kuriose Geschichten. Lämmle triumphiert auf der Königsstrecke. "Fremdgänger" Pulfer überrascht.
03.08.2021 | Stand: 13:11 Uhr

Man nehme einen Sensationssieger, einen Rückkehrer, der ebenso verblüffend triumphiert, Lokalmatadore, die auf der ganzen Linie überzeugen – und das alles in einem traditionsreichen Berglauf: Und schon steht das nächste Kapitel der „Erfolgsgeschichte Immenstädter Gebirgsmarathon“. So geschehen bei der 32. Auflage der beliebten Ausdauersport-Veranstaltung mit 102 Teilnehmern in Immenstadt.

„Ich bin rundum zufrieden. Besser hätte es nicht laufen können“, sagt Organisator Marc Dürr. Der 25-jährige Vorderhindelanger veranstaltet den Traditionslauf seit 2017 mit Stefan Lang, der sich heuer im Vorfeld zwar herausgenommen hatte, am Renntag aber wieder dabei war. „Die Helfer sind eingespielt, coronatechnisch hat alles gepasst und wir haben coole Geschichten auf der Strecke erlebt“, sagt Dürr.

Marc Dürr über Lämmle: „Hatten ihn nicht auf dem Schirm“

In der Tat. Allen voran erzählt die Stefan Lämmle. Den 44-jährigen Athleten vom TSV Wiggensbach als „Sensationssieger“ über den Gebirgsmarathon mit 31 Kilometern und 3050 Höhenmetern zu bezeichnen, wäre angesichts seiner Leistungen in den vergangenen Leistungen an sich unangemessen. Allerdings hatte der Routinier seit fast zwei Jahren aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen pausiert und feierte bei seinem Sieg in 4:34:48 Stunden nun ein umso beeindruckenderes Comeback. „Ich selbst habe ihn das letzte Mal beim Seenlauf 2019 gesehen. Er war nicht mehr viel unterwegs“, sagt Dürr. „Es war cool, dass er wieder dabei war, aber als Favoriten auf der langen Strecke hatten wir ihn ehrlich gesagt nicht auf dem Schirm. Insofern war es eine Sensation – obwohl er immer schon stark war.“

Simon Pulfer verblüfft die Konkurrenz

Letzteres gilt auch für Simon Pulfer. Denn der selbst ernannte „Flachlandtiroler“ vom Allgäu Outlet-Raceteam überraschte als Sieger beim Gebirgstrail, der das Feld über 15 Kilometer und 1500 Höhenmeter führte, in 1:46:22 Stunden. Zweiter wurde der Immenstädter Nachwuchsläufer Simon Sambale vor einem „Outlet-Trio“. „Für so einen Flachlandtiroler wie mich, der normal nur auf der Straße und im Ebenen unterwegs ist, war der Kurs eine Herausforderung“, sagt Pulfer. „Aber ich war schon nach 35 Minuten alleine unterwegs und habe mich ab da nicht mehr umgedreht. Unterwegs waren immer wieder Freunde zum Anfeuern auf der Strecke und hintenraus war klar, dass ich das Ding gewinne. Unglaublich, eigentlich.“

Charlotte Heim im Finale: Adrenalin pur

Nicht überraschend, aber ebenso emotional war der Sieg der Bad Hindelangerin Charlotte Heim beim Trail. Die 25-Jährige, die ebenfalls für das Allgäu Outlet-Raceteam startet, jubelte nach 2:14:13 Stunden im Ziel an der Alpe Oberberg, hatte aber mit den Bedingungen zu kämpfen. „Der Lauf war wie schon 2020 kurzweilig und schön. Und doch war ich deutlich langsamer. Lag wohl daran, dass alles nass und matschig war. Ich bin besonders bergab extrem vorsichtig gelaufen“, sagt Heim. „Trotzdem habe ich den Lauf genossen, es ist eine wunderschöne Strecke. Aber die letzten 1,5 Kilometer waren Adrenalin pur.“

Insgesamt 102 Teilnehmer wagten sich auf beide Strecken, den Marathon und den Gebirgstrail – Organisator Marc Dürr freute sich über „einen reibungslosen Ablauf“.
Insgesamt 102 Teilnehmer wagten sich auf beide Strecken, den Marathon und den Gebirgstrail – Organisator Marc Dürr freute sich über „einen reibungslosen Ablauf“.
Bild: Dominik Berchtold

Dabei hatte der Starkregen, der sich auch in der Nacht vor dem Rennen über dem Oberallgäu ergossen hatte, allen Athleten auf den Strecken zu schaffen gemacht. „Die Temperaturen waren für den Lauf perfekt“, sagt der Organisator. „Durch den Dauerregen war die Strecke sehr matschig, aber trotzdem griffig für die Läufer. Dass die Zeiten deutlich langsamer als im Vorjahr waren, lag nicht unbedingt am Wetter.“ So brauchte Lämmle beim Comeback-Sieg beispielsweise fast 48 Minuten länger als Vorjahressieger Florian Reichert bei seinem Streckenrekord (3:47:22). Bei den Damen war Marathon-Siegerin Petra Friedrich vom TV Isny mit ihren 5:14:10 Stunden eine Viertelstunde langsamer als Rekordhalterin Anja Kobs (4:58:22). Charlotte Heim blieb wiederum sechs Minuten unter ihrer eigenen Bestmarke.

Marc Dürr übertrifft sich

Die Erfolgsbilanz des bärenstarken Allgäu Outlet-Raceteams mit fünf Podestplatzierungen in vier Wertungen trübte das allerdings ebenso wenig wie die gute Laune von Marc Dürr. „Normalerweise müsste ich mir wünschen, dass es ab jetzt in jedem Jahr so läuft“, sagt der 25-Jährige. „Außer ich darf selbst mal mitlaufen. Aber das Wichtigste ist, dass der Gebirgsmarathon seinen Charme behält.“ Das ist Dürr wieder gelungen – auch wenn der Ausdauersportler dafür sogar das selbstgesetzte Starter-Limit leicht überschritten hat. Denn statt der rasant ausgebuchten 100 Plätze gab es in Immenstadt doch 102. Noch so eine Geschichte: Denn ausgerechnet Simon Pulfer kam als Nachzügler und „Spontanmelder“ an den Start. „Wir sind so gute Kumpels, da konnte ich schon eine Ausnahme machen“, sagt Dürr lachend. Pulfer hat’s gefreut – am Start und im Ziel.