Beim Comeback des Nebelhornberglaufs waren die Platzhirsche David Sambale (im Bild) und Madlen Kappeler nicht zu halten. Tradition bei all seinen Events: Organisator Axel Reusch empfing jeden der 255 Finisher persönlich im Ziel mit einer Medaille – trotz sieben Grad und Dauerregens.
Bild: Günter Jansen
Beim Comeback des Nebelhornberglaufs waren die Platzhirsche David Sambale (im Bild) und Madlen Kappeler nicht zu halten. Tradition bei all seinen Events: Organisator Axel Reusch empfing jeden der 255 Finisher persönlich im Ziel mit einer Medaille – trotz sieben Grad und Dauerregens.
Bild: Günter Jansen
Neuer Kurs, neuer OK-Chef – altbekannter Sieger. Mit der überraschend starken Resonanz von 255 Finishern und einem Wiederholungstäter in der Siegerliste hat der Nebelhornberglauf in Oberstdorf ein gelungenes Comeback gefeiert. Der Immenstädter David Sambale triumphierte nach 2019 (bisher letzte Austragung) erneut beim härtesten Berglauf Deutschlands in 1:02:02 Stunden – eine Zeit, die den Vergleich zu den früheren Auflagen allerdings nicht hält, weil der Kurs heuer verändert wurde.
„Ich mochte die alte Strecke schon sehr – deshalb ist es auch einer der schönsten Bergläufe“, sagte Sambale. „Die neue Strecke ist aber auch cool, vor allem bis zur Seealpe ist sie abwechslungsreicher. Den Kurs bis zum Beginn des Latschenhangs hätte ich persönlich anders gewählt, aber es ist immer noch ein wahnsinnig schöner Lauf. Und vor allen Dingen wird er nach dem Latschenhang noch härter.“
So waren erstmals 9,7 Kilometer anstatt 10,5 Kilometer und mit knüppelharten 1420 Höhenmetern auch etwas mehr Höhe als früher zu meistern. Grund dafür war auch, dass Organisator Axel Reusch, der erstmals den ausrichtenden TSV Oberstdorf unterstützte, für seine Premiere vom Start aus dem Ortszentrum aus logistischen Gründen an die Talstation der Nebelhornbahn auswich.
So unterschied sich die Strecke des seit 1982 beliebten Traditionslaufes (damals noch als Fellhornberglauf) auf den ersten zwei Dritteln von den früheren Auflagen. „Es ist alles aufgegangen, wie wir das wollten. Die Strecke ist durch den Wegfall des Straßenstücks natürlicher geworden“, freute sich Reusch. „Diese Idee von Hans-Peter Jokschat hat den Charakter des Rennes verändert und es technisch anspruchsvoller gemacht.“
Das unterstreicht die kolossale Lücke, die hinter Sambale im Männer-Klassement klaffte: Auf Rang zwei lief der Rosenheimer Maximilian von Lippe in 1:05:55 Stunden mit einem Rückstand von fast vier Minuten – einen Abstand, den es zumindest in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben hatte.
Sambale hatte sich bald nach dem Start abgesetzt und ab dem Mittelteil mit seinem „eigenen Tempo mein eigenes Rennen“ gelaufen. Dritter wurde Michael Zweigart vom Allgäu Outlet Raceteam, Ultra-Sieger beim Allgäu Panorama Marathon 2021 (1:07:47). Der „alte Streckenrekord“ liegt bei knapp über einer Stunde. Durch den veränderten Abschnitt habe man allerdings ein langsameres Rennen erwartet, sagt Reusch – er und sein OK-Team hatten um eine mögliche Siegerzeit Wetten abgeschlossen.
Sogar noch dominanter als Sambale war die schnellste Frau am Nebelhorn, Ausnahme-Triathletin Madlen Kappeler. Die 25-jährige Vorderhindelangerin lief in atemberaubenden 1:10:57 Stunden schneller als jede andere Frau vor ihr auf einer vergleichbaren Strecke, distanzierte die „Outlet-Racerin“ Johanna Steinmüller um fast neun Minuten (1:19:43) und wäre damit sogar bei den Männern sensationelle 13. geworden.
Und so war Reusch, der mit seinen beiden „Neulingen“, dem Nebelhornberglauf und dem Gebirgstäler-Halbmarathon, nunmehr sechs Oberallgäuer Events ausrichtet, „absolut überwältigt von der Teilnehmerzahl“ und hochzufrieden mit der Premiere. „Ich musste zwar wieder etwas dazulernen, neue Kontakte knüpfen und auf die Erfahrung des ein oder anderen Organisators zurückgreifen“, sagte der 55-Jährige, der selbst schon über ein Dutzend Mal am Nebelhorn am Start war. „Aber trotzdem profitiere ich natürlich von den Erfahrungen aus den anderen Läufen.“
Das Einzige, das auch Reusch nicht beeinflussen konnte, war das Schmuddelwetter von sieben Grad und Dauerregen – und das dürfte auch der einzige Wermutstropfen beim Comeback des Schmuckstücks im Oberallgäuer Sportkalender gewesen sein.
„Auf den Wind und den Nebel hätte ich verzichten können“, sagte Reusch. „Am Gipfel war es richtig ungemütlich. Wir standen zwar im Schutz der Gebäude, aber die Zielatmosphäre war durch das Wetter nicht so gemütlich.“
Das sah auch Skibergsteig-Nationalkader-Athlet David Sambale so: „Das Wetter war für das Laufen nicht das große Problem – ein bisschen mehr Sicht wäre schön gewesen, aber es war nicht zu kalt“, sagte der Sieger. „Im Ziel war es aber dann doch ziemlich eklig und nass. Aber der Sieg macht das wett. Er gibt mir ein gutes Gefühl für die kommende Wintersaison – und entschädigt dann auch für die Bedingungen.“